Website-Content der sprachliche und kulturelle Grenzen überquert

Die Welt ist klein geworden – vor allem, was das Geschäftliche betrifft. Das Internet ermöglicht es, ein Unternehmen bis in den letzten Winkel des Planeten bekannt zu machen und moderne Logistik-Dienstleister machen die Belieferung von Kunden in aller Welt so einfach wie nie. Doch zu einem weltweit über das Internet verkaufenden Unternehmen gehört mehr als nur eine Website in englischer Sprache.

Wer denkt, dass man alleine mit englischsprachigen Informationen, Bestell- und Supportmechanismen erfolgreich weltweit verkaufen kann, irrt sich gewaltig. Wenn überhaupt, war es allenfalls früher möglich, das Gros der Netizens mit Englisch zu erreichen, als im Netz praktisch nur Leute aus Technik und Wissenschaft unterwegs waren, die davon ausgingen und akzeptierten, dass Englisch die Sprache war, die in der Welt der Computer und Netze gesprochen wurde. Heute sind nicht nur Lieschen Müller, Hans Schulz und ihre englischen, französischen und italienischen Entsprechungen vernetzt, sondern es nutzen auch in Lateinamerika, Asien oder Osteuropa ganz gewöhnliche Leute von nebenan das Netz als Informationsquelle und virtuelles Einkaufszentrum.

Am liebsten in der Muttersprache

Eine kürzlich erstellte Studie zeigt, dass zwar Leute in einigen, typischerweise kleineren Ländern (von der Einwohnerzahl her) wie Schweden, Griechenland oder Zypern zu einem sehr großen Teil bereit sind, notfalls englischsprachige Informationen aus dem Netz zu nutzen, wenn solche in ihrer Muttersprache nicht vorhanden sind, diese Bereitschaft jedoch mit steigender Größe des jeweiligen Landes abnimmt. Offenbar erwarten Menschen, deren Muttersprache von vielen Menschen gesprochen wird – und das ja wohl auch nicht zu Unrecht – dass diese von den Medienanbietern berücksichtigt wird. Dies gilt auch – und vor allem – wenn es darum geht, etwas im Netz zu kaufen: Vor allem die Sprecher von Sprachen, die von vielen Leuten gesprochen werden, kaufen überwiegen nur auf Seiten in ihrer Sprache. Als Deutscher oder Franzose ist man gewöhnt, nicht nur Filme und Bücher, sondern eben auch Internet-Content in die eigene Sprache übersetzt angeboten zu bekommen, während man etwa in den Niederlanden eher an Filme mit Untertiteln und englischsprachige Websites gewöhnt ist.

Tatsächlich lohnt es sich natürlich eher, nicht nur Website-Content, sondern auch andere Informationen in eine bestimmte Sprache zu übersetzen, wenn diese von vielen Menschen gesprochen wird. Daher wird man natürlich bei der Internationalisierung einer Website als erstes die Sprachen und Länder in Angriff nehmen, die viel gesprochen werden bzw. viele Einwohner haben.

Die Botschaft muss rüberkommen

Website-Content der sprachliche und kulturelle Grenzen überquertDas Allerwichtigste beim Übertragen und Adaptieren von Website-Content in eine andere Sprache bzw. für andere Kulturkreise ist, dass die Botschaft, für die eine Marke oder ein Produkt steht, nicht verlorengeht oder gar verdreht wird: Viele Dinge lassen sich nur sehr schwer oder gar nicht in andere Sprachen übersetzen. Mit Schulkenntnissen oder gar ohne jegliche Ahnung von einer Sprache und mit lediglich einem Übersetzungsprogramm selbst eine Übersetzung zurecht schustern zu wollen, führt praktisch unweigerlich zum Misserfolg. Lassen Sie sich nur einfach einmal irgendeine fremdsprachige Website von Google übersetzen und überlegen Sie, ob sie jemandem etwas abkaufen würden, der es Ihnen in einem solchen Deutsch anpreist.

Sparen Sie also nicht am falschen Ende, sondern suchen Sie sich einen guten Übersetzer für ihren Content. Am besten eigenen sich hierfür Muttersprachler der Zielsprache, welche die Quellsprache aber auch so gut beherrschen, dass sie die Feinheiten eines Textes erfassen und dafür möglichst gute Entsprechungen in der Zielsprache finden können und zudem wissen, was in den beiden jeweiligen Kulturen derzeit angesagt ist und vor sich geht. Mit dem Anbieten von geeignetem Content vertiefen Sie die Akzeptanz ihrer Marke bzw. Ihres Produktes, wenn es im Zielland einmal bekannt ist. Wie zuhause auch, kommen die Besucher wieder, wenn es Neues und Interessantes auf der Website gibt und kommen so immer wieder mit Ihrer Marke in Berührung.

Technische Aspekte

Das Verwalten und Pflegen einer mehrsprachigen Website kann sehr aufwendig werden, da sich ja die Menge des Contents mit der Anzahl der Sprachen multipliziert. Daher sollten Sie auf Ihrem Webserver ein gutes Content Management System (CMS) wie Joomla oder Drupal installieren bzw. ein Webspace-Paket wählen, welches ein solches beinhaltet. Das Eingeben und Editieren von Artikeln mit Texten, Bildern und auch Multimedia-Content ist bei solchen System recht einfach zu erlernen. Daher kommen damit in der Regel auch Sprachschaffende, die nicht unbedingt IT-Fachleute sind, zurecht  und können Ihre Arbeit selbst online stellen.

Ein weiterer technischer Aspekt sind die Keywords: Hier sollten Sie sich auf gar keinen Fall auf automatische Übersetzungen verlassen. Nicht einmal das Wörterbuch ist hier unfehlbar. Es kommt nämlich darauf an, welche Worte für einen Begriff im Zielland nicht nur verstanden, sondern tatsächlich benutzt werden, speziell beim Suchen im Netz. Wenn wir in Deutschland nach „Autoversicherung“ suchen, wird ein Franzose nicht nach der korrekten Übersetzung „assecurance automobile“ suchen, sondern nach „assecurance auto“. Entscheidend ist die Umgangssprache einschließlich aktueller Modewörter.  Auch hier ist wieder der Muttersprachler  richtig am Platz, der sich mit der aktuell gesprochen Sprache in seinem Land auskennt.

Internationales Marketing über das Netz ist sicherlich kein Kinderspiel. Es lässt sich jedoch durchaus beherrschen, wenn Sie sich die richtigen Helfer suchen und nicht am falschen Ende sparen. Es sind einige Investitionen erforderlich, aber Sie erreichen damit auch Märkte, die Sie mit einer einsprachigen Website nicht erreichen können.

Über den Autor: Christian Arno ist der Gründer und Autor von Lingo24, einem Übersetzungsunternehmen, das sich auf Website-Übersetzung spezialisiert. Folge Lingo24 auf Twitter @l24de.

photo by: visualpanic


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