Wavebuzz Top-15 Alben 2014 – #12: Wild Beasts – Present Tense

Platz 12 unserer Albumcharts belegen die Wild Beasts. Ihr Album “Present Tense” ist nicht nur durch dessen musikalische Filigranität aus dem Rahmen fallend. Das Highlight ist die Verbindung der melodramatischen Lieder mit dem Organ Hayden Thorpes, das klingt, wie ein frisch gestimmtes Cello.

WildBeasts_AlbumArt

Das Online-Magazin Pitchfork hat im Jahr 2014 nicht immer zu unseren Meinungen gepasst (eine 4.0 für alt-J? Come on!). Bei Wild Beast´s “Present Tense” jedoch, sind Pitchfork sehr versöhnlich und beschreiben das Album zum Schluss so:

“Both songs [gemeint sind “Wanderlust” und “Palace”] speak on the futility of trying to attain any sort of real happiness trying to be someone else. Lucky for us, there’s no one else like them and on Present Tense, their success has allowed Wild Beasts to be even more like themselves.” – (Pitchfork - 26.02.2014)

DIE BAND VOM LAND UND DER NICHT-MERCURY-PRIZE
Die wilden Biester (die nur halb so wild sind) kommen aus dem kleinen nordwestlichen Städtchen Kendal, Nord-West-England. Diese Kleinstädtlichkeit haben sie nicht aus den Augen verloren: In “Nature Boy” wird eine rurale Einöde und Innerlichkeit erzeugt, die durch die textlichen Fragmente eine breite Interpretationsspanne zulässt.
Das Album war im Übrigen eines der Kritikerlieblinge des Jahres. Sie schafften es erstaunlicherweise keineswegs auf die Shortlist des Mercury Prize (= der britische Musikpreis für Newcomer schlechthin). Wobei gesagt sein muss, dass Wild Beasts keine wirklichen Newcomer sind – ihr 2010 erschienenes Album “Smother” verhalf ihnen bereits zu Bekanntheit. (Wobei “Smother” klanglich viel verhaltener und sperriger ist als “Present Tense”.) Am diesjährigen Sziget-Festival die Wild Beasts auf der A38-Bühne gespielt. Die Stimmung war eine der schönen Beklemmtheit. Die Wanderlust ereilte uns.

“Wanderlust
With us, the world feels voluptuous
I just feel more, with us
It’s a feeling that I’ve come to trust”

IDENTITÄT UND ZEITLICHKEIT
Um die Frage der Identität noch anzuschneiden: Sie ist auf “Present Tense” omnipräsent. Die Identitätsfrage ist dabei immer mit der Zeit verbunden, die vergangen ist. Die Zeit spielt sowohl im Albumtitel als auch innerhalb der einzelnen Tracks eine Rolle. In dem schmähend traurigen Lied “Past Perfect” wird auf poetisch abstrakte Weise die Vergangenheit thematisiert:

“back then there were no others
all i knew — true beginners

we had a gift — the perfect present
no such a thing
i’m taut”

Diese Zeilen liessen sich auf vielerlei denkbare Szenerien anwenden. Sprechen Wild Beasts nun den Beginn der Menschheit an? Sprechen sie den Beginn ihres Schaffens an? Oder setzen sie das Präsens in einen generalisiert hoffnungslosen Zusammenhang zur Vergangenheit? Ganze philosophische Abhandlungen zu verfassen, wären hier jedoch weder angebracht noch besonders interessant. Interessanter ist vielmehr die geschaffene Ebene auf “Present Tense”. Die Musik und die Texte sind Synkopen der Gedanken und lassen unzählige Möglichkeiten der Interpretation zu. Dennoch wird der Zuhörer nicht von der Konstruktion dieser neuen Ebene erschlagen. Sie ist vielmehr “a simple beautiful truth”.


Tagged: 2014, Alben, Electro, Hayden Thorpe, Indie, Kommentar, Musik, Pitchfork, Present Tense, Sziget, Top 15, Wavebuzz, Wild Beasts

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