Gerade eben habe ich im “Zeit-Magazin” von einer italienischen Ordensschwester im Grenzgebiet zwischen Uganda und Südsudan gelesen. So weit entfernt ist das von hier nicht, nach Uganda bin ich vor vier Jahren mit dem Bus gefahren; drei Tagesreisen, eine sehr, sehr schöne Erinnerung. Doch die Welt dieser Schwester ist eine ganz andere als meine. Wenn ich mein Leben hier auf einer Skala zwischen 0 (“Genau wie in Deutschland”) und 10 (“Katastrophen-Afrika, wie man es sich vorstellt”) einordnen sollte, dann käme ich so ungefähr auf 3, aber die Schwester wäre ziemlich nah an 10.
Das Foto zeigt (von links nach rechts) Br.Leo, Herrn Elias und Br.Romano (schönen Gruß an Roman und Familie !) beim Ordnen der Rechnungen. Wir sind gerade dabei, den Jahresabschluss für 2012 zu machen, die bisher letzte Rechnung ist unter Nummer 11377 abgeheftet, also nicht unbedingt wenig Papier. Herr Zenda (Bank- und Behördenkontakte), Herr Elias (Buchhalter), Br.Petro (Buchhalter und mein Berater für alle Fragen der afrikanischen Kultur) und ich (was mache ich hier eigentlich ?) haben zum Glück vor zwei Wochen Verstärkung bekommen. Br.Leo und Br.Romano haben gerade erst ihr Noviziat beendet, sind also noch neu im Kloster und kümmern sich vor allem um die Dinge, für die bisher niemand Zeit hatte, z.B. mal herauszufinden, wer eigentlich in welchem Haus wohnt (die meisten der 170 Arbeiter/innen der Abtei wohnen in einem Haus der Abtei). P.Ludoviko, der Novizenmeister, ist auch zu uns gestoßen, er kümmert sich jetzt um die Angelegenheiten der Arbeiter. Klingt langweilig, wird aber etwas spannender, wenn es zum Beispiel um “Geister-Tagelöhner” geht. In diesem Fall hatte ein Lehrer der Berufsschule den Lohn für 10 Tagelöhner im Garten abgeholt, Br.Petro war der Sache nachgegangen und hatte festgestellt, dass nur 5 davon wirklich existierten.
Am Sonntag brachte mir einer unserer acht Wächter ein Gewehr, dessen Kolben gebrochen war. Ich musste daraufhin zum ersten Mal ein Gewehr aus dem Tresor nehmen und es ihm als Ersatz übergeben. Da ich mich vor vielen Jahren geweigert hatte, den Umgang mit Gewehren zu lernen, und stattdessen Zivildienst geleistet hatte (was ich bis heute nicht bereue), habe ich jetzt das dumme Gefühl, dass der Wächter mich auslacht, weil ich das Gewehr völlig falsch anfasse. Der Wächter nimmt das Gewehr, legt es auf den Tisch, dreht sich um, um irgendeinen Schlüssel zu holen, und schon ist das Gewehr auf den Boden gefallen. Schön, dass andere Leute auch nicht mit Gewehren umgehen können, und gut, dass wir nicht im Südsudan sind.
Was mache ich hier eigentlich ?
Autor des Artikels : rsk6400
Zum Original-ArtikelErlebnisse eines deutschen Mönchs im Alltag auf Kuba.