Der Garten ist für den Menschen so etwas wie ein Gegengewicht zu seinem übrigen Leben. Daher ist es spannend zu fragen:
- Warum bringen gewisse Epochen eine bestimmte Form von Gärten hervor?
- Warum haben auch heute bestimmte Personengruppen ähnliche Gartenvorlieben?
Einige Gedanken zum Weterspinnen:
Die barocken Gärten (1600-1750) sind unglaublich regelmäßig und ordentlich. Wollte man damals ein Gegengewicht zur bedrohlichen, chaotischen Natur bilden? Eine Insel der Sicherheit und Harmonie?
Die englischen Gärten (1750-1850) imitieren die Wildnis, wie ein Gemälde. Wollte man zur Zeit der Industriellen Revolution, welche allenthalben die Natur mit viel Russ verdrängte, sich wieder im Garten zum Ursprung zurückbewegen?
Die Schrebergärten (seit 1850), damals auch “Armengärten” genannt, sind oft riesige Gartenhaus-Siedlungen. Erschafft man sich mit den Familiengärten das ansonsten Lebensferne Paradies? Ist es ein Gegengewicht zur engen Wohnung und zum engen Arbeitsplatz – aber wieder im Großraumbürostil?
Die Vorortgärten der neu gebauten Einfamilienhäuser sind meist akkurate Rasenflächen mit Grillplatz, umgeben von Standardbüschen und Schotter. Ist dies nun wiederum der Wunsch nach einem Gegengewicht zum stressigen Alltag des Filialleiters, indem er sich ein gewisses Mass an pflegeleichter Langeweile in den Garten holt?
Am Zaun / 19cm x 25cm / Acryl auf Aquarellpapier / 2006, Nr.06-066
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