Florian von Großstadtküste hat aufgerufen zur Blogparade. Thema: Was machen Blogger eigentlich beruflich. Da ich schon länger etwas ausführlicher zu meinem Werdegang schreiben wollte, nehme ich diese Blogparade nun zum Anlass, dies endlich zu tun (manchmal ist so ein Stupser doch hilfreich
Wer ich war und was ich werden wollte
Als Kind und Jugendliche war mir eigentlich schon immer klar, was ich später werden würde: Grundschullehrerin.
Inspiriert durch meine eigene Lehrerin in der Grundschule, die ich wirklich liebte und von der ich auch jetzt noch viel halte, erschien mir dieser Beruf immer als die Erfüllung all meiner Wünsche: Ich könnte mit Kindern zusammenarbeiten, würde etwas nützliches für die Gesellschaft tun und hätte zudem Freiräume um auch meine kreative Seite auszuleben.
13 Schuljahre später musste ich mit Abschluss meines Abiturs feststellen, dass es mich eigentlich von der Schule wegzog und ich mir nichtmal vorstellen konnte, jetzt noch ein Studium durchzuziehen. Irgendwie war ich auf einmal ratlos und wusste nicht mehr wirklich was als nächsten kommen sollte. Ich hatte Glück und bekam ein Stipendium für eine wahnsinnig tolle Beratung bei Struss & Partner. Die machen nicht nur Berufs- sondern gleich Karriereberatung, das wichtigste Ziel dabei ist, den Job zu finden, der nicht nur zu deinen Vorlieben, sondern auch zu deiner Persönlichkeit und deinen Fähigkeiten passt. Einen ganzen Tag lang durfte ich Fragebögen über Fragebögen und eine Menge Tests ausfüllen und bekam am Ende eine ausführliche Analyse meiner Interessen, Fähigkeiten und passende Studiengangsvorschläge.
Die Top 3 waren für mich: Psychologie, Erziehungswissenschaften und soziale Arbeit.
Mein Wunsch Grundschullehrerin zu werden, war also gar nicht so abwegig, von diesem Beruf wurde mir allerdings eher abgeraten, da man durch den Lehrplan zu stark festgelegt sei, und ich mehr Spielraum für eigene Ideen bräuchte.
Über Umwege ans Ziel
Doch auch jetzt noch schreckte mich der Gedanke an ein Studium ab. Ich wollte etwas Praktisches machen, am liebsten mit Kindern arbeiten und hinzu kam, dass ich tatsächlich gewisse Hemmungen hatte ein Studium zu beginnen. Meine Eltern haben beide nicht studiert und irgendwie gab es da diese implizite Vorstellung davon, dass Kinder nach der Schule eine Ausbildung machen, eigenes Geld verdienen und von Zuhause ausziehen. Das soll jetzt nicht so klingen, als hätten mich meine Eltern nicht unterstützt oder rausgeschmissen, das ist keineswegs der Fall, aber es gibt einfach Hürden, die man alleine überwinden muss, wenn die Eltern nicht studiert haben, die für mich damals sehr abschreckend wirkten.
Am Ende entschied ich mich also für eine Ausbildung. Ich bewarb mich für einen Ausbildungsplatz zur Erzieherin, wurde genommen und konnte dank des Abiturs sogar ein Jahr verkürzen. In den folgenden 3 Jahren arbeitete ich (im ersten Jahr an zwei Tagen die Woche, in den beiden anderen Jahren jeweils 10 Wochen am Stück) in einem Kindergarten, einem Hort und einer Krippe. Die übrige Zeit hatte ich ganz normal Schulunterricht, wobei dieser hauptsächlich aus berufsrelevanten Stoffen bestand.
Während dieser Ausbildung habe ich wahnsinnig viel gelernt. Ich bin irgendwie erwachsen geworden und habe unglaublich tolle und inspirierende Menschen kennengelernt. Durch die praktische Arbeit habe ich selber Erfahrungen sammeln können, die man einfach nicht bekommt, wenn man nur theoretische Inhalte lernt und ich würde diese Zeit um nichts in der Welt missen wollen.
Als die 3 Jahre um waren, stellte sich mir jedoch erneut die Frage, wie mein Weg weiter gehen würde. Ich liebe die Arbeit im Kindergarten und ganz besonders die in der Krippe. Und doch wusste ich, dass diese Arbeit allein mich nicht ausfüllen würde. Die Rahmenbedingungen sind oft schlecht und ich weiß, dass ich den Anspruch, den ich selber an meine Arbeit stelle, wahrscheinlich gar nicht erfüllen könnte. Außerdem war mein Wissensdurst so groß und ich wollte noch viel mehr darüber lernen, wie Kinder sich entwickeln, was sie brauchen und was wir als Betreuer oder Eltern tun können, um ihnen einen bestmöglichen Start ins Leben zu verschaffen.
Und so bewarb ich mich dann doch noch für ein Studium. Und ja, es war tatsächlich das Psychologie-Studium, für das ich mich entschied. Mit viel Glück und Zittern bekam ich einen Studienplatz in Bamberg.
Neue Impulse im Studium
Drei Jahre lang studierte ich dann Psychologie und schloss letztes Jahr mit dem Bachelor of Science ab. Diese drei Jahre waren wieder voll von neuen Erfahrungen: So habe ich viel über Statistik und Forschungsmethoden gelernt, außerdem hatte ich biologische Psychologie und viel zu den Themen Sinneswahrnehmung und Reizverarbeitung, letztendlich bin ich meinem Schwerpunkt aber in vielerlei Hinsicht „treu“ geblieben. So habe ich zusätzliche Kurse in der Entwicklungspsychologie belegt, in diesem Bereich auch einen großen Teil meines Praktikums absolviert und meine Bachelorarbeit dort geschrieben.
Heute, morgen und die Vereinbarkeit
Nach dem Abschluss stand für mich dann fest, dass ich erst mal eine Pause vom Lernen brauche. Die Prüfungszeit war immer sehr anstrengend und manchmal verliert man das Ziel und den Sinn aus den Augen, wenn man wochenlang von Karteikärtchen auswendig lernt um dann, nach einer Prüfung in der stupides herunterbeten einzelner Definitionen verlangt wurde, alles wieder zu vergessen (und klar, ich habe auch vieles behalten, aber insbesondere die 99.999.999 Definitionen nicht).
Finn und ich sind also letzten Sommer wieder in den Norden gezogen und haben hier unser Haus gekauft. Anfang des Jahres ging dann einer unserer größten Wünsche in Erfüllung und ich bin schwanger geworden.
Momentan arbeite ich auf 450-Euro-Basis für die Uni Bamberg und betreue Online-Kurse, vielleicht wird ab dem Sommer sogar eine Teilzeitstelle daraus, momentan wird geprüft, ob das finanzierbar ist. Dass ich diese Arbeit von Zuhause aus am Computer erledigen kann, empfinde ich als sehr großen Luxus. Die Vereinbarkeit mit dem Bloggen ist also kein Problem, ich muss nicht mal den Arbeitsplatz wechseln
Ein wichtiger Faktor, warum ich mir darüber eigentlich wenig Sorgen mache und mir gut vorstellen kann auch 8 Wochen nach der Geburt wieder zu arbeiten (also von Zuhause aus), ist, dass Finn immer da es. Durch seine Selbstständigkeit haben wir beide die Möglichkeit unsere Zeit frei einzuteilen und selbst zu entscheiden wann und wie viel wir arbeiten. Momentan arbeiten wir beide überdurchschnittlich viel, Montags bis Sonntags, bestimmt an die 6 bis 10 Stunden am Tag. Wir sehen es aber beide mehr als „vorarbeiten“: Denn wenn das Baby erstmal da ist, werden bestimmt auch wir erstmal einen Gang zurück schalten und uns an den neuen Ablauf gewöhnen müssen.
Ich freue mich jedenfalls auf die Zukunft und ich würde mich noch mehr freuen, wenn ihr und dieser Blog noch lange Zeit Teil dieser Zukunft seid!