Waves Vienna 2016: Es geht weiter mit Milk+, Avec und Klischée
Tag 2 am heurigen Waves Festival steht nach den einzelnen Conferences, die tagsüber stattfinden und sich mit unterschiedlichsten Themen diverser Musikgenres befassen, im Zeichen der Panta R&E Label Night, die das Wiener Trio Lausch im WUK Beisl eröffnet, während die vier Musikerinnen von Haze’evot aus Tel Aviv die VSA Night auf der Skip Stage eröffnen.
Als einer der Fixpunkte der To Go-List stehen im WUK-Foyer Hella Comet aus Graz an. Sei es auch hier wieder einem zu frühen Slot geschuldet, aber der Funke auf das Publikum will leider nicht so recht überspringen. Performance gut, aber stimmungstechnisch durchaus ausbaufähig.
Nach Matt Boroffs souliger Rockperformance im Beisl, steht im selbigen auch schon das erste Überraschungs-Highlight des Abends an – Milk+. Mitreißender Progressiv-Rock aus Wien, keine Neulinge im Musikgeschäft aber vielleicht neu für manch glücklichen Waves-Besucher, der noch einen Fuß ins gesteckt volle Beisl bekommt. Milk+ hätte man locker eine größere Bühne geben und doppelt solange spielen lassen können.
Von einem Höhepunkt geht es direkt weiter zum nächsten, diesmal auf die im Bezirksmuseum Alsergrund gelegene Skip Stage. Hier startet um Punkt 22 Uhr eines der derzeit größten Ausnahmetalente Österreichs sein Konzert – Avec. Gefühlte 10 Minuten später ist der Raum so voll, dass Zuspätkommende Pech gehabt haben und leider draußen bleiben müssen. Und in diesem Fall so richtig Pech, denn die Stimme der jungen Vöcklabruckerin geht unter die Haut, ebenso wie ihre Texte, von melancholisch bis fröhlich, immer authentisch und berührend. Auch dieses Konzert hätte mit mehr Platz und Luft nach dem gute Laune-Finale mit der Nummer Granny (ja, das aus der Werbung) gerne noch einmal in die Verlängerung gehen können.
Um 23.15 starten dann mit A Life A Song A Cigarette, Klischée und Mule & Man drei Bands aus drei Genres auf drei Bühnen gleichzeitig. Die Entscheidung fällt aus praktischen Gründen in diesem Fall auf die Schweizer von Klischée, die ohnehin scheinbar so gut wie jeden Musikstil in eine Performance packen. Blues, Funk, Disko, House, Afro-Pop, Swing, Rap, elektronische Beats und ein Saxophon. Klingt so unruhig wie es sich liest, macht aber mit passend bespielten Videoleinwänden erstaunlicherweise durchaus Laune und ausgelassene Party-, Tanz- und Hüpfstimmung im WUK Foyer – vielleicht die beste an diesen zwei Tagen, bis jetzt.
Leider sorgt die an sich natürlich positiv zu bewertende Tatsache, dass ein Showcase Festival wie das Waves von einer Vielzahl unterschiedlichster Musikstile lebt, auch dazu dass eine US-Amerikanische Folk-Sängerin nach einer Schweizer Band in Elektro-Swing-Extase der Feierlaune dezent den Wind aus den Segeln nimmt. Norma Jean Martine, die als letzte an diesem Abend die WUK Halle zu ihrer Bühne macht, hat eine durchaus schöne Stimme, widmet aber auch ihre neue Single zahnpastalächelnd ihrem Daddy in der ersten Reihe, bevor sie einen Bruce Springsteen-Coversong zum besten gibt. Eh lieb, wirkt aber am Waves leicht deplatziert und fällt ein wenig aus dem Rahmen.
Das feierwillige Festivalvolk verzieht sich lieber Richtung Palme zu Aftershow DJ-Sets, wartet auf die letzten Freitag-Nach-Acts (Girls Names und Finley Quaye) und/oder freut sich schon mal auf Tag 3, der ebenfalls einige Must-Sees wie Molly, Lola Marsh, Mavie Phoenix oder We Are Scientists verspricht…
Autor
Anna HausmannAufgabenbereich selbst definiert als: Kompromisslose Musikredakteurin (zumindest vor dem ersten Kaffee). Findet “Life is what happens to you while you are busy making other plans” (Lennon) manchmal traurig aber meistens wahr.
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