Nachdem ich in meinen letzten 2 Artikeln auf Milch und das darin enthaltene Calcium [Hier][Und hier] eingedroschen habe, möchte ich meinen Feldzug gegen moderne Zivilisationsnahrung fortsetzen. Heute im Angebot: Gluten.
Der Name Gluten kommt aus dem Englischen von “Glue like protein” – also Klebereiweiß. Es ist in Getreidesorten wie Weizen, Roggen, Dinkel und Gerste enthalten und ist das Protein, das das Brot aufgehen lässt, ihm eine fluffige Konsistenz gibt und es trotzdem zusammenhält.
Es ist ein Protein – was also soll daran jetzt schädlich sein?
Proteine sind nur eine Stoffklasse von Makronährstoffen. Ein Protein kann verschiedene Funktionen im Körper annehmen: Transporter (HDL/LDL), Hormon (Insulin), Stütze (Hautkollagen), Muskeln. Gluten ist ein Speichereiweiß. Es ist Teil des Sa
mens von Getreidepflanzen, damit dieser bei der Keimung ein Reservoir an Aminosäuren hat und gut wachsen kann. Die Evolution hat aber leider dazu beigetragen, dass sich das Getreide auf diesem Wege vor Fressfeinden schützen kann: Es sorgt dafür, dass nur der Keimling das Gluten gut abbauen kann. Fressfeinde sollten das nicht können, im Idealfall soll das Gluten ihm sogar schaden. Und genau das ist passiert. Gluten ist – im Gegensatz zu Protein aus z.B. Fleisch – extrem verknäuelt und verdichtet und damit auch für uns schwer abbaubar. Im Dünndarm versuchen unsere körpereigenen Enzyme, das Gluten in Aminosäuren zu zerlegen. Das funktioniert aber nur teilweise, und so bleiben viele Gluten-Schnipsel, sogenannte Peptide, übrig, welche schädlich wirken können:
Autoimmunerkrankungen wie Zöliakie
Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, bei der unser Immunsystem überempfindlich auf Gluten reagiert. Seit Jahren ist diese Krankheit auf dem Vormarsch [1]. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Patienten nicht von ihrer Erkrankung wissen.[2] Eine hässliche Darmerkrankung, bei der die innerste Darmschicht (Endothel, d.h. dem Darminnenraum zugewandt) chronisch entzündet und teilweise zerstört ist. So können Mikroorganismen aus dem Darm in die Darmwände und unseren Körper gelangen. Gleiches gilt für Stoffe wie die Gluten-Schnipsel, die so aus dem Darm leichter in unseren Körper gelangen können. Außerdem sinkt die Verfügbarkeit von Nahrung, sie wird schlechter aufgenommen und verbleibt größtenteils unverdaut im Darm. Gelangt sie dann zu unserer Darmflora, beginnt diese mit dem Abbau der Nahrung. Dabei entstehen massive Mengen an Gasen und Durchfall.
[Autoimmunerkrankungen entstehen durch überforderte Immunzellen. Meist ist das die Reaktion auf Stoffe, die unser Körper nicht gewöhnt ist. Gluten kennt unser Körper erst seit ca. 10.000 Jahren (im Vergleich dazu 3 Mio. Jahre Evolution), gleiches gilt für typische andere Allergene wie Milcheiweiß und Erdnüsse. Was unser Körper nicht kennt, schadet ihm meist.]
Glutensensitivität
Der Körper muss ja nicht gleich mit dem Schlimmstmöglichen – einer Autoimmunerkrankung – auf den Schädling reagieren. Die Gluten-Schnipsel, die in den Körper gelangen, können unser Immunsystem mit einer Sensitivität belasten. Der Körper reagiert also empfindlicher auf Gluten, was sich in vielen Symptomen ausdrücken kann: Neurologische Erkrankungen, Schläfrigkeit, Allergien, Muskelschwäche, Anfälligkeit gegenüber Infektionen, unreine Haut, Stimmungsschwankungen... [3]
Zwar leidet nur 1-2% der Bevölkerung an Glutenunverträglichkeit (Zöliakie), aber bis zu 40% ist gegenüber Gluten sensitiv. Das ist eine Menge.
Neurologische Erkrankungen
Gerade genannt, verdient aber einen Extrapunkt. Denn die meisten (57%) Patienten mit neurologischen Erkrankungen tragen Antikörper gegen Gluten in ihrem Blut, was sie glutensensitiv macht.[4] Dieser starke Zusammenhang von Glutensensitivität und Nervenerkrankungen darf nicht vernachlässigt werden. Betroffene Krankheiten sind u.a. Epilepsie, Autismus und Schizophrenie. Gluten ist also somit mit ein Auslöser für diese Erkrankungen.
Potentielles Suchtmittel
Die Gluten-Peptide können auch anderweitig im Nervensystem wirken. U.a. ähneln sie körpereigenen Neurotransmittern und können so deren Wirkung imitieren. Ein Peptid, das Exorphin, aktiviert Opioid-Rezeptoren im Gehirn, welche schmerzreduzierend wirken und süchtig machen. In dem Sinne ist Gluten also ein potentielles Suchtmittel. [5][6] Das erklärt unseren auftretenden Heißhunger auf Weißbrot oder Nudeln.
[Milch enthält übrigens ähnliche Exorphine, welches unsere Gewohnheit/Drang, Milch zu trinken, von einem ganz anderen Blickwinkel beleuchtet]
Andere Darmerkrankungen
Gluten ist ein äußerst aggressives Protein, sobald es in unseren Darm gelangt. Es attackiert und verkleistert als Klebereiweiß dort besonders die Mikrovilli, kleine Härchen-förmige Ausstülpungen unserer Darmzellen, welche unsere Nahrung aufnehmen. Sind diese beschädigt oder zerstört, kann unser Darm die Nahrung nicht mehr so gut aufnehmen. Darmprobleme sind die Folge: Durchfall, Verstopfung, Blähungen bis hin zu Krankheiten wie Morbus Crohn.
Ich hoffe, ich konnte euch heute euer Bewusstsein ein wenig schärfen. Viele der auftretenden Gesundheitsprobleme in der Welt haben in Gluten ihren Ursprung. Leider sind Gluten-haltige Lebensmittel aber auch unsere Hauptnahrungsquelle. Wie also kann ich die Gefahr durch Gluten minimieren? Das im nächsten Artikel, der am Sonntag erscheinen wird.
Bis dahin, ein schönes verlängertes Erntedank-Wochenende :)
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