- Ver|ant|wor|tung
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- [mit einer bestimmten Aufgabe, einer bestimmten Stellung verbundene] Verpflichtung, dafür zu sorgen, dass (innerhalb eines bestimmten Rahmens) alles einen möglichst guten Verlauf nimmt, das jeweils Notwendige und Richtige getan wird und möglichst kein Schaden entsteht
- Verpflichtung, für etwas Geschehenes einzustehen [und sich zu verantworten]
- Verantwortungsbewusstsein, -gefühl
- (veraltet, noch landschaftlich) Rechtfertigung
Verantwortung, so wird uns gleich an erster Stelle suggeriert, ist etwas Bestimmtes, das mit etwas verbunden ist. Also mit einer Aufgabe oder einem Beruf oder einer gesellschaftlichen Position. Verantwortung hat nicht jeder für alles, sondern es gibt klare Aufteilungen von Verantwortungen. Dann gibt es unter 2 noch eine “Verpflichtung”. Also etwas moralisches, bzw Ethik. Eine Frage der Entscheidung. Dann gäbe es da noch das Bewusstsein über seine eigene Verantwortung, bzw. ein Gefühl und irgendeine veraltete Bezeichnung für etwas anderes. Ja, sagen wir das ruhig auch noch: Für etwas Negatives. Eine Rechtfertigung ist was schlechtes.
Ja, aber … Da fehlt doch was. Und wenn man Verantwortung auf diese Weise definiert, dann bin ich endlich nicht mehr verwundert über das Verhalten der Menschen. Dank Duden ist ja kaum einer für irgendwas verantwortlich. Prima eigentlich, stimmt aber überhaupt nicht, lieber Duden. Denn verantwortlich bin ich sowieso. Ich bin es, Du bist es, wir alle sind: Verantwortlich.
Es ist gar keine Frage der Entscheidung oder eines Amtes. Jede meiner Handlungen und jedes meiner Worte löst Ketten aus in dieser Welt für die ich die Verantwortung trage. Ich kann für gutes genau so verantwortlich sein wie für schlechtes. Mein Kind hat ein super Verhältnis zu seinem Körper. Dafür bin ich verantwortlich. Es ist etwas Gutes und ich freue mich. Aber Amazon beutet Menschen aus und dafür bin ich leider auch verantwortlich. Coltankriege im Kongo: Auch meine Schuld. Plastik im Meer: Meine Schuld. Dodo ausgestorben: Ich war’s. Irgendwie. Also mit Dir. Mit Euch allen gemeinsam habe ich das zu verantworten.
Wenn A zu B sagt, dass er hässlich ist und A sich darum vier Jahre lang hässlich findet, ist A dafür verantwortlich. A sagt dann gerne “Dafür bin ich doch nicht verantwortlich!” oder manchmal formuliert A auch viel richtiger und sagt “Dafür fühle ich mich nicht verantwortlich.” Stimmt aber nicht. Oder wenn A ein Papier vom Boden aufhebt und es in den Müll wirft, dann findet sich immer einer, der sagt “Gut, dass Du Verantwortung übernimmst.” Und auch das ist Quatsch. Denn Verantwortung ist nichts, was ich übernehme. Ich entscheide mich nicht, verantwortlich zu sein. Ich bin es. Immer und für alles, was ich tue oder sage. Ich bin dafür verantwortlich, was mein Blick im Bus mit dem Betrachteten macht, ich bin verantwortlich, wenn ich etwas höre, von etwas weiß, es lese oder beobachte. Ich bin verantwortlich zu jeder Sekunde meines Lebens.
Es gibt keine unverantwortlichen Menschen, es gibt bloß solche, die sich ihrer Verantwortung nicht bewusst sind, es gibt gewissenlose Menschen und es gibt Idioten, die einfach nicht nachdenken, “verantwortungslos” ist ein Paradox. Du bist es. Hör auf, darüber nachzudenken. Es gibt nur eine Frage:
Möchtest Du Deiner Verantwortung gerecht werden?
Wenn Du nein sagst, bist Du nicht “verantwortungslos”. Das hättest Du wohl gern, aber so kommst Du uns nicht davon. Wenn Du nein sagst, bist du einfach nur ein großes Arschloch.
Ein Beitrag von Maike von Wegen / mutterseelenalleinerziehend.de