Webseite der Sufis - noch eine Nachrichtenseite, die das Regime im Iran wirklich nicht mag
26.07.2013Politik & Gesellschaft erstellt von Golnaz Esfandiari für RFL/RL
Die Führungsclique im Iran mag viele Webseiten nicht. Sie drückt ihre Abneigung durch die Blockierung der betreffenden Seite im Netz aus. Üblicherweise beschuldigen die Regimeverantwortlichen diese Seiten unmoralische Inhalte zu verbreiten oder nationale Interessen zu gefährden.
Screenshot Majzooban-e-Nour
Dann gibt es aber auch Webseiten, die das Regime wirklich nicht mag. Auch diese werden gesperrt und die Gestalter der Webseite werden sehr häufig harten Strafen ausgesetzt.
Eine dieser Seiten ist "Majzooban-e-Nour". Sie wird von Sufi-Derwischen betrieben und bringt Nachrichten über die Nematollah Gonabadi Derwische im Iran. Diese Gruppe ist der Mitgliederstärkste Orden im Land (um die 4 Millionen landesweit) und steht seit einigen Jahren unter wachsendem Druck von Seiten des Regimes. Konservativ-fundamentalistische Kleriker beschreiben die toleranten Auslegungen des Islam durch die Sufis als abweichlerisch.
"Majzooban-e Noor" hat immer wieder aus erster Hand über die Verfolgungen der Derwische durch das Regime berichtet und wurde dadurch zu einer wertvollen Informationsquelle für Sufis und Menschen, die an ihrem Leid Interesse zeigten.
Vor Kurzem haben Mitarbeiter der Webseite den ganzen Zorn Teherans abbekommen, als sie verhaftet wurden und hinter Gitter festgehalten wurden.
Vergangene Woche wurden sieben Mitarbeiter der Webseite, der Redakteur und ein Fotojournalist darunter, zu Gefängnisstrafen zwischen sieben ein halb und zehn ein halb Jahren verurteilt. Ein Gericht unter dem Vorsitz von Richter Salavati befand sie für schuldig gegen die nationale Sicherheit gehandelt zu haben, Propaganda gegen die Führungsclique verbreitet und die Führer Irans beleidigt zu haben - die ewig gleichen Anschuldigungen der Regimeverantwortlichen gegen politische Aktivisten und Intellektuelle.
Den sieben Derwische wurde jede Mitgliedschaft in einer Gruppe oder Partei verboten, jede Beteiligung an Medienarbeit, Internet inklusive für fünf Jahre untersagt.
In den letzten zwei Jahren saßen sie ohne Gerichtsurteil in Haft und wurden in Erwartung einer Anklage in Einzelhaft gehalten.
Seit 2011 sind im Zusammenhang mit der Webseite an die 20 Menschen verhaftet worden.
Die Behörden haben auch versucht den Druck zu erhöhen auf den Herausgeber von "Majzooban-e Noor," Farhad Nouri, der vor zwei Jahren in die Türkei floh.
Nouri äußerte gegenüber Radio Free Europe / Radio Liberty, dass seine Mutter, Farzaneh Nouri, am Wochenende zu zwei Jahren Gefängnis und drei Jahren Exil in der abgelegenen Provinz Khusestan verurteilt wurde, wegen ihrer Nähe zu der Webseite, wegen Handlung gegen die nationale Sicherheit und wegen Störung der öffentlichen Ordnung.
Frau Farzaneh Nouri mit weiteren verhafteten Derwischen
"Meine Familie und ich weisen diese Anschuldigungen als falsch zurück," sagt Nouri. "Sie haben im September 2011 meine Mutter nur verhaftet, weil sie hinter mir her waren. Meine Mutter ist Derwisch, aber mit meiner Medien- und Menschenrechtsarbeit hatte sie nichts zu tun! Als ich den Iran verlassen habe, hatte sie noch nie mit Computern zu tun gehabt."
Nouri's Mutter verbrachte 2011 drei Wochen im Gefängnis, wo sie mehreren Befragungen zu den medialen Aktivitäten ihres Sohnes unterzogen wurde. Schließlich wurde sie gegen eine Kaution entlassen.
Nouri teilte RFL / RL außerdem mit, dass er bedroht wurde und durch Mittler aufgefordert wurde die Veröffentlichungen auf seiner Webseite einzustellen und keine Informationen über die Verfolgungen und Unterdrückungen der Derwische zu verbreiten.
Er sagte der Druck habe ihn noch entschlossener gemacht seine Arbeit fortzusetzen.
Übersetzung: Helmut N. Gabel für mehriran.de
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