Sowohl in meinen direkten Coachings, als auch auf dem Psychologischen Portal, für das ich immer wieder Fragen von Ratsuchenden beantworte, zieht sich die Frage “Was kann ich tun, damit sich XY ändert?” wie ein roter Faden durch die Anfragen. Meistens in Bezug auf Partner, die Eltern und die generelle Familie. Eine meiner Hypothesen ist es, dass wir es nicht in der Hand haben, ob sich ein anderer Mensch ändert oder eben nicht. Sondern er muss das erkennen und wollen. Die einzige Chance, die wir haben, wenn uns Dinge am anderen nicht gefallen oder sogar belasten, ist die, extrem bei uns zu bleiben und uns um unsere eigenen Bedürfnisse zu kümmern, was fälschlicherweise immer als Egoismus ausgelegt wird. Und Egoismus ist in unserer Gesellschaft oft Bäh!
Anleitung zum Egoismus
Und genau darin liegt dann auch oft der Einstieg in ein Hamsterrad, das – um beim Beispiel Beziehung zu bleiben – keinem der beiden Partner gut tut. Der eine bleibt bei seinem missbilligten Verhalten – unbewusst oder bewusst – und leidet eventuell darunter. Und der andere leidet unter dem Verhalten und fängt an zu nörgeln. Weil er ja will, dass sich der andere ändert. Und je mehr der eine nörgelt, desto mehr zieht sich der andere entweder zurück oder teilt aus und verstärkt sein Verhalten: Täglich grüßt das Murmeltier!
Was noch dazu kommt: Je mehr ich mich bemühe, das Verhalten meines Partners zu ändern und je mehr ich damit gegen die Wand laufe, desto verzweifelter wird etwas in mir, weil meine Hilfestrategie nichts nützt und mich in einen hilflosen Zustand versetzt. Und wir erwachsene Menschen wollen nicht in einem hilflosen Zustand sein – den hatten wir als Kinder zur Genüge. Bei den meisten Menschen jedenfalls.
Und was passiert nun, wenn ich meinem Partner zwar sage, dass ich möchte, dass er sein Verhalten ändert oder es sein lässt – und es eben nicht tut? Dann geht es um die Konsequenz und um eine Entscheidung: Will und kann ich das Verhalten tolerieren, oder nicht? Kann ich damit leben, weil die Beeinträchtigung nur ca. 20% der Gesamtzeit ist? Oder verstößt er mit seinem Verhalten gegen einen Wert in meinem Leben, der mir sehr wichtig ist?
Das sind die Fragen, die Sie sich beantworten sollten, bevor Sie in die Konsequenz gehen, wie auch immer diese aussehen mag. Und egal, wie Ihre Konsequenz aussieht – sie ermöglicht Ihnen meistens ein leichteres Leben, nachdem Sie sich die Freiheit der Konsequenz genommen haben. Denken Sie – ausnahmsweise – an sich: Sie sind es sich wert!