Was Kinder WIRKLICH brauchen …

Von Update

Dies ist ein OFF-TOPIC Beitrag zum Thema Kinder und ihre Erziehung. Kindererziehung und Hundeerziehung sind sich oft allerdings recht ähnlich und vielleicht kann der Beitrag auch im Bezug auf den Umgang mit Hunden die ein oder andere Sicht relativieren …

Durch die Aufnahme eines Pflegekindes von heute auf morgen quasi in die Kleinkind-Zeit katapultiert, kam ich (Mutter von zwei Söhnen im Alter von 15J u. 17J) nicht umhin, mich umfassend damit auseinander zu setzen, was Kinder denn nun WIRKLICH brauchen, um gesund und munter großzuwerden. Dabei habe ich eine Reihe Erkenntnisse erlangt, die mich selber teilweise erstaunten, weil sie so einfach und doch so schwer sind, zumindest in der Welt, in der wir leben.

Vom Säuglingsalter an haben wir nur das eine im Sinn: Wie wird unser Kind so schnell wie möglich selbstständig und autonom (damit es auch rechtzeitig lernt, die Ellbogen einzusetzen )? Wir meinen, ihnen alles „beibringen“ zu müssen, als wären sie nicht in der Lage alles nötige selber zu lernen. Dabei kann ein Blick auf die Evolution diese Sichtweise ganz schnell relativieren. Könnten unsere Kinder nicht alles, was sie zum Leben brauchen selber lernen, wäre die Menschheit schon lange ausgestorben.

Kultivierte Erziehung

Wohl niemals in der Geschichte der Menschheit wurde das „Großziehen“ von Kindern so verkompliziert, wie es heute der Fall ist. Dabei haben wir im Laufe der Zeit (zumindest hier in den westlichen, besonders „kultivierten“ Breitengraden) viele für Kinder wichtige Dinge einfach vergessen, bzw. verdrängt.

Was schaffen wir als eines der ersten Dinge an, wenn ein Kind im Anmarsch ist? Das Kinderbett! Dabei hat das Kind in den ersten Jahren eigentlich nur EIN großes Bedürfnis: in der Nähe seiner Bezugsperson zu sein, Tag und Nacht. Dieser Wunsch steckt tief in ihm drin, quasi in seinen Genen.

Denn vor langer Zeit, als das Leben noch vom „Überleben“ bestimmt war, wäre es für ein Kind tödlich ausgegangen, hätte es die Nacht alleine verbringen müssen.

Ebenfalls gute Dienste kann ein Blick auf viele Völker, die noch ursprünglicher leben als wir hier, leisten. Kein Mensch käme z.B. in Thailand auf die Idee, ein Kind alleine schlafen zu lassen.

Und was bitteschön sind denn Kuscheltier, Schnuffeltuch, Schnuller und Co? Nichts anderes als der Wunsch, die Abwesenheit einer Bezugsperson zu kompensieren.

Wir bauen eine Welt um unsere Kinder herum, weil sie in unserer eigenen eigentlich keinen Platz haben. Dies wiederum finden wir so anstrengend, dass wir ständig Auszeiten von unseren Kindern brauchen. In vielen anderen Ländern kann man beobachten, dass die Kinder kein gesondertes Leben führen, sondern zum Alltag einfach dazu gehören.

Jedes Kind ist einzigartig …

Kinder können lernen, wie es ihre individuelle Entwicklung erlaubt. Dazu brauchen sie aber keinen Fahrplan, der vorgibt, was sie in welchem Alter zu können haben. Sie brauchen niemand, der ihnen zeigt, wie man mit Bauklötzen einen Turm baut, das lernen sie alleine, wenn sie dazu bereit sind. Weder schlafen, noch essen, noch auf die Toilette gehen muss ihnen jemand beibringen, das haben sie alles in ihrem Repertoire, zu gegebenem Zeitpunkt.

Sie brauchen niemand, der über komplexe Diagnosen entscheidet, welche Defizite sie denn nun angesammelt haben, die therapeutisch auszugleichen sind, sondern Menschen um sich rum, die sie in ihren Stärken unterstützen. Kinder wachsen zu Erwachsenen heran, die ihr eigenes Leben leben möchten. Sie leben für sich, nicht für andere. Sie lernen in der Kindheit, um die Fähigkeit zu erlangen, ihr eigenes Leben zu gestalten, nicht um die Ansprüche anderer zu erfüllen.

Viele Eltern glauben, wenn sie es nur schaffen, dass ihr Kind einen guten Schulabschluss vorweisen kann, haben sie ihre größte Aufgabe erfüllt. Dabei gibt es kaum etwas, was für einen Menschen unwichtiger ist, als der Schulabschluss. Es ist erstaunlich, wie vielen Menschen man immer wieder begegnet, die zwar ein Abitur vorweisen können, jedoch dermaßen lebensuntauglich erscheinen, dass es erschreckend ist.

Erziehungsratgeber contra Bauchgefühl

Es gibt bei uns Erziehungsratgeber zuhauf, darin kann man nachlesen, was das Kind wann können sollte, wie man ein Kind beschäftigt, welche Maßnahmen im Trotzalter ergriffen werden sollten, wie es sauber wird, wie es schlafen lernt, was die Pubertät erleichtern kann, usw., usw. Was man daran aber ebenfalls erkennen kann, ist wie weit wir uns von unseren natürlich vorhandenen Fähigkeiten, ein Kind großzuziehen, entfernt haben. Wir brauchen tatsächlich solche Ratgeber für die natürlichste Sache der Welt, weil unser „Bauchgefühl“ dafür irgendwo abhanden gekommen ist.

Dabei ist es eigentlich alles wirklich, wirklich einfach. Kinder brauchen an erster Stelle unsere Liebe und unsere Nähe. Eltern sind keine großen Spielkameraden, sondern sie sind die Vorbilder, an denen sich kleine Kinder als erstes orientieren. Kinder müssen die Welt nicht erklärt bekommen, sondern sie erleben dürfen. Sie benötigen unseren Schutz, jedoch nicht die Abschirmung vor der großen, bösen Welt. Sie müssen das Recht haben, ihr ganz eigenes Tempo vorzulegen.

Kinder wollen auch nicht behandelt werden, als wären sie „der Nabel der Welt“! Nein, sie wollen einen Platz haben, einen Platz in einer Gemeinschaft, in der sie akzeptiert werden und in der sie sich behaupten können. Sie wollen zu den Erwachsenen AUFschauen, nicht auf sie runter!

Und genauso wie das Gras nicht schneller wächst, nur weil man daran zieht, werden Kinder nicht zu besseren Erwachsenen, weil wir ihnen unsere unzähligen Stempel aufdrücken. Statt sie mit einer künstlichen „pädagogisch wertvollen“ Welt zu umgeben, sollten wir ehrlich mit ihnen umgehen, das haben sie verdient.

Wo kommt das Autoritätsproblem her, das wir heute in den Schulen haben? Warum haben Lehrer und Kinder es immer schwerer? Weil Kinder zunehmend in einer irrealen Welt aufwachsen. Wir legen Wert auf feste Bettzeiten (die nur für die Eltern Sinn machen, weil die ihre Ruhe vor dem Störenfried Kind brauchen) und vergessen, unseren Kindern Respekt beizubringen.

Respekt vor den Älteren, Weiseren ist bei Völkern die näher am Ursprung sind, als wir, eine ganz normale Angelegenheit!

Komisch, dass wir hier das nicht mehr hinkriegen.

Ich finde, es ist Zeit umzudenken. Zeit, den Blick wieder auf die Dinge zu richten, die Kinder WIRKLICH brauchen …