Was ist Körpersprache?

Erstellt am 19. Juni 2013 von Andreas Hobi @andreashobi

Hier auf dem interaktionsblog.de schreibe ich regelmäßig über die Körpersprache und zeige euch, wie man sie deutet. Doch was genau ist eigentlich “Körpersprache”?

Fast täglich gelangen Besucher auf meinen Blog, die in einer Suchmaschine nach “Was ist Körpersprache” suchen. Mein Artikel soll diese Frage beantworten.

Bild: (BY-NC) Dan Foy

  • Wie erkennen wir, dass jemand lügt?
  • Wie erkennen wir, ob ein Verkäufer wirklich nicht mehr nachgeben kann?
  • Wie deuten wir Kontaktsignale?

Fernsehserien wie Lie to Me und The Mentalist geben uns das Gefühl, dass es sehr einfach sein kann, die Körpersprache unserer Mitmenschen zu lesen. Das ist es nicht, wie ich schon im Artikel zu den beiden Sendungen schrieb. Wäre es tatsächlich so einfach, könnten sich so manche Kollegen von Angela Merkel und Peer Steinbrück einen anderen Job suchen…

Wo setzen wir Körpersprache ein? Ganz einfach: In unserem ganzen Leben, von morgen früh bis abends spät. Immer, wenn wir unter Leuten sind, sprechen wir auch mit dem Körper. Einen besonders großen Stellenwert hat die Körpersprache in Flirts, Vorstellungsgesprächen, Vorträgen, Gehaltsverhandlungen und zum Beispiel beim Autokauf.

Wenn wir uns mit Körpersprache beschäftigen, haben wir in erster Linie drei Ziele:

  1. Wir wollen die Signale in Gesprächen richtig deuten
  2. Wir wollen unsere Menschenkenntnis verbessern
  3. Wir wollen falsche Signale vermeiden

Die Körpersprache ist weit wichtiger als das Gesprochene

Studien zeigten: Mit den unbewussten Signalen, die unser Körper aussendet, geben wir weit mehr preis als mit den Worten, die wir aussprechen.

Unsere Körpersprache ist ehrlicher als das, was wir bewusst aussprechen. Deshalb ist es wichtig, dass wir die Körpersprache unserer Mitmenschen lesen und (er)kennen. Und es wird noch wichtiger werden! Schon heute ist es so, dass Menschen, welche eine gewisse Ahnung von Körpersprache haben, einfach erfolgreicher sind. In Zukunft aber wird dieser Aspekt noch an Bedeutung gewinnen, davon bin ich überzeugt.

Wenn ihr euch bisher also noch nicht groß mit Körpersprache beschäftigt habt, beginnt doch einfach mal damit, euch in das Thema einzulesen, indem ihr euch hier auf dem interaktionsblog.de ein wenig umschaut. Am besten startet ihr hier…

Die Körpersprache wird durch unser Unterbewusstsein gesteuert. Wir können sie also nicht wirklich bewusst beeinflussen. (Und falls wir das doch mal versuchen, werden wir rasch von Körpersprache-Experten durchschaut.)

Körpersprache ist ein Puzzle

Unsere Körpersprache setzt sich aus zahlreichen kleinen Mosaik-Steinchen zusammen. Erst alle diese Puzzle-Teile zusammen geben ein Gesamtbild:

  • Hände
  • Arme
  • Füsse
  • Beine
  • Augen
  • Mund
  • Nase
  • Augenbrauen
  • Schulterpartie
  • Oberkörper
  • Körperhaltung

Zur Körpersprache gehören aber auch noch Pupillen die sich weiten oder verengen, Mundwinkel die nach oben oder unten gehen, Augenlider die mehr oder weniger geschlossen sind, Falten die sich glätten oder vertiefen und noch vieles mehr.

Ihr seht, unser Körper hat sehr viele Möglichkeiten, sich auszudrücken. Erst das Betrachten aller dieser Details führt uns zu einer sauberen Deutung der Körpersprache. Ich habe hier auf diesem Blog schon mehrmals erwähnt, dass wir immer auf Cluster achten müssen.

Beeinflussung durch Körpersprache

Mit unserer Körpersprache beeinflussen wir nicht nur unsere Mitmenschen, sondern erstaunlicherweise auch uns selbst.

Normalerweise ist es doch so: Wenn es mir gut geht, zeige ich dies durch eine entsprechende Körpersprache; man sieht es mir also grundsätzlich an, dass ich mich wohl fühle. Inzwischen wurde wissenschaftlich bewiesen, dass auch das Umgekehrte zutrifft! Wenn ich lächle, geht es mir gut (oder besser).

Am besten probiert ihr das jetzt gleich mal vor dem Computer (oder iPhone oder wo auch immer ihr diesen Artikel lest) aus: Nehmt einen Stift quer in den Mund, so dass er links und rechts des Mundes herausragt. Achtet nun darauf, dass ihr den Stift nur mit den Zähnen, nicht aber mit den Lippen berührt. Haltet nun diese Stellung zwei Minuten lang. Nach Ablauf dieser zwei Minuten werdet ihr feststellen, dass ihr euch besser fühlt. Nachdem ihr den Stift wieder aus dem Mund genommen habt, habt ihr vielleicht sogar noch einige Minuten lang ein Lächeln auf den Lippen. Probiert es aus!

Auch aus einem gespielten, vorgetäuschten Lächeln kann ein ehrliches Lächeln entstehen. Häufig geschieht dies auch durch Rückkoppelung: Ich spiele ein Lächeln vor, mein Gegenüber findet mich sympathisch und lächelt daraufhin auch, was wiederum dazu führt, dass mein gespieltes Lächeln nun zu einem echten Lächeln wird.

Wir Menschen tendieren dazu, selber zu lächeln, wenn unser Gegenüber uns anlächelt. Doch auch ohne Gegenüber funktioniert das ohne Probleme: Stellt euch morgens vor den Spiegel und lächelt euer Spiegelbild an. Dadurch, dass ihr nun “von der anderen Person” angelächelt werdet, wird euer Unterbewusstsein angesprochen und ihr habt erst recht das Bedürfnis, zu lächeln (und das, obwohl es nur euer Spiegelbild ist!). Damit setzt ihr einen wunderbaren Regelkreis in Gang. Und mit etwas Glück hält eure Stimmung bis ihr am Arbeitsplatz eintrefft, wo ihr dann lächelnd ins Büro spaziert und auch daraufhin alle Kollegen ebenfalls anlächeln (weil ihr deren Unterbewusstsein angesprochen habt) und wer weiß, vielleicht hält diese Stimmung ja den ganzen Arbeitstag über an… ;-)

Alternativ könnt ihr natürlich während dem Weg zur Arbeit im Auto auch einfach den oben erwähnten Bleistift quer in den Mund nehmen.

Und ja, auch im Zug könnt ihr den Bleistift-Trick selbstverständlich anwenden; ihr riskiert dort einfach ein paar schräge Blicke eurer Mitreisenden. ;-)

Kann man Körpersprache vortäuschen?

Vom vorgespielten Lächeln kommen wir automatisch zur Frage, ob wir Körpersprache auch vortäuschen können. Ist es möglich, unseren Mitmenschen etwas vorzuspielen?

Ich würde sagen: Es ist verdammt schwer. Unsere Körpersprache setzt sich aus so vielen Facetten zusammen, dass es beinahe unmöglich ist, alle diese Details vorzuspielen.

Ein geübter Körpersprache-Experte würde euch sofort durchschauen.

Einige dieser Details, die zusammengenommen ein Gesamtbild ergeben, sind:

  • Ist die Stellung der Augen eng und werden diese leicht zusammengezogen, deutet dies auf Skepsis und eine prüfende Haltung hin
  • Der Blick nach unten steht für Unterwerfung und Scheu vor Neuem
  • Werden die Augenbrauen sehr schnell nach oben gezogen, bedeutet dies Überraschung
  • Werden die Augenbrauen in Kombination mit einer leichten Anhebung des Kopfes hochgezogen, ist dies eine Missbilligung des Gesagten
  • Ein häufiger Lidschlag steht für Unsicherheit oder sogar Täuschung
  • Ein weit geöffneter Mund signalisiert Staunen, Überraschung oder auch Überforderung
  • Wird die Hand vor den Mund gehalten, will man etwas verbergen oder rückgängig machen
  • Wer mit der Hand über den Mund fährt, möchte eine Frage nicht beantworten
  • Hände reiben steht für innere Unruhe
  • Offene Handflächen signalisieren Offenheit und Ehrlichkeit
  • Eine geballte Faust signalisiert Aggression
  • Wer sich am Ohr zupft, fühlt sich unbehaglich
  • Ein nach vorne geneigter Oberkörper deutet auf Interesse hin
  • Ein zurück geneigter Oberkörper deutet auf Rückzug und Desinteresse hin

Achtung: Wir sollten nie alleine aus einem einzigen Signal gleich eine Bedeutung ableiten, sondern immer mit mehreren Signalen (Mosaiksteinchen) ein Gesamtbild erstellen. Erst wenn mehrere Signale in die gleiche Richtung deuten, erhalten wir eine gewisse Sicherheit.

Die sieben Basisemotionen

Paul Ekman ist ein US-amerikanischer Anthropologe und Psychologe, der besonders für seine Forschungen zur nonverbalen Kommunikation bekannt wurde. Er bewies in seinen Studien, dass die sieben Basisemotionen bei allen Menschen in gleicher Weise erkannt und ausgedrückt werden, egal ob wir in Berlin, Barcelona oder Borneo leben:

Freude:
Die Augen sind groß und haben “Krähenfüße” an den Rändern. Der Mund formt ein breites “U”. Oft sind die oberen Zähne sichtbar.

Überraschung:
Wir sehen lang gezogene, horizontale Falten auf der Stirn, verbunden mit weit aufgerissenen Augen mit viel Weiß rund um die Pupillen, vor allem unter den Pupillen sowie links und rechts davon. Die Augenbrauen sind angehoben, der Kiefer hängt schlaff herunter und der Mund ist offen.

Angst:
Man erkennt Angst an weit aufgerissenen Augen mit viel Weiß rund um die Pupillen, im Gegensatz zur Überraschung sehen wir auch oberhalb der Pupillen viel Weiß. Die Augenbrauen sind angehoben und häufig zusammengekniffen. Außerdem sind die Mundwinkel nach hinten gezogen.

Ärger:
Wir sehen vertikale Falten zwischen zusammengekniffenen Augenbrauen und zu Schlitzen verengte Augen. Die Lippen sind entweder zusammengepresst oder der Mund ist viereckig geöffnet. Auf der Stirn erkennen wir horizontale Falten.

Verachtung:
Der Gesichtsausdruck ist unsymmetrisch. Häufig ist ein Mundwinkel nach oben gezogen (wie beim Lachen) während der andere Mundwinkel regungslos bleibt.

Trauer:
Die Augenbrauen sind in der Mitte hochgezogen, auf der Stirn können wir leichte Falten erkennen. Auch die Augenlider sind hochgezogen. Die Mundwinkel zeigen nach unten.

Ekel:
Die Nase kräuselt sich, die Augenbrauen sind nach unten gezogen und die Augen sind stark verkleinert.

Buchtipps

Ich hoffe, ich konnte euch mit diesem Artikel einen Überblick über die verschiedenen Bereiche der Körpersprache verschaffen. Falls ihr euch näher für das Thema interessiert, schaut euch einfach auf diesem Blog um.

Außerdem kann ich euch diese 6 Bücher sehr empfehlen; einige davon könnt ihr auch als Ebook für den Amazon Kindle herunterladen und die meisten dieser Bücher dürft ihr auf amazon.de testlesen: