Watermark

Erstellt am 20. September 2014 von Pressplay Magazin @pressplayAT
DVD / Blu-Ray

Veröffentlicht am 20. September 2014 | von Lida Bach

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Watermark

Watermark Lida Bach

Wertung

Summary: Bilderfluss, der nie mitreißen kann. Statt thematische Untiefen auszuloten, dient er den Filmautoren zur Selbstbespiegelung

2

Dokumentation


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Es ist nicht leicht, so viele Geschichten miteinander zu verweben ohne in einen vorhersagbaren Rhythmus zu verfallen oder vollständig den Fokus zu verlieren“, sagt Jennifer Baichwal über ihren elementarischen Bilderbogen. Dieser Eindruck ist der einzige bleibende der gewaltigen Bilder, deren Ästhetik in einem erschöpfenden Ästhetizismus versinkt.

Zu Beginn ist die kanadische Regisseurin noch buchstäblich dicht an ihrer Materie, die in tosenden Strömen aus einer Talsperre schießt. Die braunen Wassermassen des Xialolangdi-Staudamms gleichen einem brüllenden Ungetüm, das sich vergeblich gegen seine Fesseln aufbäumt. Von Menschenhand gebändigt wütet es, bestaunt von Touristen, die sich hier fotografieren lassen. Ein ähnliches Schicksal wie dem Gelben Fluss in der chinesischen Provinz Henan widerfuhr während der Großen Depression dem Colorado River.

Früher war der Fluss wunderschön“, erinnert sich die greise Inocenzia Gonzalez Sainz, die den Zuschauer durch das ausgedörrte Flussbett führt. Damals war sie ein Kind und das Ödland eine Fischergegend. „Diese Arbeit ist ein Klagelied auf den Verlust“, erklärt Baichwals Landsmann Edward Burtynsky, dessen Werk sie 2006 in den Mittelpunkt ihrer Doku Manufactured Landscapes stellte. Baichwals Faszination mit Burtynskys großformatigen Aufnahmen industriell veränderter Landschaften hat seitdem nicht abgenommen. Im Gegenteil. Je weiter Watermark sich von seinem Ursprung entfernt, desto mehr vergisst der Film die thematische Auseinandersetzung mit dem lebensgebenden Element und wird zur Apotheose eines Kunstprojekts.

Dessen Initiator fungiert zugleich als Produzent und Co-Regisseur des nach den unterschiedlichen Aufnahmestätten in 20 Kapitel unterteilten Films, der Teil von Burtynskys 2007 begonnenem Projekt Water ist. Dazu gehören außerdem ein Bildband sowie eine Ausstellung. In eine solche würde sein Regiedebüt gut passen: als kleine Ergänzungsvorführung am Rande einer Werkschau. Man betrachtet die Ansichten auf das Ogallala Aquifer, aufgenommen vom Helikopter, auf die an uralte Tempelanlagen erinnernden Stufenbrunnen Indiens und des in der technisierten Moderne angekommenen Terrassenfeldbaus in der chinesischen Provinz Yunan eine Weile und geht dann weiter: weil man hier nichts sieht, das man in dieser Art nicht schon oft gesehen hätte.

Der filmische Fokus ist stark selektiv, um nicht zu sagen restriktiv. Bis auf vereinzelte Abstecher nach Dänemark und Island kreist die cineastische Panoramaschau um China, Indien und die USA. Die Bilder, anhand deren Burtynsky laut eigener Aussage die Wechselwirkung zwischen Wasser und Mensch ergründen will, sind oftmals majestätisch und von bizarrer Schönheit. Die Anmutungen, die ihre bezugsarme Präsentation beim Zuschauer hinterlässt, sind indes Formalismus und Vorhersehbarkeit.

Die USA vertritt das Imperial Valley, die ständig überwachte Springbrunnenanlagen in Las Vegas und die Siegesperformance der US Surf Open. Indien: Kumbh Mela, versiegte Stufenbrunnen und die Chemiegiftbrühe einer Gerberei. China: Riesenstaudämme, die den Hoover Damm an Leistung übertreffen sollen, malerische Reisterrassen und Meeresschnecken-Farmen, von denen die teuren Sushi-Spezialitäten kommen. Burtynsky, der stolz vor der Kamera aus seinen Fotografien auswählt, und Baichwal scheinen so hingerissen von ihrem immensen Material, dass sie den Bezug anfangs artikulierten Leitfrage verlieren: „Wie formt Wasser uns und wie formen wir Wasser?

Die Antwort ist ein vages panta rhei. Alles fließt, auch die Geldmittel des wenig ambitionierten, dafür sehr ambitiösen Filmessays, das letztlich lediglich durch seinen Umfang beeindruckt. „20 Geschichten, 10 Länder, 200 Stunden Rohmaterial, 29 verschiedene Medienformate, acht Sprachen“, schwärmt Kameramann und Co-Produzent Nicholas de Pencier, „Am Ende haben wir über ein Dutzend verschiedene Kameras benutzt. Erstaunlicherweise fiel keine von ihnen ins Wasser.“ Dieses Pech hatte nur das cineastische Potential.

Regie: Jennifer Baichwal, Edward Burtynsky
Filmlänge: 93 Minuten, DVD- und Blu-Ray Release: 26.09.2014

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Lida Bach