Ihr Lieben,
heute Abend möchte ich Euch eine Geschichte von Tania Konnerth erzählen:
„Der traurige Regenwurm“
„Es war einmal ein Regenwurm.
Ganz oft lag er einfach so da und war traurig darüber, nur ein Wurm zu sein.
Warum konnte er nicht ein Vogel sein? Oder ein Fisch? Oder ein Mensch?
Jedes Wesen schien etwas Besonderes zu können,
jedes Wesen schien mehr wert zu sein als ein einfacher Wurm.
Eines Tages kam ein junges Mädchen vorbei.
Es sah den Wurm und ergriff ihn.
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Da wurde dem Wurm ganz anders, denn er dachte, dass nun sein letztes Stündchen geschlagen hätte. Stattdessen legte das Mädchen den Regenwurm in ein Marmeladenglas. Dort fand er etwas Erde und einige Blätter und eigentlich war es in dem Glas ganz gemütlich, wenn auch etwas eng.Am nächsten Tag nahm das Mädchen den Wurm mit in die Schule.
Es wurde nach vorne gerufen, um ein Referat zu halten.
Mit offenem Mund hörte der Wurm nun das Mädchen über Regenwürmer sprechen.
Wie sie lebten, wie wichtig sie seien und dass sie etwas ganz Einzigartiges könnten,
nämlich aus Dreck und Unrat fruchtbare Erde machen.
Es seien die Regenwürmer, die sicherstellten,
dass im Boden immer wieder Neues wachsen kann.
Und als das Mädchen den Regenwurm wieder in den Garten setzte,
war er der glücklichste Wurm der Welt!“
Ihr Lieben,
Heinz Erhardt hat den Wunsch, den viele Menschen in sich verspüren, nämlich den Wunsch, etwas Anderes sein zu wollen, so wundervoll mit Humor in dem Gedicht über die Zitronen dargestellt.
Warum verspüren eigentlich so viele Menschen tief in sich den geheimen Wunsch, jemand Anderes sein zu wollen?
Dieser Wunsch hat im Tiefsten damit zu tun, dass wir Menschen uns oft so, wie wir sind, wertlos fühlen. Wir glauben, dass wir Versager sind, dass wir im Gegensatz zu anderen Menschen wertlos sind, nicht so viel leisten können, nicht über so viele Fähigkeiten und Begabungen verfügen.
Uns geht es wie dem Regenwurm, der sich selbst auch für völlig wertlos hielt,
weil ihm gar nicht klar war, wie wertvoll er ist.
Als ich noch Dozent an der Universität Göttingen war, arbeitete ich ehrenamtlich an einem Gymnasium in Göttingen um, um in einigen Klassen das sehr schlechte Klassenklima zu verbessern.
Ich führte in meiner Tätigkeit in diesen Klassen die Übung
des „sogenannten warmen Regens“ durch.
Bei dieser Übung setzte sich ein Kind auf einen Stuhl in die Mitte eines großen Kreises und um es herum saßen im Kreis die Klassenkameraden.
Diese Klassenkameraden durften nun eine Viertelstunde, eine/einer nach dem anderen, etwas zu dem Kind in der Mitte sagen.
Verboten war es, etwas Negatives zu äußern, sondern es ging darum, an dem Kind, das in der Mitte saß, positive Eigenschaften zu entdecken, seine Fähigkeiten zu nennen und diese dann zu äußern.
Das Erstaunliche war, dass viele Kinder bei dieser Übung zum ersten Mal überhaupt darüber nachdachten, was an den anderen Kindern Positives sei.
Noch erstaunlicher aber fand ich die Tatsache, dass viele Kinder mit hinterher berichteten, dass sie zum ersten Mal etwas Positives über sich selbst gehört hätten und dass dabei Eigenschaften und Begabungen genannt wurden, die ihnen noch gar nicht bewusst waren.
In den vier Jahren, in denen ich in diesem Göttinger Gymnasium ehrenamtlich mitarbeitete, wurde die Übung des „warmen Regens“ immer beliebter.
Ihr Lieben,
mich hat die Geschichte des Regenwurms sehr berührt.
Erst durch den Vortrag des Mädchens wird ihm klar, wie wertvoll er ist,
wie sinnvoll sein Leben ist, wie unentbehrlich seine Tätigkeit ist.
Ich bin der festen Überzeugung, vielen von Euch geht es nicht anders als dem Regenwurm.
Jeder von Euch, JA auch DU, ist etwas ganz Besonderes, kann etwas ganz Besonderes leisten und ist unentbehrlich, auch wenn das dem Einzelnen, auch DIR, nicht bewusst ist.
Deshalb möchte ich Dir, liebe Leserin, lieber Leser den weisen Rat geben, mach Dich auf die Suche nach den Schätzen in Deinem Inneren, entdecke Deine Fähigkeiten, entdecke, was Du für andere Menschen bedeutest, begreife, dass es Menschen gibt, die Dich lieben, für die Du so, wie Du bist, sehr wertvoll bist.
Jedem Einzelnen von Euch, JA, auch DIR, möchte ich zurufen:
Du bist unendlich wertvoll,
Du bist etwas ganz Besonderes, Du bist einzigartig,
Du bist Millionen Mal mehr wert als ein Regenwurm und schon der hat einen großen Wert.
Ich wünsche Euch nun einen gemütlichen Abend und später eine ruhige Nacht und grüße Euch herzlich aus Bremen
Euer heiterer Werner vom Weserstrand
Quelle: Karin Heringshausen