Gehört ihr auch zu den 15% der Deutschen, die laut einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach unter Flugangst leiden?
Wer von Flugangst betroffen ist, dem hilft es wenig, zu wissen, dass Fliegen an sich eine relativ sichere Reisemöglichkeit ist und dass viele Fluggesellschaften noch nie einen Absturz zu verzeichnen hatten. Da kann man sich noch so oft die Statistiken vor Augen halten, es bringt in der Regel nicht viel. Flugangst ist keine rationale Angelegenheit, sondern wird von Psychologen als Phobie eingestuft und behandelt.
Wie bei Phobien üblich, versucht man der Angst machenden Situation aus dem Wege zu gehen. Auch Fliegen lässt sich vermeiden, z.B. indem man mit dem Schiff nach Amerika fährt. Ich habe das drei Mal gemacht. Die Fahrt von Southampton nach New York (bzw. umgekehrt) dauert sechs Tage und ist sehr schön, zumindest im Sommer. Besonders angenehm ist es, dass man nach der Reise keinen Jetlag hat, denn der Zeitunterschied wird jeden Tag mit der Umstellung der Uhren um eine Stunde angepasst. Allerdings ist die Fahrt mit dem Schiff teurer als das Fliegen und nicht immer hat man auch so viel Zeit. (Die ebenfalls mögliche Mitreise auf einem Frachtschiff dauert etwa doppelt so lange.)
Außerdem habe ich versucht, meine Flugangst mit Alkohol zu besiegen. Ein großes Bier unmittelbar vor dem Flug und dann noch mehrere Biere und Mini-Flaschen Johnnie Walker während des Fluges. Ich muss sagen, es ist gar nicht so einfach, sieben bis acht Stunden ein gleichmäßiges, leichtes Betrunkensein aufrecht zu erhalten. Schließlich will man ja auch nicht unangenehm auffallen oder volltrunken durch die Passkontrolle wanken. Ihr ahnt es schon: Eine Lösung des Problems ist das nicht.
Eine Alternative sind Medikamente, d.h. in erster Linie Beruhigungsmittel, die vom Arzt verschrieben werden. Nimmt man diese, darf man allerdings keinen Alkohol trinken. Derartige Tabletten dämpfen die Angst und sind durchaus eine Hilfe, insbesondere bei leichteren Fällen von Flugangst.
Am erfolgreichsten kann man die Angst vor dem Fliegen wohl durch eine Therapie besiegen. "Die Flugangst lässt sich im Rahmen einer Verhaltenstherapie mithilfe von unterschiedlichen Techniken, die auf den jeweiligen Einzelfall angepasst werden, wie zum Beispiel der Konfrontationsmethode, Implosionstherapie, systematischer Desensibilisierung, EMDR und kognitiv-verhaltenstherapeutischer Vorgehensweise sehr effektiv behandeln“, sagt Rachel Liebermann, die in ihrer Praxis für Psychotherapie in Köln Menschen bei der Überwindung von Ängsten hilft und die ich nach den Erfolgsaussichten befragt habe. “Je nach Motivation und Compliance der Klienten liegen die Erfolgschancen zwischen 70 und 95%, wobei im Erfolgsfalle die Angstfreiheit von Nachhaltigkeit ist!"
Ich selbst habe es vor einigen Jahren mit EMDR versucht und es hat tatsächlich geholfen, meine Flugangst wesentlich zu verringern. Zusätzlich nehme ich aber immer noch ein Beruhigungsmittel vor dem Start und führe das Buch Fliegen ohne Angst von Frank Littek mit, in dem ich unmittelbar vor dem Flug ein wenig blättere. Ein begeisterter, vollkommen angstfreier Flugreisender werde ich wohl nie werden, aber diese Kombination aus Hilfsmitteln hat mir geholfen, dass mich meine Flugangst inzwischen nicht mehr vom Reisen abhält.
Wie geht euch das? Habt ihr Angst vor dem Fliegen (gehabt)? Was macht ihr dagegen bzw. wie habt ihr diese überwunden? Ich bin gespannt auf eure Tipps.