Meine heutigen Abendgedanken
Ihr Lieben,
in den Jahren 1260 - 1328 lebte ein Mann, der uns als Meister Eckhart bekannt ist.
Während meines Studiums in Göttingen habe ich damals unter anderem auch den oben abgebildeten griechischen Text von Meister Eckhardt gelesen.
In geradezu meisterlicher Art und Weise hat er es geschafft, uns auf die wichtigsten Fragen unseres Lebens eine Antwort zu geben.
Meister Eckhart war kein Mensch, der um die Dinge herumredete, sondern er nannte die Dinge klar beim Namen. Von ihm stammt der nachfolgende Text, den viele von Euch bereits kennen und den ich Euch für die kommende Adventszeit mit auf den Weg geben möchte.
Das ist ein Text, den man sich ausdrucken sollte, um ihn immer wieder einmal lesen zu können:
„Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart,
der bedeutendste Mensch ist immer der,
der dir gerade gegenübersteht,und das notwendigste Werk ist immer die Liebe.“
Ihr Lieben,
in wenigen Tagen beginnt wieder die Adventszeit und ich habe mir schon ganz viele kleine Geschenktüten besorgt, die ich jetzt in den kommenden Tagen mit Keksen, Süßigkeiten, Nüssen, einer kleinen Kerze, einer kleinen Karte mit einem Mutmachspruch fülle.
Wenn es dann z.B. am Nikolaustag dunkel geworden ist, „schleiche“ ich wie der Knecht Ruprecht durch unsere Straße und hänge an alle Türen der Häuser, in denen Kinder wohnen, eine kleine Nikolaustüte. Und wenn mich mein Herz dazu drängt, dann entscheide ich mich oft ganz spontan dazu, jemandem eine kleine Geschenktüte zu überreichen und ihm eine frohe Adventszeit zu wünschen.
Meister Eckhart hat seine klaren Verse, die ich oben niedergeschrieben habe, niedergeschrieben, weil er immer wieder Menschen begegnete, die davon sprachen, die Welt verändern zu wollen, die große Pläne schmiedeten, wie sie die Welt in der Zukunft verändern wollten und die ständig das Wort Gottes im Munde führten.
Meister Eckhart aber war der Meinung, dass es den Menschen, die es nach Liebe dürstet, die nach Ermutigung hungern, die sich nach Zuversicht und Hoffnung sehnen, die sich über ein Lächeln freuen und eine tatkräftige Unterstützung brauchen, überhaupt nichts bringt, wenn sie auf ein fernes Jenseits vertröstet werden („Im Himmelreich wird alles besser!“).
Meister Eckhart – und das war das Wunderbare an ihm – erkannte,
…dass es darauf ankommt, HIER und JETZT Liebe zu üben, weil die wichtigste und damit beste Stunde, um Liebe zu üben, immer die Gegenwart ist,
…dass es darauf ankommt, bei allen Plänen, wie wir die Welt verändern wollen, nicht den Menschen zu vergessen, der JETZT und HIER vor uns steht und sich nach unserer Liebe sehnt, unserem Zuspruch, unserer Ermutigung,
…dass es darauf ankommt, zu begreifen, dass das größte Werk, das wir tun können, die Liebe ist, die wir täglich HIER und JETZT verschenken.
Ihr Lieben,
immer wieder erreichen mich E-Mails, in denen sich Menschen bei mir entschuldigen, dass sie zurzeit keine Zeit finden, meine Geschichten, meine Morgennotizen und Abendgedanken zu kommentieren.
Ihr Lieben, niemand von Euch muss sich dafür entschuldigen, ich habe dafür allergrößtes Verständnis und in der kommenden Adventszeit wird der eine oder andere noch weniger Zeit finden.
Ich finde das völlig in Ordnung.
Ich möchte das einmal in einem Bild ausdrücken:
Ich betrachte mich als Leuchtturm, der sein Licht in die Nacht dieser Welt hinaus sendet und an diesem Leuchtturm fahren viele große schöne Schiffe vorbei auf dem Weg zu ihrem jeweiligen Ziel.
Also macht Euch keinen Kopf um den alten Leuchtturm Werner, sondern setzt Eure Fahrt fort zu Eurem Ziel.
Ich wünsche Euch eine gute Nacht und grüße Euch alle ganz herzlich aus Bremen
Euer fröhlicher Leuchtturm Werner
Quelle: Karin Heringshausen