Was soll „Mein Kampf“ in meinem Bücherregal?

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mein kampf

Vergesse niemals – gesehen in Mostar/Bosnien

Nach dem Zusammenbruch des Nazi-Deutschland erhielt der Freistaat Bayern von den Allierten alle Rechte auf die materiellen und immateriellen Werte Adolf Hitlers‘ und damit auch das Urheberrecht für dessen Konvulut „Mein Kampf“. Mit diesem Propagandawerk schrieb sich Hitler 1925-1926 während seines Gefängnissaufenthaltes in Landsberg den Frust von der Seele (oder von Rudolf Hess schrieb dies alles nieder, aber man ist sich darüber nicht ganz einig, was auch letztendlich egal ist).
Mit Hilfe dieses Urheberrechts hatte der Freistatt bislang eine Neuauflage verhindert, was aber nicht bedeutet, dass man trotzdem in den Bücherläden dieser Welt dieses Buch nicht erwerben kann.
Nun, 70 Jahre nach Hitlers‘ Tod ist diese Lizenz ausgelaufen und in der letzten Woche kam eine Neuauflage auf den Markt – eine kritisch kommentierte Version.

Um was geht es in diesem Buch überhaupt?

Das Buch wurde während der Nazi-Herrschaft von den Standesbeamten an frischverheiratete Paare vergeben, trotzdem habe ich es nicht im Nachlass meiner Familie finden können. Wenn ich die Berichterstattung über diese Zeit lese oder die Propaganda im Originalton höre, kann ich mir ganz gut vorstellen, was hier als Gegenentwurf zu dem damals populären Marxismus auf mitunter sehr geduldigem Papier wiedergegeben wurde.
Ansonsten helfen mir die von Helmut Qualtinger gelesenen Auszüge weiter:

Die jüngeren von euch können vielleicht mit Serdar Somuncu mehr anfangen:

Mehr muss ich persönlich dazu gar nicht hören.

Die Neuauflage

Im Auftrag des im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte unter der Leitung von Christian Hartmann wurde nun eine Neuauflage mit kritischen Anmerkungen und Erklärungen veröffentlicht. Es handelt sich hierbei um 2 Bände mit über 2.000 Seiten, die seit letzter Woche für 59,00 € im Handel sind, bzw. wären. Denn die erste Auflage mit über 4.000 Stück ist bereits ausverkauft. Wer dennoch dieses Werk erwerben will, muss ich in die Warteschlange von 15.000 Vorbestellern einreihen – oder bei Amazon oder Ebay den fast 10fachen Preis berappen.

Die Herausgeber haben hier versucht, in akribischer Kleinarbeit jede Aussage zu hinterleuchten und zu kommentieren. Wahrscheinlich haben sie damit tatsächlich ein Zeitzeugnis geschaffen, welches besonders für Wissenschaftler, aber auch für Lehrer oder Journalisten als Arbeitsgrundlage interessant sein dürfte. Mit Sicherheit ist dies kein Werk für einen dahergelaufenen Pegida-Spacken, denn da sind auch Fremdwörter im Text.

Dennoch kann ich gut verstehen, dass die jüdischen Gemeinden sich sehr unzufrieden über diese Neuveröffentlichung geäußert haben. In diesem Buch steht nicht nur dummes, sondern auch gefährliches Zeug und ist ein Symbol für Menschenverachtung, Rassenhetze und Kriegstreiberei.
Und wer liest schon die Fußnoten und Kommentare?

Was soll „Mein Kampf“ in meinem Bücherregal?

Deswegen wird sich „Mein Kampf“ auch nicht in meinem Bücherregal finden – selbst wenn es Passagen gäbe, die mich im Zusammenhang mit den Kommentaren interessieren würde.
Aber ich hätte mit dem Buch bereits ein optisches Problem und überhaupt sollte man aufpassen, in welche Abgründe man blickt.

Dennoch finde ich es ganz, ganz ungünstig, dass ausgerechnet jetzt, wo die Stimmung immer rechtslastiger wird, das Urheberrecht gefallen ist und somit diese Neuauflage hat erscheinen können. So ambitioniert sie auch angelegt ist.

Foto: Don’t forget – Eine Inschrift, gesehen in Mostar, Bosnien als Erinnerung an den Krieg in Jugoslawien ©sabienes.de
Text: Was soll „Mein Kampf“ in meinem Bücherregal? ©sabienes.de
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