Watson Lake - Prince George: Flugvieh-Trauma

Nach einer ziemlich warmen und inzwischen auch schon wieder recht dunklen Nacht pedalten wir die rund 20 km bis zur Junction 37 zurück. Nach einer Kaffee-Pause ging’s auf dem Steward-Cassiar Highway in Richtung Süden. Mit Gegenwind selbstverständlich. Schon bald hatten wir die Grenze zu British Columbia erreicht, die diesmal mit einem grossen, schon fast etwas überheblichen Schild gekennzeichnet war. „Larger than Life“, Yukons Slogan wird nun durch BCs „The Best Place on Earth“ ersetzt. Es folgten weitere Schilder, die die Gesetze in der neuen Provinz bekannt machten. Z.B. ist es verboten, geladene Waffen im Auto zu transportieren, man muss einen Sicherheitsgurt tragen (welche Überaschung) und im Winter sind Schneeketten für Fahrzeuge ab einer gewissen Grösse/Gewicht Pflicht. Ich fand, dass es schnell hügeliger wurde und die Hügelis v.a. steiler waren als im Yukon. Die Landschaft war aber cool und die Anstrengungen wert. Speziell die beiden Schwarzbärlis, die kurz nacheinander am Strassenrand herumspazierten und Futter suchten, waren herzig.

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Kleines Bärli ganz allein ...

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... zweites Bärli auch allein.

Im Laufe des Vormittages ersetzte (wieder einmal!) schwarzer, abgebrannter Wald das Grün ringsherum. Waldbrände, und zwar solche, die riesige Gebiete betreffen, scheinen hier recht häufig zu sein. Ob menschengemacht oder von einem Blitz verursacht wissen wir in dem Fall nicht. Was mich überrascht, ist, dass so ein Feuer nicht alles platt macht, sondern meistens nicht nur die Stämme sondern auch feine Äste übriglässt. Diese Tatsache hat uns schon in Alaska daran zweifeln lassen, dass Buschbrände für die quadratkilometerweise toten Wälder verantwortlich sind. Ist aber so. Was ebenfalls interessant ist, ist die Tatsache, dass andere Pflanzen, von denen Fireweed die auffälligste ist, von den Bränden profitieren. In dichtem Wald wachsen diese Blumen nicht, an Strassenrändern oder eben in abgebrannten Wäldern sind sie glücklich. Was zwischen den verkohlten Stämmen für coolen Kontrast sorgt. Vielleicht ist das ja der Ursprung des Namens, dass das Weed eben dort blüht, wo zuvor ein Fire gewütet hat.

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Fireweed in abgebranntem Wald.

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Blue Lake ebenfalls mit abgebranntem Wald.


So kurvten wir also einen Tag durch BC, vorbei an blauen Seen und klaren Flüssen, mal durch grünen, mal durch schwarzen Wald und kamen zum Schluss, dass wir in der Tat eine wunderschöne Strecke gewählt hatten. Nach 79.68 km in 5:11 Stunden entdeckten wir den unscheinbaren Schriftzug, der auf die French Creek Recreation Site hinwies. Wir gingen das mal abchecken und fanden einen Zeltplatz, der allem Anschein nach gratis, dafür aber von unanständigen Massen von Mücken bewohnt war. Trotzdem entschieden wir uns zum Bleiben, auch weil es doch tatsächlich Vorrichtungen zum Aufhängen von Food-Säcken gab und wir gesehen hatten, dass da tatsächlich Bären rumschleichen. Ein kurzes Bad im Fluss war äusserst erfrischend (weil kalt) und das Unternehmen, unsere Säcke nun da hinaufzukriegen, stellte uns dann vor neue Herausforderungen. Wie das meiste, das wir probieren, klappte auch das, wenn auch nicht immer beim ersten Versuch.

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Sack aufhängen ... äh, wie ... ???

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Und nun Seil festzurren.

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Abendstimmung am French Creek.

Am folgenden Tag begnügten wir uns mit läppischen 31.59 km, die wir in kurzen 2:03 Stunden abstrampelten. Wir hatten nämlich vom Boya Lake gehört und davon, wie schön der sei. Als wir auf jenem Campground ankamen, mussten wir zugeben, dass dieser See tatsächlich einer der schönsten Seen war, die wir je gesehen hatten. So suchten wir uns eine Site aus, bezahlten die $ 16 und $ 20 dazu für eine 4-stündige Kanu-Miete. Da wir warten mussten, bis ein Kanu frei wurde, versuchte ich, meinen Rucksack zu putzen, in dem eine ganze Flasche Off ausgelaufen war. „Off“ ist die hier am häufigsten vertretene Marke Anti-Mücken-Spray, enthält die maximal erlaubte Dose DEET und ist damit echt hardcore Stuff. Damit meine ich, dass das Zeug z.B. nicht in Kontakt mit Plastik kommen darf, da es diesen schlicht auflöst. Wenn wir uns damit eingerieben oder –gesprayt hatten, waschen wir uns jeweils besonders sorgfältig bevor wir ins Zelt kriechen, weil wir ja weder Zeltboden noch Schlafmatte oder sonst etwas beschädigen wollen. Mein Rucksack ist nun zwar nicht gerade aus Plastik, hat aber so eine Beschichtung, die nun ganz offensichtlich massiv angegriffen war. Einweichen und dreimal mit Seife waschen half praktisch nichts, alles blieb klebrig und widerlich wie ich es gefunden hatte. Wie gesagat, DEET ist übel und zerstört alles wenn es genügend Zeit hat. Und ich weiss nicht, wie lange das dort unentdeckt gewirkt hat *wähpfuigrusig*.
Nach dem Mittagessen, so gegen 15 Uhr, wurden dann unsere Paddel, Life Wests und „Karte“ ausgeliefert und wir marschierten los zum Dock. Weder Martina noch ich hatten je in einem Kanu gesessen, die Tour versprach also einigermassen abenteuerlich zu werden. Wir schafften es aber schon mal, das Böötli unfallfrei ins Wasser zu schieben und beide trockenen Fusses mit einzusteigen. Wir paddelten dann aus der Bucht heraus und versuchten die auf der Karte eingezeichneten Biberdämme zu finden. Vergeblich. Das, was wir auf dieser Karte sahen und das, was wir in Natura sahen, hatte schlicht zu wenig Gemeinsamkeit, um daraus schliessen zu können, in welchen der unzähligen Arme oder Ärmchen des total verzweigten Sees wir abbiegen mussten. Der Hinweis anderer Paddler, die wir unterwegs trafen, half genauso wenig. Was nichts daran änderte, dass es genial war, auf dem wunderschönen, leuchtend blauen See herumzudriften, mehr oder weniger erfolgreiche Manöver durchzuführen und ganz einfach den Ort zu geniessen. Interessanterweise war das Wasser in einem der Seearme, die wir nach Bibern absuchten, dunkelgrün, während der Rest es Sees blau war. Je nach Tiefe war von hellem türkis bis zu dunkelblau alles vertreten. Wir wir feststellte, war Paddeln recht anstrengend, v.a. wenn wir gegen den Wind vorwärts kommen wollten. Wir stellten uns also auf Muskelkater für die folgenden paar Tage ein.

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Boya Lake.

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Na, dann paddel mal!

Zumindest am Morgen darauf war davon aber noch nichts zu spüren. Wir keuchten die steilen 2 km bis zur Hauptstrasse hinauf und es flossen schon die ersten Schweisstropfen. Der Himmel war strahlend blau und es gab kein Wölklein, dass die Sonne hätte verdecken können. Nach etwas über einer Stunde kamen wir durch das Kaff mit Namen „Good Hope Lake“. Dort hätte es ein Lädeli geben sollen, das um 10 Uhr öffnen und auch Kaffee anbieten sollte. Wir kamen nach 10 Uhr dort an und alles war noch verriegelt. Da kam gerade eine gestresst und unfreundlich wirkende Lady anmarschiert und schloss auf. Klar, wir hätten jetzt ein paar Minuten auf frischen Kaffee warten können, die angepisste Mine der Frau motivierte uns aber nicht und da Martina fand, sie könne durchaus noch einige Kilometer ohne Koffein im Blut fahren, kehrten wir dem Ort den Rücken zu und machten uns davon. Nach insgesamt etwa 40 km hatten wir Jade City erreicht. Ganz in der Nähe gibt es eine Jade Mine, daher der Name. Die „City“ bestand zwar aus nicht viel mehr als einigen Cabins und einem Souvenir-Laden, der gratis Kaffee sichert dem Laden aber bestimmt einiges an Leuten. Unsere Anwesenheit und speziell wohl die unserer schwer bepackten Velos erregt des öftern einiges an Aufmerksameit und auch hier wurden wir von diversen Leuten angesprochen und wir kriegten sogar Almond Butter and Jelly Sandwiches von einer guten Seele, die korrekt annahm, dass Velo fahren hungrig macht und das immer mal wieder behoben werden muss.

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Cassiar Highway vor Jade City.


Seit Good Hope Lake war es bergauf gegangen und das hielt auch noch länger an. Wir befanden uns in einem relativ engen Tal, links und rechts bewaldete Berge, weiter oben blieb Gras und dann Stein. Erinnerte mich stark ans Avers, ausser, dass dieses Tal hier offener war und nie aufzuhören schien. Und voller Seen war, von denen es sich schon bald nicht mehr lohnte Fotos zu machen, da alle sehr ähnlich aussahen. Wir zu erwarten gewesen war, hatten wir irgendwann die Passhöhe erreicht und dann ging’s erst mal schnell bergab. Am späteren Nachmittg kamen wir an den Dease River, wo es eine Art CG gab. Wir hatten aber keine Lust, für eine Übernachtung zu bezahlen, durften aber Wasser tanken. Allzulange fuhren wir aber nicht weiter, ein Hügeli oder so und liessen uns dann auf einem der üblichen Kiesplätze für die Nacht nieder (96.21 km in 6:39 Stunden). Der Wind, der uns den ganzen Tag ins Gesicht geblasen hatte, liess uns nun im Stick und überliess uns den agressiven Mosies, die ebenfalls auf dem Kiesplatz wohnten.Obwohl es immer noch hügelig war, schienen wir die Cassiar Mountains nun im Grossen und Ganzen hinter uns gelassen zu haben. Am Vormittag sahen wir einen Elch die Strasse überqueren und einen steilen Hang hochklettern, sonst zeigten sich keine grossen Tiere. Nach nicht ganz 60 km kamen wir in die kleine Ortschaft „Dease Lake“, wo wir einkaufen und in der Bibliothek das Internet nutzen konnten. Anschliessend ging es 10 km einigermassen flach weiter, dann begann eine gut 10 km lange Steigung zum Gnat Pass hinauf. Dort oben gab es sogar ein Schildli, das den „Summit“ markierte, zusammen mit der Höhenangabe: 1‘241 müM! Momol, beeindruckend. Das hatten anscheinend schon einige andere Ciclistas auch gefunden, die Spuren im Kies deuteten auf einige Foto-Sessions mit dem Gipfel-Schild hin. Gute 1'000 Meterlis erschienen uns dann aber doch etwas untertrieben für ein Foto mit Bicis, anderswo waren wir schliesslich nicht mal zuunterst im Tal so tief gewesen. Hier bemerkte man die rund 400 m Höhenunterschied zum Tal aber durchaus, v.a. an der Vegetation. Während unten dichte Wälder mit allen möglichen Bäumen wuchsen, blieb da oben Taiga mit den bekannten Spruce Trees übrig. Und gegen Abend wurde der Wind kühl und wir waren froh, als wir einen becampbaren Platz gefunden hatten (83.20 km in 6:22 Stunden).

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Gnat Pass.

Da wir fast zuoberst auf einem Pass gezeltet hatten und es dann flach und leicht abwärts weiterging, war es am Morgen zuerst mal kühl. Bis es so richtig steil wurde, vergingen einige Kilometer, dann ging’s aber umso fetztiger bergab ins Tal des Stikine Rivers. Davor wurden die Autofahrer sogar angehalten, ihre Bremsen zu checken, es standen uns also einige steile Abschnitte bevor. Oder so. Schnell ging es auf jeden Fall, hübsche Aussicht auf den Fluss hatten wir zwischendrin auch mal.

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Schatten-Ciclista am frühen Morgen.

Ok, schön. Fluss erreicht und auf mühsamer Stahlgitter-Brücke überquert. Und was erwartet einen, wenn man gerade zu einem Fluss hinuntergefetzt ist? Der Aufstieg auf der anderen Seite natürlich. Und um das noch etwas unterhaltsamer zu machen, mussten wir da durch eine Baustelle, d.h. nasses Kies/Sand, klebrig und dreckig. Zum Glück waren das aber nur ein paar hundert (z.T. steile) Meter und dann hatten wir wieder schönen Asphalt für das folgende übliche Auf und Ab. Dann ging es irgendwann steil hinab ins nächste Dorf „Iskut“, wo wir vor einem eher schäbigen Laden mit unmotiviertem Personal Zmittag assen. Danach fuhren wir noch um die 6 km zur Red Goat Lodge, wo wir früh stoppten um wieder einmal in die Nähe einer Dusche und Waschmaschine zu kommen. Die Hitze der letzten Tage hatte Spuren auf unseren Kleidern hinterlassen, die uns am Morgen jeweils nicht sonderlich motivierten, das schmutzig-stinkende Zeugs wieder anzuziehen (63.28 km in 4:23 Stunden). Die Red Goat Lodge entpuppte sich als lohnender Stopp. Am Ufer des Eddontenajon Lakes gelegen könnte man auch Kanus mieten und die Gegend soll ein gutes Wandergebiet sein. Verifiziert haben wir das nicht, der Besitzer selber war schon gute Unterhaltung. Und dank Martinas blauen Augen kriegten wir am Morgen darauf sogar gratis Frühstück.Ein weiterer Tag im unendlichen Grün folgte. Die einzelnen Tage verschwammen in letzter Zeit in einen Brei aus lästigem Südwind, Wald, Hügel, Seen und Flüssen, kombiniert mit trüber Luft trotzt blauem Himmel. Ab und zu sticht mal etwas heraus, wie z.B. der Boya Lake, vielleicht der Gnat Pass oder der ulkige Herr der Red Goat Lodge. Was an jenem Tag herausstach, war die Tatsache, dass ich am Abend eine gute Stunde am Strassenrand stand und versuchte, von einem netten motorisierten Zeitgenossen Wasser zu kriegen. Die Bäche auf den letzten Kilometert der Steigung nach dem Burrage River waren uns zu schmutzig gewesen und nun sassen wir fast auf dem Trockenen (80.16 km in 5:41 Stunden). Die hilfsbereiten Zeitgenossen liessen aber auf sich warten, lange hielt niemand an, keine RVs, keine Lastwagen oder PWs. Von einem älteren Herr aus Kalifornien kriegten wir schliesslich 3 l in Form von kleinen Fläschchen und ein junges Paar füllte uns eine weitere Flasche, so dass wir flüssig genug waren. Interessanterweise waren in letzter Zeit nicht mehr Mücken das Hauptproblem, sondern Fliegen. Die meisten von denen beissen nicht, schwirren einem aber insistent ums Gesicht und versuchen in Augen, Nasen und Ohren zu krabbeln und bleiben dann und wann fast unter der Sonnenbrille stecken. Dann gibt es aber durchaus jene Typen, die fast wie harmlose Fliegen aussehen, aber sehr wohl zubeissen oder –stecken, wenn man sie lässt. Dazu gesellen sich blutgierige kleine Flieglein, die etwa die Grösse von Blackflies haben, aber rot sind, und eine ganz winzig kleine Art, die man kaum sieht, daher auch deren Name „No See Ums“. Und einige dieser Sausiehe lassen sich von Repelente nicht beeindrucken. Man dreht also fast durch.Am Morgen war die Luft etwas klarer und die zuvor nur schemenhaft erkennbaren Bergen, zeigten sich ein Bischen deutlicher. Die Schneefelder waren noch zahlreich und gar nicht soo weit entfernt. Ok, schön. Weiter ging’s. Kurz nach der ersten Pause bei einem „Flugplatz“ trafen wir ein Kanadisches Radlerpaar und nur wenige Kilometer darauf stiessen wir auf eine Baustelle, wo wir auf einen Pick-up verladen wurden. Grund dafür war die Länge der Baustelle, durch die die Autos von beiden Seiten je von einem Pilot Car hindurchgeführt wurden und langsame Velos das System durcheinanderwirbeln würden. In Ordnung, so ein paar gratis Kilometer waren auch nicht schlecht. Später sahen wir kurz einen Schwarzbären, der aber schnell im Gebüsch verschwand. Am späteren Nachmittag tankten wir bei der Bell ll Lodge Wasser und leisteten uns ein Glacé. Ist schon interessant, dass solche Lädelis/Kioske keine Preisschilder haben. Vermutlich würde niemand mehr etwas kaufen, wenn man beim Aussuchen die Preise sehen würde. Rund 17 km später bogen wir von der Strasse ab und stellten unser Zelt auf einen Kiesplatz, den ein Bauunternehmen als Materiallager nutzte. Praktischerweise gab es dort sogar ein Klo (77.25 km in 5:06 Stunden).

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Irgendwo auf dem Steward-Cassiar HWY.


Am Morgen wurden wir von einem Schwarm jener fieser No See Ums empfangen und mussten als erstes unsere Mosquito Jackets anziehen um halbwegs ungestört packen zu können. Am Abend zuvor hatte es mal kurz geregnet und es war immer noch bewölkt. So war es angenehm kühl, was offenbar auch Futter suchenden Bären gefiel. Aber auch diesmal verschwand das Tier bei unserem Anblick überstürzt im Gebüsch. Erwähnenswert war auch, dass während des gesamten Vormittags kein Wind wehte. Kurz nach 13 Uhr war der dann aber auch wach, wobei ich an einer recht steilen Steigung für bestimmt eine oder zwei Minuten einen leichten Rückenhauch hatte. Was dann aber selbstverständlich schnell und heftig umschlug in den gewohnten und verhassten Headwind. Mangels brauchbarem Ort zögerten sich die Pausen hinaus und wir assen erst nach guten 70 km bei der Meziadin Junction Zmittag. Danach wählten wir den Highway 37A in Richtung Steward, einer 65 km langen Sackgasse, die aber angeblich sehr schön sein soll.Was als erstes auffiel war der Wind, der noch stärker als üblich blies. Grund dafür war möglicherweise das enge Tal, das als guten Kanal für jedes Windli vom Meer her diente. Das Schild, das den „Windy Hill“ ankündigte, machte denn auch klar, was wir zu erwarten hatten. Einen Hügel, und zwar einen sacksteilen, kombiniert mit Gegenwind und zwar schon fast Patagonischem. Das machte keinen Spass mehr und die Tatsache, dass flache Campspots an steilen Hängen meistens eher rar sind, liess uns schon bald nach einem Pennplatz Ausschau halten. Den wir unter/neben den nach Steward führenden Stohmleitungen aber tatsächlich auch fanden (93.04 km in 6:12 Stunden). Dem Sturm nach zu urteilen, befanden wir uns immer noch auf dem Windy Hill, was die Mücken, nicht aber die Fliegen fern hielt. Der Ort war aber hübsch und über uns am Hang oben klebten sogar noch ein paar Überresten von Gletschern.

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Windy Hill-Camp.

Entgegen unseren Erwartungen liess der Wind bis zum Morgen nie nach. Dafür regnete es in der Nacht und am Morgen sah das Tal noch grauer und düsterer aus als am Abend zuvor. Wir waren nicht so überzeugt, ob es eine gute Idee war, genau in diese Wolken hineinzupedalen, machten es dann aber trotzdem. Das Tal blieb eng, zwischendurch führte die Strasse eher durch eine Schlucht, und alles war regenwaldmässig zugewuchert. Neben der Strasse lagen auch immer mal wieder kleine Weiher mit überraschend klarem, z.T. sogar bläuliche Wasser. Sah cool aus, wie Swimming Pools. Bei Sonne wäre vermutlich auch die Gletscherzunge, die bis zur Strasse hinabreichte, noch etwas beeindruckender gewesen, der immer noch sehr grosse Lawinenkegel machte aber klar, dass die Strasse hier im Winter vermutlich ab und zu unpassierbar ist. Von einem Paar argentinischen Töfffahrer erfuhren wir, dass es in Steward genauso bewölkt und regnerisch war und unsere Motivation machte nicht gerade hohe Sprünge.

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Bear Glaciar.

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Lawinenkegel.


Es ging nun bergab und wir fragten uns, wann denn er von anderen Ciclistas erwähnte Pass vor uns aufragen würde. Ein Autofahrer hatte gesagt, die letzten 20 km seien bergab. Viel Zeit blieb für den Pass also nicht. Die beiden Velofahrer, die wir etwas weiter unten trafen, und mit denen wir eine gute Stunde plauderten, meinten dann aber, dass vor Steward keine Steigung mehr käme. Der Windy Hill sei der Pass gewesen. Die Information entlockte uns ein Grinsen, „Pässe“, die man kaum wahrnimmt, weil sie in Wirklichkeit nur kurze Hügel sind, sind immer ok. Bekanntlich ist alles relativ. Und da der Wind mehrheitlich auf seinem Hügel geblieben war, brachten die restlichen Kilometer bis zum Dorf kaum mehr Anstrengungen mit sich. Als wir dort ankamen (47.85 km in 2:49 Stunden) und auf Futtersuche gingen, stellten wir jedoch rasch fest, dass der Ort nicht eben günstig war. Der Municipal Campground kostete pro Nach $ 15 + Tax, was soweit ok war. Aber auch hier: überall wird gross vor Bären gewarnt, man solle keinen Food unattended rumliegen lassen etc. etc, bei der sicheren Aufbewahrung ist man aber auf sich selber gestellt. Oder man stellt sein Zeug ins Office, das aber um 20 Uhr schliesst.Wir machten Bekanntschaft mit unserer unmittelbaren Nachbarschaft, einer Dreiergruppe Töfffahrern. Grossvater, Vater und Sohn aus Florida, sehr nette Leute. Interessant waren auch die Behausungen, die sie dabei hatten. Das waren ausfaltbare Wohnwägelis, ein ganz kleines und ein etwas grösseres, so quasi mit Wohnräumli. Wir hatten ja schon unzählige Motorradfahrer mit Anhänger gesehen, waren aber nie auf die Idee gekommen, dass da drin Häuschen versteckt sein könnten. Ist natürlich chic, so etwas. Ausserdem schleppten sie auch eine luxuriöse Küche mit jeder Menge Schnick-Schnack und sonstigem Bonus-Material mit, in dessen Genuss wir kamen, als sie uns kurzerhand zum Abendessen einluden. Das wurde unterhaltsam und wir tauschten diverse Reisestories aus. Der Alaska Lachs, der uns gesponsert wurde, war ebenfalls sehr gut. Auch die Bilder, die wir vom Salmon Glacier in der „Nähe“ von Hyder, kurz nach der Grenze zu Alaska, zu sehen bekamen, waren wirklich cool. Ob wir da hingehen würden, würde allerdings vom Wetter abhängen. Und der Wetterbericht für den folgenden Tag war schlecht. In der Nacht regnete es dann auch und als wir von unseren Freunden zum Frühstück eingeladen wurden, vertagten wir die Entscheidung erstmal. Einfach sitzenzubleiben war zu verlockend und ein richtiger, anstrengungsloser Pausentag war eh wieder einmal fällig. Per Velo zum Gletscher hinaufzufahren auf 27 km mieser Schotterstrasse kam nicht in Frage, hitchhiken ist immer zeitaufwendig und unsicher und so ein Blog will schliesslich auch irgendwann geschrieben werden. So suchten wir einen Laden/Café mit Internet und machten es uns gemütlich. Die Sache mit dem Internet funktionierte schlussendlich mehr schlecht als recht, in einem Haus zu sitzen und zu tippen war aber auch ok. Mike, Chris and Grandad, thanks a lot for the company and the good food. Good luck for the rest of your trip!

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Chris und Mike auf fetter Maschine.

Als dann am Morgen um 7 Uhr wie gewohnt der Wecker läutete, trommelte der Regen wie schon die ganze Nacht auf’s Dach. Extrem nicht-motivierend, so etwas. Wir drehten uns also nochmals um und als wir dann irgendwann vor 9 Uhr doch aufstanden, hatte sich an der Situation keinen Deut geändert. Im Regen packten wir zusammen, angewidert und nass. Und da wir eh schon spät dran waren, setzten wir uns kurzerhand nochmals in’s Café, wo wir schon einen halben Tag verbracht hatten. Schliesslich ist Kaffee das beste Heilmittel wenn Martina schlecht gelaunt ist und sie ist meisten schlecht gelaunt wenn es regnet. Da man hier aber für den Preis einer Tasse i.d.R. auch einen Refill kriegt, reichte das um die Stimmung zu heben. Als sich zwei Bayrische Jungs zu uns setzten um etwas zu schwatzen und wir herausfanden, dass sie ein RV hatten, konnten wir nicht widerstehen und fragten sie, ob sie uns nicht bis zum HWY 37 mitnehmen könnten. Wir waren die Strecke ja schon gefahren und bei diesem Wetter würden wir eh nichts sehen, das uns auf dem Hinweg evtl. verborgen geblieben war. Ja klar, kein Problem, dass unser Zeug nass und nicht blitzsauber war, interessierte die beiden nicht. Wunderbar, dass Männer diesbezüglich so unkompliziert sind.So ging das dann ziemlich schnell und wir wurden bei der Abwzeigung wieder ausgeladen. Jo und Johan, vielen Dank für den Transport! Hier an der Junction, nun wieder rund 65 km von der Küste weg, war das Wetter gar nicht so übel und ab und zu sahen wir sogar blauen Himmel. Ein extrem langer Radeltag wurde das natürlich nicht mehr, wir waren mit den 46.93 km in 2:35 Stunden aber zufrieden. Unterwegs hatten wir auch ein paar Bären gesehen und so war der Tag insgesamt gar nicht so schlecht gewesen. Nachdem Martina einen erwachsenen Schwarzbären ganz in der Nähe unseres Zeltes gesehen und weggejagt hatte, waren wir froh über eine hohe Holzkonstruktion, wo wir unsere Drybags bärensicher hochängen konnten. Wir betätigten auch unsere Velohupen einige Male und hofften dann, dass der vierbeinige Besucher keine Lust mehr haben würde, uns genauer zu untersuchen, sobald es im Camp still würde. Das klappte so auch, niemand schlitzte das Zelt auf und auch sonst blieb alles unangetastet.Die Nacht war trocken, der Regen setzte erst ein, als wir zusammenpackten. Sonderlich ernsthaft war das aber nicht und die Sonne drückte im Laufe des Tages immer mal wieder für eine Weile durch. Die wiederum aus bewaldeten Hügeln bestehende Landschaft schaffte es langsam nicht mehr, uns zu beeindrucken, seit über 1‘000 km sieht alles mehr oder weniger ähnlich aus. Höhepunkt des Tages war aber ein kleiner Bär, der am Strassenrand etwas gefunden hatte und sich vom Verkehr kaum stören liess. Ein lautes Motorrad und ein Lastwagen schafften es, ihn kurz in’s Fireweed-Gebüsch zu verjagen, er kam aber immer gleich zurück. So näherten wir uns langsam aber sicher an, knipsten und schlichen noch etwas näher. So wie’s aussah, hätten wir noch näher rankönnen, aber man muss ja nicht übertreiben. Der Knirps war herzig, ein Teddy war er aber trotzt allem nicht.

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Junger Bär, aber nicht mehr soo klein.

Die Wasserbeschafftung war an diesem Tag auch nicht ganz einfach. Es gab zwar genug Bäche, die aber jeweils in Schluchten oder in dichtem Gebüsch versteckt lagen. Durch die Büsche kriechen ist erstens nicht praktisch und bei dieser Bärendichte vielleicht auch nicht ratsam. Trotzdem war es uns gelungen, unsere Flaschen zu füllen, die Suche nach einer unserer bewährten Kiesgruben wurde dann aber auch schwierig. So überfuhren wir Hügel um Hügel, begutachteten ab und zu einen Ort, der Boden tolerierte aber nirgendwo Heringe. So landeten wir schlussendlich in Kitwanga, wo man im Centennial Park gratis zelten durfte, was auch ok war (107.76 km in 7:09 Stunden). Auch da wurde man zur Bear Awarness aufgerufen aber ohne, dass es irgendwelche Installationen gegeben hätte, die einem bei der Futter-Aufbewahrung behilflich sein könnten. Es gab da aber netterweise eine Shelter, die sich dazu zweckentfremden liess.1. August. Was soll man denn da machen? Sowas musste gebührend gefeiert werden, nur, wie? Z. B. mit einem Frühstück in Mindy’s Café. Die Atmosphäre da war freundlich und das Essen gut. Gerade als wir wieder losfahren wollten, trafen wir Chris, einen etwa 90-jährigen Berner Oberländer, der in den 40er Jahren nach Kanada ausgewandert war. Das hielt uns natürlich nochmals für eine Weile auf, obwohl wir ihn nicht sehr gut verstanden (wenn er Deutsch redete). War aber ein witziger Typ. Dann ging’s los, erst einige Kilometer bergab und nach der Abzweigung auf den Yellowhead HWY, der Nr. 16, wieder bergauf. Auf jenem Hügel erwartete uns schon Chris, er war uns nachgefahren, aus reiner Neugier und um zu sehen, wie weit wir in der Zeit gekommen waren. Das war’s dann aber auch schon fast mit der Abwechslung für den Tag. Kurz nach der Mittagspause sahen wir einen grossen Schwarzbären über die Strasse rennen und fast von einem Truck überfahren werden. Immerhin war die Landschaft wieder einmal etwas spannender mit dem engen Tal, durch das wir fuhren. Schroffe Felswände anstelle von Hügeln, unten Landwirtschaftsgebiet, etwas, das wir auch schon länger nicht mehr gesehen hatten. Was eher negativ auffiel, waren grosse Plakate, die, vor allem an Frauen gerichtet, in unmissverständlichem Ton vor Hitch-hiken warnen. Und zwar im Sinne von: "Girls, don't hitch hike on the Highway of Tears. Killer on the lose!" Da seien schon 16 Frauen verschwunden. Wir wissen nicht, in welchem Zeitraum, krass ist das aber auf jenden Fall. Soviel zum Thema, Lateinamerika sei gefährlich...
Da wir ja aber unsere eigenen Fortbewegungsmittel haben, besorgte uns das nicht allzu sehr. Für uns relevanter, oder schon fast unterhaltsam war eher das Wetter. In der Richtung, in die wir fuhren, sah es immer grau und verregnet aus, bis wir da ankamen, schien die Sonne wieder. Das konnte so nicht unendlich weitergehen, und nach einem kurzen Stopp in New Hazelton, als wir schon gehofft hatten, dem Regen ein Schnippchen geschlagen zu haben, holte er uns doch noch ein. Die Regenjacke erwies sich an jenen Steigungen aber als viel zu warm und so wurde ich vom zweiten Schauer eben eingenässt. Bald war das aber wieder vorbei, dem endlosen Auf und Ab konnten wir aber nicht entrinnen. Und wie wir bald feststellten, würde auch die Sache mit dem Campspot nicht leicht werden. So fragten wir schliesslich bei einem Haus, ob wir auf deren Gelände zelten durften, was kein Problem war (75.89 km in 5:08 Stunden). So stellten wir uns zwischen ein Gebäude und ein Boot unter ein Dach. Luxus, speziell während den abendlichen Regengüssen. Das war gemütlich, nachdem wir unzählige Häufchen Hundescheisse weggeräumt hatten.Nun stand uns ein kurzer Tag bevor, der dazu noch ziemlich flaches Terrain brachte. Nach 10 km hatten wir Moricetown erreicht, wo wir die obligate Kaffeepause einschalteten. Das war eines jener Natives Dörfer, die uns langsam etwas komisch vorkommen. Die Leute, die dort in den Geschäften arbeiten und durchaus wie Natives aussehen (bei weitem nicht so sehr wie in Bolivien oder Peru, aber zumindest ein Bischen), wirken ausnahmslos gelangweilt, motivationslos und tragen einen mehr oder weniger ausgeprägten „Lätsch“ zur Schau, und zwar ob Jung oder Alt. Das gilt öfters auch für Weisse, die dort arbeiten. Was ist da los, haben diese Leute noch nie etwas von Lebensfreude gehört oder ist das deren angeborenen Gesichtsausdruck, den jeder Fremde zu sehen kriegt??? Nach Armut sehen diese Dörfer nämlich nie aus, wenn auch nicht nach viel Action oder einer aufregenden Zukunft. Komisch sind sie aber auf jeden Fall.Bis Smithers blieben nochmals rund 30 km durch ein weites, flaches Tal. In Landwirtschaftsgebiet wuchsen keine Fireweeds mehr am Strassenrand, dafür lagen Canada Gees, Kanadas Nationalvögel, auf den Weiden herum. Rindviecher sahen wir nur ein Mal, Heu wird aber im grossen Stil produziert. Auch Pferde und Ponies werden hier gehalten, Milchkühe hat es aber keine.

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Flora am Strassenrand.

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Fauna am Strassenrand.

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Heuballen auf Wiese.


In Smithers, dem ersten grösseren Ort seit Whitehorse, gingen wir für die restlichen gut 360 km bis Prince George einkauften und dann ... im McDonald’s Zmittag essen. Nach weiteren etwa 18 km fanden wir den Rainbow Park, wo Ciclists gratis eine kleine Cabin benutzen dürfen und wo Álvaro, der spanische Biciclown, den wir in Anchorage getroffen hatten, und sein argentinischer Freund Pablo, auf uns warteten. So wurden Nachmittag und Abend dann äusserst unterhaltsam, v.a. da Pablo, obwohl offiziell kein Clown, ein ziemlicher Witzbold ist. Sein argentinischer Akzent weckte auch nostalgische Gefühle und Erinnerungen an Südamerika. Wie einfach doch das Leben südlich des Tortillavorhangs gewesen war. 

Auch der Morgen wurde witzig, als die beiden weiter fahren wollten. Álvaro, gut organisiert, war schon bald startbereit, Pablo hingegen noch lange nicht. Álvaro schien das aber gelassen zu nehmen, man muss ja annehmen, dass dem jeden Morgen so ist. Die beiden hatten aber die Absicht/den Wunsch geäussert, mit uns zusammen durch die Rockies zu fahren, wir beide sind aber nicht so sicher, ob das eine gute Idee ist. Die Jungs lagern ihren Food nahe bei ihren Zelten und giessen ihr Kochwasser auch bei/in ihrem Camp aus, was für uns in Bärengebiet ein absolutes No-Go ist. Die beiden müssten sich also umgewöhnen damit sie nicht für uns zum Sicherheitsrisiko werden. Ansonsten wären sie wohl gute Abwechslung und vielleicht könnte ich sie irgendwann doch davon überzeugen, dass zwei Chicas, die zusammen reisen, nicht alleine sind. Das scheinen Latinos grundsätzlich nicht zu verstehen, und solange kein Mann mit von der Partie ist, gelten Frauen als alleine.

Watson Lake - Prince George: Flugvieh-Trauma

Pablo, ich, Martina und Álvaro.

Irgendwann waren die beiden dann aber doch ready und nach einem Abschiesfoto strampelten sie los. Wir genossen weiterhin den gemütlichen Ort, wo wir nun gänzlich ungestört schalten und walten konnten. Konkret hiess das v.a. Blog und Mails schreiben und, da wir kurzerhand einen zweiten Pausentag einschalteten, auch Velo waschen. Wirklich nötig wäre das nicht gewesen, wir hatten aber gerade eine Flasche Geschirrspühlmittel gekauft und würden eh nur einen kleinen Teil davon mitnehmen, so konnte ich zumindest die Gelegenheit nutzen und meine Kette zum Glänzen bringen. Eine Waschmaschiene hatte der Park auch und so waren wir wunschlos glücklich. Ich ganz besonders, nachdem ein Telefonat mit Grosi funktioniert hatteJ.Dann hiess es aber auch für uns wieder Velos bepacken und weiter pedalen. Wir waren vor dem Hungry Hill gewarnt worden, der sei lange und anstrengend. Nun ja, wegen der Hitze wurde die runf 5 km lange Steigung schon ziemlich zum Thirsty Hill, weiter tragisch war das Ganze aber nicht. Die Abfahrt auf der anderen Seite war dann fast doppelt so lange und schön fetzig. In Houston gingen wir nochmals ganz klein einkaufen und fuhren dann zügig weiter durch die meist flache und nicht sonderlich spannende Landschaft. Am späteren Nachmittag baute sich noch der 6 Mile Hill vor uns auf, aber auch diese Steigung war nicht sehr lang. Dafür jedoch recht steil und kombiniert mit der Hitze machte der mich ganz schön fertig. Ab und zu wehte ein leichter Rückenhauch, geblasen wurden wir aber nirgendwohin. In Rose Lake, einem winzigen, kaum als Ortschaft erkennbaren Kaff, übersahen wir auch fast den Memorial Park. Als wir uns den jedoch genauer unter die Lupe nahmen, sahen wir, dass man dort nicht nur zelten durfte, sondern dass Campers regelrecht willkommen geheissen werden und es sogar eine kleine Tent Shelter gab. Na, wenn das kein Luxus war (101.84 km in 6:05 Stunden).Es gab auch einen kleinen Schuppen mit gratis Feuerholz (als ob wir je ein Feuer gemacht hätten) und zu unserer Freude einen See, in dem wir ein Bad zu nehmen planten. Diese Mengen Schweiss, die geflossen waren, waschen sich schliesslich lieber IM anstatt nur MIT Wasser ab. Als wir dann aber badebereit am Ufer standen, fanden wir irgendwie keinen richtigen Weg ins Wasser. Dass da drin jede Mengen Pflanzen wuchsen, wäre ja nicht einmal das Problem gewesen, aber an einer Stelle „versperrte“ uns ein Haufen grosser Kaulquappen, den Weg, an einem anderen Ort tausende kleiner Fröschlis. Die sassen da in dichten Haufen zusammen am Ufer und als wir uns ihnen annäherten, begannen sie davon zu kriechen und hüpfen. Komischerweise flohen sie aber nicht ins Wasser. Diese riesige Ansammlung von etwa 2 cm kleinen schwarzen Fröschen war ziemlich faszinierend und wir wollten da niergendwo draufstehen. So blieb schlussendlich eben doch nur mit Lappen waschen übrig.

Watson Lake - Prince George: Flugvieh-Trauma

Herziger CG in Rose Lake.

Watson Lake - Prince George: Flugvieh-Trauma

Tausende kleine Fröschlis am Rose Lake.

Watson Lake - Prince George: Flugvieh-Trauma

Klo-Aussicht auf den Rose Lake.

Die Nacht im kleinen Park, eingeklemmt zwischen der Strasse auf der einen und der Bahnlinie auf der anderen Seite (hinter dem See) war unerwarteterweise ruhig gewesen. Ich hatte nur einen Zug mitgekriegt und Verkehr hatte es in der Nacht nur wenig gehabt. Zur Bahn muss gesagt werden, dass die Dieselloks hier einen Riesenkrach veranstalten und dazu auch noch dauernd hupend durch die Gegend fahren. Diese Bahnlinie begleitete uns seit wir auf den Yellowhead HWY eingebogen sind mehr oder weniger treu. Mal war sie für ein paar Stunden weg, dann verlief sie wieder parallel zur Strasse oder kreuzte sie. Und immer mal wieder kriegte man fast eine Herzattacke weil man nicht mit dem Geheul rechnete, den so ein Zug veranstalten kann.Über den Tag gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen. Wir erklommen ein paar Hügelis, schwitzten dabei wie die Affen und sahen wieder einen Schwarzbären. Das war gleich nach dem Zmittag und mein Gehirn machte gerade Siesta und so sah ich das Tier erst als es schon fast auf der Strasse war. Bis ich erwacht war und zu bremsen versucht hatte, hatte der schon längst wieder umgedreht und war in den Wald zurückgerannt. Am Nachmittag leisteten wir uns an einer Tankstelle ein Powerade, aber auch nur, weil die gerade Aktion hatten. Warum dieses Zeug hier so teuer ist, wenn man es in Mittelamerika für nicht mal die Hälfte des Preises bekommt, ist mir ein Rätsel. Am Nachmittag landeten wir nach längerem Nichtsfinden in einer Seitenstrasse neben einer Werkstatt mit halb eingestürztem Dach, wo wir auf dem Kiesweg das Zelt aufstellten (111.64 km in 6:27 Stunden). Später kam der Besitzer vorbei, ein netter Typ, der sogar fragte, ob alles ok war oder ob wir etwas bräuchten.

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Immer mal wieder die Bahnlinie.


Der nächste Morgen begann bewölkt aber warm wie seit langem. Nach nur 8 km erreichten wir Fort Fraser, wo es einen Tankstellen-Kaffee gab. Interessant war die Landschaft nicht, aber am Vormittag war es immerhin windstill und wir hatten einen brauchbaren Seitenstreifen. In Vanderhoof, einer etwas grösseren Ortschaft, riefen wir unseren WS-Host in Prince George an und danach war fertig lustig. Nicht die Steigung aus der Stadt, sondern der verd.....te Gegenwind, war das Problem, und nach der Mittagspause kam der immer schmaler werdende Seitenstreifen dazu, der uns das Leben vermieste. Während einigen Kilometern war der kaum mehr existent, was mit dem intensiven Verkehr, seit Vanderhoof v.a. auch vielen Lastwagen, absolut nicht mehr witzig war. Ironischerweise veranlassten einige der grössten Trucks auf der Strecke mich jeweils zum tiefen Einatmen. In Vanderhoof hat es eine riesige Holzfabrik, wo unter anderem offensichtlich Holzpellets fabriziert werden. Und deren gute Geruch ist stärker als der Gestank des gesamten Verkehrs. Dafür wurde es manchmal fast kritisch wenn zwei Laster genau neben einem kreuzten und damit unberechenbare Windwirbel verursachten.Beim Beizli auf einem Hügeli, das uns an den Windy Hill erinnerte, legten wir am Nachmittag Pause ein. Meine Nerven lagen ziemlich blank, meine mentale Wind-Resistenz ist einfach untauglich, selbst wenn der Wind weit von patagonischen Stärken entfernt war. Aber andere Ciclistas hatten auf der Strecke Rückenwind gehabt und wir hatten natürlich auf das gleiche Glück gehofft. Vergelblich. Of course! Wir tankten Wasser und als wir 10 km später abseits der Strasse in einem Wäldli ein offenes Plätzchen erspäten, war der Tag für uns gelaufen (90.11 km in 5:33 Stunden).

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Gerade Strasse und viel Verkehr - nicht gerade umwerfend.

Wieder einmal erfüllten sich Hoffnungen in Bezug auf den Wind nicht. In den letzten Tagen, so wie so oft, begann der erst um den Mittag herum zu blasen. An jenem Morgen vor unserer Ankunft in Prince George blies der Sauhund jedoch schon als wir aus dem Zelt krabbelten. In der Nacht hatte es geregnet und in der Ferne angeblich gewittert, die Wolken begannen sich aber schon bald zu verziehen, vermutlich um sicherzustellen, dass wir uns noch einmal so richtig nass schwitzten. Was gibt es sonst zu erzählen?? Wir rollten über einige Wellen, stoppten bei einer Tankstelle kurz nach dem „Welcome to Prince George“-Schild nach knapp 50 km. Danach ging es zwei coole Bajadas hinunter, die gemeinerweise beide von einer Verkehrsampel unterbrochen wurden. So etwas müsste verboten sein. Wir befanden uns nun aber in den Aussenbezirken der Stadt mit entsprechendem Verkehrsaufkommen und den Versuchen, diesen zu ordnen. Wir fanden das Haus unseres Hosts ohne Probleme und fanden dort bald heraus, dass wir wieder einmal einen 6er im Lotto gezogen hatten. Die Leute hatten schon Radfahrer beherbergt, bevor es Warmshowers überhaupt gab und sie verstanden das Ganze offenbar als Service mit Vollpension. Inklusive selber gemachtem Vollkornbrot!!! Wir haben hier unser eigenens Zimmer und Bad und all den Luxus, den man sich nur vorstellen kann (ausser Wifi). Das coolste daran ist, dass sich das Ehepaar auf WS eigentlich als „not available“ markiert hatte, wir sie zufällig aber doch gefunden hatten und das not available erst gesehen hatten, als das Mail mit der Anfrage schon raus war. Und wir trotzdem kommen konnten. Wir hatten erst geplant, zwei bis drei Nächte zu bleiben, es werden nun aber vier werden. Und wir kriegen ein Brot zum mitnehmen! Wir haben hier ein echtes Paradiesli gefunden.PS: Luki, viel Spass in der 4. Klasse!

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