WDR und die falsche Zeitung

Von Falballa

Vielleicht wid das einigen nicht gepasst haben, und sicherlich haben viele erst einmal komisch aus der Wäsche gekuckt, als am Donnerstag beim WDR eine falsche Ausgabe der Mitarbeiterzeitschrift WDR Print rumging. Diese war nämlich nicht wie sonst, denn sie enthielt ziemlich böse, aber ehrliche Kritik am Sender und den der Führung.
Diesen Donnerstag wird man beim WDR in Köln nicht so schnell vergessen und so mancher Mitarbeiter freut sich auf eine ausgiebige Wochenendlektüre, denn die am Donnerstag verteilte Ausgabe der Hauszeitung "WDR Print" war unerwartet lesenswert: Sie war eine Fälschung. Als Ausgabe für den November 2011 getarnt, vermeldete die vermeintliche Hauszeitung der größten ARD-Anstalt spektakuläre Neuigkeiten. Auf der Titelseite grüßt die Maus mit erhobener Faust, der Aufmacher trägt die Überschrift "Auferstanden von den Quoten" und erzählt von einer Wende im WDR.
Der Tenor der fiktiven Hauszeitung, die über den hausinternen Postverteiler sowie in der Kantine verbreitet wurde, ist klar: Der WDR arbeite künftig an einem besseren Programm. Die Art und Weise wie dies ein Team von rund 50 Mitarbeitern in der 16-seitigen Zeitung umgesetzt hat, ringt einem Respekt und Anerkennung ab: Selten traf bitterböse Kritik so charmant verpackt ihr Ziel mitten ins Schwarze. Wer genau dahinter steckt, ist unklar. Unterstützt wurde das Projekt allerdings von der Deutschen Journalisten Union bzw. Verdi.



© Anonym
Die Gags und feinen Spitzen ziehen sich von der ersten bis zur letzten Seite dieser selbsternannten "Zukunftsausgabe". Günther Jauch habe man abgesagt, weil er zu teuer sei. Den Rundfunkrat habe man durch ein Zuschauerparlament ersetzt. Sendungen wie "Tiere suchen ein Zuhause" werden eingestellt ("Der Sender will sich nicht länger vorwerfen lassen, sein Programm sei auf den Hund gekommen"), dafür gebe es neue Sendungen wie die neue Reportage-Reihe "Potthässlich" über die schlimmsten Städte NRWs ("Zwischen Bottrop und Quadrath-Düsseldorf wartet ein ganzes Bundesland   darauf,   neu entdeckt zu werden – und zwar so, wie es wirklich ist: Potthässlich").
In einem offenen Brief mit der Headline "Mutig in die Zukunft" schreibt WDR-Intendantin Monika Peel - mit nebenstehendem Foto von Monika Piel im Outfit von Agentin Emma Peel - über eigene Fehler. Eine Konferenzquote soll künftig regeln wieviel Arbeitszeit ein WDR-Mitarbeiter künftig in sinnlosen Konferenzen verbringen darf. Im Portrait wird der Job des "Löschkassettenwarts" vorgestellt, der beim WDR für das Löschen alter Aufnahmen zuständig sei. Dazu der passende Info-Kasten "Wie wird man Löschkassettenwart?". Für Lacher sorgt auch der Artikel "Chillout-Ecke: Wellness im WDR".

Sowas finde ich absolut klasse. Solange die Kritik in angemessener Form vorgetragen wird und nicht nur Hetze und Böse ist, find ich die Idee gut. Schließlich bekommt der Sender so aus eigenen Reihen gesagt, was schief läuft und hat die Möglichkeit, etwas zu verändern.
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