Was kommen wird

Von Sandra Geissler @fashionsandrina

Was kommen wird – das weiß keiner. Doch es ist für mich offensichtlich, dass Europa zerfällt. In seine Einzelteile.

Misstrauen, Angst und Vorurteile durchnässen den Alltag. In den Bahnen, in den Zügen und in den Einkaufshallen. In den Gesichtern, in den Worten, in Mimik und Gestik können wir unsere Befürchtungen nicht mehr verbergen. Wir können uns nicht zu 100 % vor der Unberechenbarkeit eines Anschlages oder eines Amoklaufes schützen. Wir können keine Rüstungen tragen, wir haben keinen digitalen Scanner der uns sagt, wohin wir gehen sollen. Oder doch? Vielleicht haben ja doch wir einen solchen Scanner in uns. Vielleicht wenn wir ganz bei uns sind, können wir dann spüren, wenn wir an Plätzen sind, die wir lieber schleunigst verlassen sollten? Führt uns nicht bestenfalls die eigene Intuition? Nicht nur vor den bösen Gestalten mit den Waffen, sondern auch vor dem Neuen, dass kommt?                                                                           

Sie sind nicht Mordor, wir nicht das Auenland.

Und doch hoffen wir auf einen Frodo Beutlin. Auf eine Retter(in), die oder der alles lösen wird. Auf einen kleine Sache, die den Lauf der Dinge ändert und Licht ins das Dunkle dieser Tage bringt. Ist der Preis für das Zeitalter der Individualität, dass wir diese jetzt täglich verteidigen müssen? Denn Fakt ist: Es gibt keine Sicherheit mehr. Keine Versicherung, kein System, keine Beratung und keine funktionierende Infrastruktur kann Dich erlösen. Sicherheit gibt es nur in Dir selbst. Wenn Du in Dich hineinspürst fühlst Du, wo Dein Platz ist. Wie Du Dir den besten Platz in diesem Leben gestaltest. Höre auf Deine innere Stimme. Was sagt sie Dir? Sei ehrlich zu Dir selbst. Denn sonst wird der Lärm Deiner Lüge die innere Führung übertönen. 

Foto: Tapitore 

Niemand braucht eine Hierarchie, Politik oder Ideologie – wir brauchen uns!

Die Sicherheit des Stammes geht vorüber. Eine neue Zeit wird kommen. Eine Zeit, in der die Menschlichkeit frischer Kollektive das Überleben sichert. Bildet neue Bündnisse, helft euch gegenseitig. Akzeptiert die Individualität des anderen, die Andersartigkeit und Eigenarten des Gegenübers. Nicht für alles gibt es eine Therapie, eine Erklärung und eine perfekte Antwort. Die korrekten Fragen bilden die Koordinaten unseren neuen inneren Heimat. Dies ist kein politischer Text. Es sind Sätze eines individuellen, subjektiven Bewusstseins welches für sich spürt, dass eine Zeitenwende begonnen hat. Niemand hat an etwas Schuld, niemand ist dümmer oder klüger als ein anderer. Jeder will Recht haben. Wir sitzen alle im gleichen Boot. Doch wenn wir nicht in die gleiche Richtung paddeln, kommen wir kein Stück voran.

Nur wer er selbst ist, wird im Fluss der Dinge weiterkommen

Bestimmt möchten viele, dass das Leben so bleibt, wie es ist. Möchten, dass ihre Maskerade, ihr Nicht-Selbst und ihre festen Systeme weiter funktionieren. Möchten, dass sie sich hinter Diesem und Jenem verstecken und weiter gut funktionieren können. Doch nur, wer sich selbst lebt, wird wissen, wohin sie oder er gehen und was sie oder er tun könnte, um sich in dieser neuen Zeit zu recht  zu finden. Jeder für sich. Es gibt keine Stammeswege mehr, die für viele funktionieren. Wir sind uns ähnlich, doch wir sind nicht gleich. Und während unsere Leitungsgesellschaft sich selbst beschleunigt wie ein digitaler Achtziger-Klon, liege ich in meiner Hängematte und frage meine innere Stimme, wohin ich gehen soll, um bei mir selbst zu sein.