Washington wird auch diesmal den Waffenbesitz nicht beschränken

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27 Tote. In einer Kleinstadt. Besser gesagt in einem grossen Dorf von 26.000 Einwohnern, in dem es im vergangenen Jahrzehnt nur einen einzigen Mordfall gab. Alles ganz schrecklich, Beileid, nachdrückliche Verurteilung … und noch ein paar Phrasen. Doch das nächste Massaker wartet schon, weil auch nach dem gestrigen Amok-Lauf in Newtown (Connecticut) in den USA keinerlei Waffenbeschränkung erfolgen wird. “Wir haben in den vergangenen Jahren zu viele dieser Tragödien durchgemacht”, sagte ein mit Tränen kämpfender Obama am Freitag in Washington. Die USA müssten nun ernsthafte Schritte unternehmen.

Müssten sie. Werden sie nicht. Seit Columbine, wo 1999 zwölf Kinder und ein Lehrer in einer Schule von einem durchgeknallten Pistolenhelden ermordet wurden, gab es in den USA 18 ähnliche Schiessereien mit etlichen Toten. Vier mehr als im Rest der Welt zusammen. Im blutigsten Vorfall starben 34 Schüler durch einen gestörten Mitschüler 2007 in der Virginia Tech Universität. Nach jedem einzelnen dieser Massaker wurden Stimmen laut, den Waffenbesitz endlich zu begrenzen, weil klar war, dass jeder dieser Attentäter viel zu leicht an die Waffen kam, die er brauchte. In Connecticut brachte der Schütze gestern nach ersten Erkenntnissen vier verschiedene Feuerwaffen mit – alle legal erworben.

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Passiert ist nichts Positives seitdem. Die Waffenlobby, die regelmässig Wahlkampagnen nachhaltig finanziert, hat immer gewonnen. Im Gegenteil: Die Hürden für Waffenbesitz sind nicht etwa erhöht worden, sondern sogar gesunken. In einigen Staaten darf man mit der Knarre seelenruhig im Freien spazieren gehen. In anderen darf man die geladene Pistole ständig im Handschufach des Autos liegen haben. In diesem Jahr wurden laut National Instant Check System 16.800.000 Waffenverkäufe registriert, doppelt so viele wie vor zehn Jahren. Wenn man in Rechnung stellt, dass bei jeder dieser gemeldeten Transaktionen praktisch beliebig viele Waffen über den Tresen gehen können – von der Pistole bis zum Automatik-Gewehr -, kann man sich das wirkliche Problem der USA unschwer vorstellen.

Die Waffenbefürworter bilden die Mehrheit in beiden grossen Parteien und in der Bevölkerung. Von 2006 bis 2009 stieg der Verkauf von Gewehren um 30 Prozent an. Bei 10.000 von den 14.000 Morden, die in den USA im vergangenen Jahr registriert wurden, waren Pistolen oder Gewehre die Tatwaffe. Im Jahr 2009 kamen 600 Menschen durch Unfälle beim Hantieren mit einer Waffe zu Tode. 19.000 brachten sich per Schusswaffe selbst um. Trotz allem kam in den ersten vier Jahren Amtszeit von Obama kein einziges Gesetz durch, das den Waffenbesitz strenger kontrollieren oder gar limitieren könnte.

Der Präsident hat diesbezüglich ein paar Vorschläge für die neue Amtszeit geäussert. Keiner davon hat wirkliche Chancen auf Realisierung. Doch selbst das war schon genug, um den Vizepräsidenten der National Rifle Asoociation (NRA), Wayne LaPierre, dazu zu veranlassen, vor einem “Angriff auf den 2. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten” zu warnen, der der Regierung verbietet, das Recht auf Besitz und Tragen von Waffen einzuschränken. Das Gesetz stammt aus dem Jahre 1791. Die zugehörige Geisteshaltung ebenfalls.

Bis zum nächsten Massaker … business as usual.


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