Ich benutze den Begriff "Wohlfühlbuch" eigentlich nicht, weil ich mir nie wirklich im Klaren war, was denn ein Buch ausmachen müsste, in dem ich mich wirklich wohlfühlen würde. Beim Lesen von Was man von hier aus sehen kann wurde diese Frage jedoch endlich beantwortet, denn ich fühlte mich wohl, beinahe heimisch. Nicht, weil darin nur schöne Dinge geschehen und man die ganze Zeit glücklich wäre, nein, weil ich mich zwischen den handelnden Figuren, ihren Geschichten und Eigenarten, ihrer Schrulligkeit und Authentizität so unheimlich gut fühlte, dass ich mir wünschte, ein Teil dieses zauberhaften Dörfchens zu sein.
Ob nun ein Vater, der die Welt hineinlassen will; eine Mutter, die immer viel zu beschäftigt ist; eine grummelige Marlies, der man es nicht recht machen kann; eine Elsbeth, die für jede Sorge ein Heilmittel kennt ... sie alle sind nicht perfekt, aber sie sind echt. Und so wird der Leser zum stillen Beobachter dieses leisen aber so ehrlichen Lebens von Luise, Selma und dem Optiker, welche für kurze Zeit die Luft anhalten, wenn in Selmas Träumen ein Okapi erscheint und den nahenden Tod eines Dorfbewohners ankündigt. Man lacht mit ihnen, leidet mit ihnen und lacht dann wieder, denn wie das Leben, steckt auch dieser Roman voller Humor.
Was mich an diesem Buch wahrscheinlich so sehr berührte (und ich meine es so, wie ich es schreibe, denn am Ende konnte ich nicht mehr gegen die Tränen ankämpfen), war das Gefühl von Heimat und Geborgenheit. In Zeiten des ständigen Aufbruchs, der nie endenden Informationsflut, der Anonymität der Großstädte kommt dieser Roman daher und zeigt uns, wie schön ein Leben sein kann, wenn man weiß, wohin man gehört. Wenn man weiß, wo die Menschen sind, die man liebt und von denen man geliebt wird und dass man nie einsam ist, solange man noch "wir" sagen kann.