Was kostet Schamanismus?
Die Schamanenstube hat ihre Preise das letzte Mal vor sieben Jahren geändert. In diesen Jahren kostete eine Schulstunde in der lokalen Schule durchschnittlich SFr. 7.50. Das tönt nach wenig, es sind aber viele Stunden im Monat: fünfzig an der Zahl. Der Preis von SFr. 375.- für einen Monat empfanden wir für tragbar für die Kursteilnahme. Das war sie auch lange Zeit. Im letzten Halbjahr haben wir verstärkt Dinge wahrgenommen, die uns zu einer Preisänderung drängen.
Woran merken wir, dass wir etwas ändern müssen?
Schamanen überall
Die Schamanenstube ist schon ewig nicht mehr auf dem Laufenden, welche Schamanen gerade auf den Markt sind. Schamanismus boomt. Leider boomt Schamanismus sehr stark in machtbesessene und dogmatische Gefilde, die wir nicht unterstützen. Wenn wir uns im Internet etwas umschauen, finden wir viele Praxen und Schulen und denken des Öfteren: da steckt wahrscheinlich ein Mensch dahinter, der sehr tiefe eigene Erfahrungen gemacht hat und diese nun teilen oder selbst anwenden möchte. Aus diesem Teilen und Anwenden wird teilweise ein lukratives Geschäft. Da man selbst die Erfahrungen als sehr wertvoll erlebt hat, erstaunt die Preisgestaltung nicht. Schamanische Erlebnisse können die eigene Welt auf den Kopf stellen und das Leben komplett verändern.
Wir erinnern uns an Zeiten, da man die Schamanenstube in Foren und Chats ausgebuht hat, dass wir für spirituelle Arbeit überhaupt Geld verlangen. Das hat sich um 180 Grad gedreht. Heute gelten wir eher als Preisdumper, da wir uns nicht angepasst haben.
Selbsternannte Schamanen haben zuweilen ein starkes Bedürfnis nach Macht. Die Wechselwirkung zwischen der Höhe dieser Macht und der Höhe der verlangten Preise schaukelt sich in schwindelerhöhende Zahlen. Wir hören diese Woche zum Beispiel vom Erleben der ersten schamanischen Reise mit Krafttierbringung zum Preis von 700 Euro. Da können wir klar nicht mithalten, nur schon deshalb, weil wir Krafttiere nur in Situationen bringen, statt es selbst zu finden, wenn ein Mensch das nicht mehr kann. Damit meinen wir komatöse Zustände.
Uns persönlich stört die hohe Preisgestaltung anderer nicht. Aber es stört die anderen im Markt und es stört offensichtlich die Kunden: wir sind zu billig. Das wirkt sich verständlicher Weise auf die Bewertung der Schamanenstube aus, noch bevor man bei uns war.
Zu billig = nichts wert?
Es zeigt sich der Zusammenhang zwischen Preis und Wert. Macht hängt wiederum vom Wert ab. Je teurer eine Einwirkung ist, je wirkungsvoller erscheint sie wohl. Das wollten wir wissen: diese Woche haben wir uns einen Wein für sage und schreibe SFr. 170.- gegönnt. Es war ein Château Lafite in einem sehr schönen Restaurant. Der Wein war: Wein.
Coop hatte vor kurzer Zeit einen Gewürztraminer, oder war es ein Eiswein? Jedenfalls: der war klar besser. Vielleicht sind wir ja Banausen, das ist gut möglich. Persönlich sind wir in der Schweiz skeptisch bei hohen Preisen. Qualität muss sich nicht durch hohe Preise auszeichnen. Unsere persönliche Meinung weicht aber klar von der Meinung der Kundschaft ab.
Diese Meinung merken wir zum Beispiel in vermehrten Streckungs-Anfragen für unsere Monatsbuchung. "Es kostet ja wenig und wenn ich mal nicht kommen kann, dann wird mein gebuchter Monat sicher um meine Fehltage gestreckt." Das wirkt auf uns zugleich beschämend wie ernüchternd: wenn das, was wir tun, nicht reicht, dann machen wir wohl etwas falsch. Die betreffende Kursteilnehmerin haben wir pausiert. Mit dem Gefühl "gschämig" konnten wir sie nicht weiter unterrichten.
Es hat uns beleidigt. Wir sind oft müde, arbeiten ohne Unterlass. Hinzu kamen Forderungen nach mehr Einzelunterricht während der Gruppen-Schulung und Beschwerden über die Gruppengrösse. Diese halten wir unter acht Personen, was wir auch über lange Phasen schaffen. Sind es mal neun Personen, halten wir das für nicht so schlimm. Normalerweise ist die Gruppe ja kleiner und jeder bekommt mehr Zeit, als verkauft.
Aussagen der Kunden muss man ernst nehmen. Neben fünfzig Stunden Schule und der Möglichkeit, in schwierigen Situationen unter der Woche telefonisch Gespräche zu führen, wird vermehrt noch mehr verlangt. Um diesem Wunsch nachzukommen, kamen wir erst auf die Idee, zusätzlich wieder eine Trommelgruppe zu öffnen: gemeinsames Trommeln am Sonntag. Die Themen der Schule im Winter sind dermassen von therapeutischem Fachwissen und der Gefühlslehre angefüllt, dass Befürchtungen aufkommen können, das Trommeln käme zu kurz. Das stimmt.
Wir achten sehr darauf, diesen Winter die Praxis in den Vordergrund zu stellen. Es wird gereist, ritualisiert und schamanisch-therapeutisch gearbeitet. Früher hatten wir die Trommelgruppe Schuschu: ein Kreis von Menschen, die damals kostenlos bei uns Trommelanlässe erlebten. Diese Anlässe haben wir eingestellt, als wir feststellen mussten, dass selbst Frauen die Kloschüssel nicht treffen können. Was nichts kostet, wird teilweise so stark nicht wahrgenommen, dass man es ohne Anstand konsumieren kann. Es stimmt uns traurig, dass Herzens-Werte anscheinend nicht günstig sein können.
Wenn wir wieder eine Trommelgruppe eröffnen, wird sie was kosten. Das nicht mit dem Fokus, Geld zu verdienen, sondern um ihr einen Rahmen zu geben, da wir uns mit den Menschen wohlfühlen können und ihnen in freier Gesinnung etwas bieten können.
Die Schamanenstube trennt ganz stark Business von der Arbeit. Es gibt den buchhalterischen Teil, die Preisgestaltung und die Steuer. In diesen Teil bugsieren wir auch den Einkauf und das Putzen nach Kundenbesuchen. Der andere Teil ist die schamanische Therapie-Arbeit. Diese muss für uns frei und unbehelligt vom Business-Teil existieren. So fühlen wir uns wohl.
Neue Preise für Ausbildung, Therapie und Beratungen
Die Würfel sind am 19.11.2015 gefallen: wir müssen die Preise erhöhen. Allerdings nicht für die bestehenden, regelmässigen Kundinnen und Kunden in der Langzeit-Ausbildung. Diese Kunden haben gerechnet und die Ausbildung in ihr Leben auch auf finanzieller Seite integriert. Diese Ausbildungen führen wir zum alten Preis bis zum Abschluss. Wir ändern die Preise für neue Kurs-TeilnehmerInnen und für die Therapie-, sowie Beratungs-Praxis.
Folgende Änderungen haben wir per 19.11.2015 festgelegt:
Alle anderen Preise bleiben gleich: siehe die verbindliche Preisliste.
Wir hoffen stark, dass diese neuen Preise wieder eine lange Zeit halten und wir damit niemanden verärgern.
Die Trommelgruppe am Sonntag
Unsere Erfahrungen mit dem Schuschu werden keinen Trommelkreis im herkömmlichen Sinn entstehen lassen. Den TeilnehmerInnen soll spezifisch etwas geboten werden: Erholung und Aufbau für die Arbeitswoche. Aus den Angeboten des Abends der Ruhe wird die Trommelgruppe von geführten Meditationen und angeleiteten schamanischen Reisen angefüllt sein. Diese fungieren als Rahmen für innere Kraft, Ruhe und souveräne Ausgeglichenheit, Bewusstsein für die eigene Gesundheit und Raum für persönliche Entfaltung.
Dazu wird getrommelt, viel getrommelt. Besprechungen von Problemen wird es nur sehr begrenzt geben: man kommt, um einen Rahmen zu finden, selbst an sich zu arbeiten oder zu geniessen.
Damit schaffen wir einen Raum, der in der Tat konsumiert werden kann.
Wir freuen uns sehr, diesen Rahmen wieder anzubieten. Ob es Teilnehmerinnen und Teilnehmer geben wird, ist uns noch unklar. Auch die Kosten sind noch nicht definiert. Man wird sie sich ganz bestimmt leisten können.
Besteht da wohl wirklich ein Interesse in der heutigen Zeit?