Was tun bei Haarausfall?

Von Fashionvictim

Der Blick am Morgen in den Spiegel. Nach dem Frisieren die Bürste oder der Kamm voller Haar und anschließend der panische Blick – bilden sich dort nicht kahle Stellen? Ist das Haar dünner geworden? Sollte man nicht gleich eine Perücke kaufen?

Haarspaltereien

Seit Menschengedenken wird immer wieder die eine Frage gestellt: Warum verlieren einige Personen schnell und innerhalb kürzester Zeit ihre Haarpracht und andere verfügen über eine wahre Mähne, die sie bis ins hohe Alter besitzen? Spricht man über Haarausfall, kann man fast schon mit einigen panischen Reaktionen rechnen. In der Vergangenheit gibt es zahllose Geschichten und Sagen, die mit den Haaren verbunden sind. Rapunzels Zopf hatten eine Länge und waren so fest in der Kopfhaut verankert, dass es der Prinz ohne Probleme bis in ihren Turm schaffte. Samson fand im alten Testament Erwähnung. Erst als seine Geliebte, Dalila, sein Geheimnis erfuhr, konnte er besiegt werden. Worin dieses Geheimnis lag: in seiner Behaarung. Nur mit voller Haarpracht konnte er seine ganze Stärke entfalten. Im Barock wurden Perücken häufig im Alltagsleben genutzt, um eine Syphiliserkrankung zu verbergen. Denn die geht mit einem starken Haarausfall daher. Toupets sind Halbperücken, die ein Halb- oder Stirnglatze verstecken sollen. Langes Haar gilt als Zeichen der Gesundheit. Und so könnte die Liste an Beispielen immer weiter fortgesetzt werden. Nimmt man aber das Gegenteil, die Glatze oder eine schüttere Kopfbehaarung, fallen einem, bis auf eine Ausnahme, nur negative Beispiele ein. Haarlos bedeutet in vielen Volksgruppen, die Askese. Tonsuren und glatt rasierte Schädel bei Mönchen sprechen hier eine eigene Sprache. Gefangenen wird der Kopf rasiert, um ihnen symbolisch ihre Kraft zu nehmen. Zwar gilt eine Glatze auch als Zeichen besonders starker Sexualität, das gilt aber nur für Männer. Und auch diese müssen ein gut ausgeprägtes Selbstbewusstsein haben, um zu ihrer haarlosen Frisur zu stehen.

365.000 im Jahr weniger

Bis zu 100 Härchen verliert ein Mensch am Tag. Bei Kurzen fällt das nicht so auf, bei Langen bekommt man aber schon schnell einen Schreck. Denn das Volumen steigt merklich und vor allem Frauen fragen sich nach dem Bürsten, ob das noch normal ist. Die Zahl 100 beschränken sich jedoch nicht nur auf das Haupthaar, sondern auf den gesamten Körper. Augenbrauen, Achsel- und Schamhaar, Arm- und Beinbehaarung gehören hier ebenfalls zu den betroffenen Körperstellen. Nun zählt aber sicher nicht jeder nach, wie viele Haare an einem Tag ausfallen ist ein Bestandteil des Kreislaufes von sich erneuernden und absterbenden Zellen. Wie erkennt man also, ob man an einem krankhaften Haarausfall leidet oder noch in der Norm liegt. Zumeist sieht das Haar nicht mehr so dicht aus und schüttere Stellen erscheinen. Die Ursachen können vielfältig sein. Da dem Haupthaar eine so große Bedeutung zugeschrieben wird, ist es also auch kein Wunder, dass vor allem in der Kosmetikindustrie viele Millionen ausgegeben werden, um neue Wunderprodukte zu bewerben und nach dem Auslöser suchen. Genauso viele oder sogar noch mehr Millionen werden aber auch von Verbrauchern für Produkte ausgegeben, die einen gesunden Haarwuchs, eine Anregung der Haarneubildung und eine Aktivierung der Haarwurzeln versprechen. Aber gibt es wirklich das Wundermittel gegen Haarausfall?

Wieso fallen Haare aus?

Bezeichnend in der Forschung, warum es zu Haarverlust kommt, ist, dass man einen Namen kennt, aber nicht hundertprozentig nachweisen kann, woher er kommt. Beim Effluvium handelt es sich sozusagen um eine Vorstufe der Alopezie. Hier fallen mehr Härchen als gewöhnlich aus, der aber nicht notwendigerweise krankhaft sein muss. Alopezie oder auch Alopecia dagegen bezeichnet die Bildung haarloser Bereiche oder extrem schütteres Haupthaar. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und ist an den Namen des Fuchses – Alopex – angelehnt. Eine weitverbreitete Krankheit unter Füchsen war die Fuchsräude. Im Krankheitsverlauf bilden sich kahle Stellen im Pelz. Dabei muss aber an schütter werdender Haarpracht nicht immer eine Krankheit Schuld sein. Beim erblich bedingten Haarausfall, der androgenetischen Alopezie, ist meist eine Überempfindlichkeit gegen das Hormon DHT schuld. Dieses bewirkt, dass die Wachstumsphase des Haarkörpers stark verkürzt wird. Geht die Wachstumsphase normalerweise über zwei bis sechs Jahre, ist beim genetisch bedingten Haarverlust dieser Zeitraum sehr viel kürzer. Härchen wachsen, verkümmert aber auch sehr viel schneller und in manchen Fällen kommt es dazu, dass sie bereits abgestorben sind, bevor sie sichtbar werden. Hier hat man gute Erfolge mit Haartransplantationen vom Hinterkopf und Nackenbereich erzielt, da die Haarwurzeln an diesen Bereichen relativ immun und unempfindlich gegen das DHT sind. Außerdem gibt es spezielle Medikamente und Pflegeprodukte, die die Bildung des DHT, einem Derivat des Testosterons, entgegen wirken sollen. Jedoch sind die Zusammenhänge und der Zweck von DHT im menschlichen Körper noch nicht vollkommen erforscht. So beseitigt der Arzt nur das Ergebnis des Haarverlustes, weiß aber nur bedingt etwas über die Folgen dieses Eingriffes in den menschlichen Körper.

Stressfaktoren, Umwelteinflüsse und körperliches Wohlbefinden

Eine weitere Form des Haarverlustes ist der kreisrunde Haarausfall. Circa 1,4 Millionen Menschen sind in Deutschland davon betroffen und die Krankheit tritt hauptsächlich zwischen zwanzig und vierzig Jahren auf. Bei dieser Form des Haarverlustes bleibt jedoch der Haarfollikel erhalten. In der Medizin wird davon ausgegangen, dass eine Störung des Autoimmunsystems dafür verantwortlich ist. Die Zellen, die eigentlich für den Kampf gegen Eindringlinge wie Bakterien und Viren verantwortlich sind, wenden sich gegen den eigenen Körper und führen zum Ausfall der Behaarung. In seltenen Fällen kommt es zu einem totalen Verlust, aber in den meisten Fällen normalisiert sich dieser Zustand von selbst nach einer gewissen Zeit und ohne Einsatz von Medikamenten. Über die auslösenden Ursachen gibt es weitestgehend Unklarheit. Zum einem besteht die Theorie, dass Stressfaktoren zum Verlust des Haares führen, zum anderen liegt in bis zu 25 Prozent der Fälle auch eine erbliche Komponente nahe. Eine der wirkungsvollsten Therapien ist die sogenannte topische Immuntherapie. Aber es gibt auch andere Behandlungsansätze, die sich aber auf lange Sicht erst noch bewähren müssen. Denn solange man die Ursache nicht kennt, kann man höchstens gegen das Ergebnis vorgehen.

Der komplexe Ansatz der ganzheitlichen Medizin

Von diffuser Alopecie sind vor allem Frauen befallen. Hier fallen die Haare am gesamten Körper aus. Verursacht kann das durch Eisenmangel, eine Schildrüsendisfunktion, Hormonschwankungen, Kopfhauterkrankungen, Fettunterversorgung oder Stress werden. Bestimmte Medikamente können ebenfalls zu einem kurzfristigen Verlust der Haare führen. Unterm Strich kann man aber sagen, dass einem Haarverlust immer eine tief greifende Änderung des Stoffwechsels vorausgeht. Deshalb werden zur Feststellung der Ursachen zumeist verschiedenen Blutuntersuchungen angeordnet. In der ganzheitlichen Medizin wird vom Arzt aber noch ein wenig weitergegangen. Hier werden nicht nur die messbaren Werte untersucht, sondern auch nachgeforscht, welche Änderungen es im persönlichen Lebensbereich gab. Dazu gehören Ernährungsumstellungen, Schwangerschaft, Arbeitsplatzwechsel, Umzug, Partnerprobleme, neue Medikamente und vieles mehr. Seelische und körperliche Störungen werden gleichermaßen in den Untersuchungsprozess mit einbezogen. Denn nur wenn die Ursache erkannt wird, kann auch gezielt gegen den Verlust der Behaarung vorgegangen werden. Gemeinsam wird dann unter Berücksichtigung der Untersuchungsergebnisse ein Konzept zur Behandlung erstellt, das im Wesentlichen sieben wichtige Punkte enthält: eine Umstellung der Ernährung, Darmsanierung und Aufbau der Darmflora, Entsäuerung und Remineralisierung, basische Körperpflege, basische Kopfhaut- und Haarpflege, Stress- und Angstbewältigung und begleitende Verfahren gegen Alopecia.

Gepflegtes Haar, schönes Haar?

Gesunde Haare kommen nicht von allein. Sie wollen, genauso wie der Rest des Körpers, gepflegt und umhegt werden. Wenn man deshalb ein paar einfache Ratschläge befolgt, kommt man dem Wunsch nach strahlend schönem Kopfhaar schnell näher. Shampoo sollte in kleinen Mengen benutzt und immer gut ausgespült werden, da es ansonsten zu sehr belastet. Es sollte weiterhin, genauso wie Packungen und Spülungen, auf den Hauttyp abgestimmt sein. Auch bei beiden Letzteren gilt, nicht die Masse, sondern die Regelmäßigkeit ist entscheidend. Nach dem Waschen die Mähne sanft ausdrücken. Wer mag, kann auch das Handtuch um den Kopf schlingen. Anschließend nicht zu heiß föhnen. Hier ist mehr ein Trockenpusten gefragt. Wer kann, sollte seine Haarpracht an der Luft trocknen lassen. Scheint die Sonne, ist es wichtig, den Kopf zu bedecken, Musik vor der UV-Strahlung zu schützen. Auf langwierige Färbeprozeduren sollte man komplett verzichten. Besser ist es, mit Strähnchen Highlights zu setzen, denn die greifen die Kopfhaut, Struktur und die Haarwurzeln weniger an. Ein kleiner Trost am Ende – Männer mit Glatze gelten als autoritär, selbstbewusst und echte Macher, aber Frauen werden leider immer noch bei schwindender Haarpracht bemitleidet. Aber zum Glück ändern sich die Zeiten ja …