Wenn ich in meinem Kalenderbuch zurückblättere, dann ist alles dicht vollgeschrieben. Und dann, ganz plötzlich, hat es eine leere Seite! Warum steht da nichts? Ob wohl an dem Tag in meinem Leben gar nichts passiert ist?
Ich benutze meinen „Terminkalender“ nicht so sehr zur Planung, sondern ich notiere darin, was ich gemacht habe, was gemalt oder geschrieben, erwähne, ob ich in einem Museum war oder in den Wäldern. Aber es gibt Tage, da steht nichts da. Gelegentlich sind sogar zwei oder drei Seiten einfach leer!
Das bringt mich natürlich ins Grübeln.
Früher hatten die wenigsten Leute ein Zeitplanbuch. Man konnte sich Termine einprägen, man orientierte sich in unseren Breiten am Kirchenjahr. So war zum Beispiel die erste Rate einer Zahlung in der Woche vor dem letzten Sonntag nach Epiphanias fällig. Klingt umständlich, aber es ging auch.
Seit tausenden von Jahren leben wir Menschen auf der Erde. Etwa 94 Milliarden sind bereits wieder gestorben. Was haben die alle an diesem oder jenem Tag gemacht? Zum Beispiel der völlig unbekannte Heinrich Wagenknecht, der im achtzehnten Jahrhundert im oberen Murgtal geboren ist. Was hat er am Donnerstag 12. Juni 1732 um 14 Uhr 30 wohl gemacht? Das Rad einer Kutsche geflickt? War er krank? War er mit Johanna, seiner Liebsten zusammen? Wir wissen es von so gut wie niemandem.
Mir scheint es manchmal, all die vielen Leben würden einfach in eine große Sache zusammenfließen: in DAS gemeinsame Leben.
Aber was ist nun mit den leeren Seiten meines Kalenderbuchs?
Auch die Ägypter vor dreitausend Jahren kannten dieses Problem bereits.
Mehr darüber in meinem nächsten Beitrag hier in der Moorbirke!
Ich hab ihn gekannt / 44cm x 63cm / Acryl auf Zeichenpapier / 2014, Nr.14-032
Übrigens: war der 12. Juni 1732 wirklich ein Donnerstag? Hier der Umrechner