Watermelon Slim & The Workers - Bull Goose Rooster

Watermelon Slim & The Workers - Bull Goose Rooster

Lust auf einen authentischen Blueser? Einen lebenden bei dem sowohl die Herkunft als auch sein Leben sowie die Musik passen. Keine nett aufgefrischte Biographie, kein Schnickschnack – Watermelon Slim steht mit beiden Beinen im Leben und auf dem Boden, hat keine Allüren und erzählt mit seiner Band The Workers Geschichten, die in die eine Welt passen, der Glamour fremd ist.

 Er war Trucker, Wassermelonen Farmer (daher sein Name) und ist Vietnam-Veteran. Ich habe gelesen, daß er drei College Abschlüsse hat. Er hat auch ein Anliegen. Watermelon Slim widmet die CD den amerikanischen Whistle-Blowern (speziell Bradley Manning), denen er sich zurechnet. Er meint „that when we express ourselves, and say what must be said – or sing it –we are at least doing it for the record. And we.

Ich verfolge seine Musik seit Jahren und hatte den Eindruck, daß er sich stärker in den Country Bereich begibt, die vorliegende CD ist aber wieder blueslastig. Das ist wohl auch seiner Begleitband geschuldet von der er sich 2008 trennte, um jetzt wieder mit ihr zusammenzukommen.

„Bull Goose Rooster“ ist Blues, altmodischer Folk angelehnt an Woodie Guthrie sowie deftige harte Road House Music. Seine Songs erzählen folgerichtig von Arbeitern und normalen Menschen (sieben Cover Songs, neun Eigenkompositionen).

Das ist alles äußerst hörens- und zuhörenswert. Zwei a capella Nummern verdienen trotzdem besondere Beachtung. „Take my Mother Home“, ein Gospel Blues und die fünfminütige „Northwest Passage“ (ein kanadischer Folk-Song von Stan Rogers).
Hier kommt die ungeschliffene - besser ungeschult natürliche – Stimme von Watermelon Slim ganz besonders stark zum Ausdruck. Sie transportiert Slim’s Wut, Unverständnis und Sehnsucht aber auch seinen Optimismus. Ich hatte noch nicht angemerkt, daß der Mann nicht eitel ist. Ein bestimmendes Element seiner Stimme und Sprache ist seine Zahnlosigkeit (kann man auch prima auf seinen Plattencovern sehen). Möge er bitte zumindest auf der Bühne dem Zahnersatz aus dem Wege gehen – die Stimme würde an Ausdruck verlieren.

„Tomorow Night“ ist ein straighter Roadhouse Blues, auf dem Slim auch als Harper brilliert. „Vigilante Man“ ist ein rauher Blues-Rocker. Großartig sind auch die Slim Harpo Cover „Scratch my Back“ und „I‘am a King Bee“. Genauer hinhören sollte man bei Slim’s „Foreign Policy Blues“ (aktuell?). „Prison Walls“ könnte eigene Erfahrungen aufarbeiten.

„Bull Goose Rooster“ und speziell Watermelon Slim ist nichts für Liebhaber schöner Bluesmusik. Die CD ist rauh, ehrlich, sentimental, ruppig, fordernd, grundehrlich und absolut großartig. Auf Slim muß man sich einlassen wollen und können – wer das schafft, der entdeckt einen Blues Musiker, den er – genau wie ich – dauerhaft begleiten wird.

 
  • Tags: 2013, Blues, Gitarre, Watermelon Slim & The Workers

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Bernd Kreikmann

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