Was ist Mut? - Wie du deine Komfortzone verlässt

Von Jannislife

Vor ein paar Tagen hat mich ein Leser in einem Kommentar gefragt, ob ich nicht einmal einen Artikel zum Thema „Mut“ schreiben kann.

Gesagt getan, hier erfährst du, wie du deine Ängste überwinden und endlich deine Träume leben kannst:

Was ist Mut? Eine kleine Definition, die einen großen Unterschied macht

Ich glaube nicht, dass Mut die Abwesenheit von Angst ist. Mut ist, Angst vor etwas zu haben und es trotzdem zu tun.

Wie kann dir dieses Verständnis von Mut helfen?

Es gibt keine Wunderpille, mit der du von jetzt auf gleich alle Ängste los bist. Wäre Mut bloß die Abwesenheit von Angst, würde das für dich heißen, du bist mutig oder du hast Pech gehabt. Du könntest nichts daran ändern.

Ängste überwinden statt dich von ihnen zurückhalten zu lassen, ist jedoch etwas, dass du trainieren kannst. Mut ist also erlernbar. Ziemlich cool oder?

Ein Nerd in der Pubertät

Vor rund viereinhalb Jahren: Ich 15 Jahre alt. Die Haare lang, Lieblingsfarbe: Schwarz. Die Kopfhörer quasi angewachsen. Ich bin schicksalsergeben. Ich würde in meiner Freizeit gerne mit Gleichaltrigen abhängen. Noch lieber hätte ich endlich meine erste feste Freundin. Da ist dieses eine Mädchen, von der Schule… Aber das schlage ich mir besser gleich aus dem Kopf. Ich bin eben schüchtern. Da kann man nichts machen. Sie ansprechen? Unvorstellbar. Ich kann ja nichtmal Fremde nach der Uhrzeit fragen. Also zurück an den Laptop, zu meinen Videospielen.

Doch ich habe dieses Mädchen nicht aus dem Kopf bekommen. Ich fühlte mehr und mehr, wie einsam ich war. Einsam, durch meine Schüchternheit und meine Unfähigkeit Leute anzusprechen. Ich war todunglücklich. Das war meine große Chance. Es braucht sehr viel Kraft um wirklich etwas in seinem Leben zu verändern. Den meisten Menschen fehlt dafür schlichtweg der Anlass. So werden sie sich, sobald sie auf den ersten Widerstand treffen denken „Wozu das alles? Vorher war es doch auch ganz ok.“ Sie werden lernen, ihr Problem als erträglichen Status Quo zu akzeptieren. Für mich war das keine Option. So einsam, wie ich jetzt war, wollte ich nicht mein Leben lang sein. Das war eine starke Motivation, die ich heute als Geschenk betrachte.

Wie ich Mut gelernt habe

Die schönste Belohnung für das Training: Wenn du endlich Dinge tun kannst, die du dich vorher nie getraut hättest

Also bin ich in meine Nachbarstadt Köln gefahren. In der Fußgängerzone war viel los. Das ideale Trainingsfeld. Meine Aufgabe für heute: 20 Leute nach der Uhrzeit fragen. Das mag für die meisten von euch nicht allzu schwierig klingen, aber ich weiß noch genau, wie mir damals die Knie schlotterten. Ich erinnere mich nicht, wie oft ich mir vor dem ersten Versuch gesagt habe „Jetzt tue ich es. Nein jetzt. Die Nächsten.“ Nach dem ich mich ein paar mal überwunden hatte, wurde es jedoch immer leichter. Es fing sogar an, richtig Spaß zu machen. Nachdem ich am Anfang nur ältere Ehepaare und ähnlich „harmlos“ aussehende Leute angesprochen habe, traute ich mich auch bald an schwierigeres: Der Typ mit dem Stiernacken, der bestimmt als Türsteher jobbt, die große Blonde, die alle um sich herum mit demselben kalten, abschätzigen Blick bedachte…

Zwei mal die Woche fuhr ich nach Köln, mit von mal zu mal schwierigeren Aufgaben: Nach Empfehlungen für Freizeitaktivitäten in Köln fragen und daraus einen kleinen Smalltalk starten, mich zu einer Gruppe gesellen und sagen, dass ich neu in der Stadt bin und Anschluss suche und schließlich, das wovor ich am meisten Angst hatte: Wildfremde Frauen ansprechen, ihnen offen sagen, dass sie mir gefallen, eine Konversation in Gang bringen UND am Ende nach der Nummer fragen.

Die Herausforderung wird zum Kick

Höhenangst war gestern

Ich will euch nichts vorlügen: Bei jeder neuen Aufgabe hatte ich Panik. Blanke Angst. Jeder, der an einer Phobie leidet, kann sich vorstellen, wie ich mich gefühlt habe. Aber mein Mindset war inzwischen ein anderes: Ich genoss die Herausforderung und den Nervenkitzel, statt vor ihr wegzulaufen. Auch in meinem Alltag habe ich das Umgesetzt: In der Schule habe ich mich freiwillig für Referate gemeldet und mich in jeder Gruppenarbeit bereit erklärt die verhasste Vorstellung der Ergebnisse vor der ganzen Klasse zu übernehmen. Vor Leuten sprechen zu müssen wäre früher ein Albtraum für mich gewesen. Jetzt war es eine Herausforderung.

Die Komfortzone zu verlassen ist nicht etwas, dass man einmal tut und dann erledigt hat. Es ist ein Lifestyle. Jedes mal aufs neue, wenn ich etwas tue, dass außerhalb meiner Komfortzone liegt, bin ich nervös. Aber jetzt lasse ich mich davon nicht zurückhalten, sondern genieße den Nervenkitzel.

Ich hatte Höhenangst, daher habe ich einen Fallschirmsprung gebucht. Ich hatte beim Singen für mich zu Hause immer Angst, jemand könnte mich durch die Wand hören. Also habe ich mich in meinem (bis dato) Akustikensemble bereiterklärt beim nächsten Auftritt, vor einer gut gefüllten Halle zu singen.

Es ist nie der richtige Zeitpunkt

Ja Finn, das Reisen kann gefährlich sein und eine gute Vorbereitung ist sehr wichtig, aber wenn du mit dem Losgehen wartest, bis du auch die letzten Zweifel besiegt hast (deine eigenen und die deins Umfeldes), wirst du wahrscheinlich nie aufbrechen. Gewöhne dich daran, Dinge zu tun, die dir Angst machen. Jeder hat mal Angst. Es gibt mindestens 1000 Dinge, die mir Angst machen. Die Kunst ist, wie du damit umgehst.

In diesem Sinne: Gute Reise!

P.S. Ein halbes Jahr später habe ich das Mädchen aus der Schule getroffen. Sie war mein erster Kuss.

Ich bin immer offen für Anregungen. Worüber würdet ihr gerne mehr lesen? Schreibt es in die Kommentare!

Liebe Grüße aus Marokko

Jannis

Melde dich hier für den Newsletter an!

E-Mail Adresse *

Das könnte dich auch interessieren:

10 Tage Stille - Warum ich mich für Vipassana entschieden habe

Liebe, Ehrlichkeit, Routine - Meine Vorsätze für 2016

Absturz in den Bergen - Protokoll eines Überlebenden