Obwohl sich die Futtermittelindustrie große Mühe gegeben hat, die Annahme fest zu etablieren, ein Hund brauche Fertigfutter, um gesund ernährt zu sein, wird diese von immer mehr Hundehaltern angezweifelt. Immer wieder kommt es zu Skandalen rund um Fertigfutter und es wird immer wieder deutlich, dass an erster Stelle der Hersteller-Motivation in den meisten Fällen nicht das Wohl des Hundes, sondern der Wirtschaftsfaktor steht.
Auf der anderen Seite hat sich der Stellenwert eines Hundes in den letzten Jahrzehnten sehr verändert, Hunde bekleiden zumindest in der “Wohlstandsgesellschaft” immer häufiger die Position eines Familienmitglieds. Entsprechend ist auch die Fürsorge der Hundehalter vielfach eine andere geworden – der Hund soll es “gut haben”.
Dieser Faktor wird auch in die Hundefuttervermarktung einbezogen. Das Futter wird nicht für den Hund gemacht und vor allem beworben, sondern für den Mensch. Entsprechend kann man auch erkennen, dass “Trends” in der menschlichen Ernährung sich auch auf dem Hundefuttermarkt widerspiegeln. Leider hat das größtenteils nichts damit zu tun, dass die Hersteller das Futter besser und gesünder machen wollen, sondern damit, dass sie es besser verkaufen wollen (Ausnahmen bestätigen die Regel!).
Der Barf-Trend
Wer sich mit der Ernährung von Hunden intensiv beschäftigt, kommt an dem Begriff BARF heute nicht mehr vorbei. Auch dies ist sicher nicht zuletzt der Futtermittelindustrie zu verdanken. Diese hat erkannt, dass sich ein Markt auftut, welchen man profitabel bedienen kann. Dass man sich dabei aber immer mehr von der Bedeutung dieser Ernährungsform entfernt, erkennen nur die, welche das Konzept hinter dem Begriff BARF kennen. Die Grundlage des Barfens ist die Fütterung roher Komponenten. Was z. B. eine als Barf bezeichnete Dose, welche Komponenten enthält, die stark erhitzt wurden, noch mit rohem Futter zu tun hat, lässt sich logisch nicht erklären. Und auch das weit verbreitet Fertigbarf ist nicht die beste Variante, weil es hier leicht zu einseitiger Fütterung kommen kann.
Obwohl man aufgrund der kommerziellen Aufbauschung der Ernährungsform Barf glauben könnte, diese wäre weit verbreitet, ist es doch nur ein geringer Teil der Hundehalter, welche ihre Hunde tatsächlich nach diesem festen Konzept ernähren. In der Tat ist die Ernährungswelt rund um Hunde sehr vielfältig. Es gibt eine sehr große Palette an Möglichkeiten, einen Hund zu füttern.
Der Begriff Abam ist den meisten Hundehaltern eher nicht bekannt, bildet aber vielleicht trotzdem die am längsten praktizierte Form der Hundeernährung und kommt unserer eigenen praktizierten Form der menschlichen Ernährung (und der Stellung des Hundes!) möglicherweise auch am nächsten. Abam (Abstauber bekommen alles mögliche ) ist eine Wortschöpfung aus einem nicht ganz ernst zu nehmenden Artikel von Tierarzt Dr. Ralph Rückert, welcher das Dilemma rund um die Hundeernährung humorvoll widerspiegelt.
Vegan oder Vegetarisch – geht das bei einem Hund?
Der Hund ist ein Omnivor (Allesfresser) mit Schwerpunkt Fleisch. Das heißt vereinfacht gesagt, dass Fleisch für den Hund eigentlich ein wichtiger Bestandteil seiner Ernährung ist. Dabei geht es um die tierischen Proteine, welche der Hund an sich benötigt. Proteine sind aber auch in pflanzlichen Nahrungsmitteln enthalten. Diese Proteine unterscheiden sich von den tierischen durch ihren Aufbau, sie sind “körperfremd”, da der Hundekörper (und auch der menschliche) logischerweise aus tierischen Proteinen besteht. Trotzdem kann eine vegane oder auch vegetarische (bessere Variante!) Ernährung auch beim Hund funktionieren, wenn man diese sehr achtsam durchführt.
Anmerkung: ich persönlich vertrete die Meinung, dass eine solche Ernährungsform auf jeden Fall sehr gut durchdacht sein sollte, denn tierische Proteine bilden einen wichtigen Faktor in der Hundeernährung! Auch hier geht es um Langzeitfolgen, die sich aktuell nicht überblicken lassen.
Die Beweislage zur Hundeernährung
Wenn wir uns auf “Beweise” berufen wollen, um zu entscheiden, welche Ernährungsform die beste oder gar einzig wahre ist, stehen wir vor einem weiteren Dilemma. Diese Beweise gibt es schlicht und ergreifend nicht. Niemand hätte ein wahres Interesse daran (und würde dafür sein Geld zur Verfügung stellen), zu “beweisen”, dass eine alleinige Fütterung mit Fertigfutter nicht im Sinne der Hundegesundheit ist. Langzeitstudien, die z.B. die Ernährung mit Fertigfutter und Barf auf neutraler Ebene vergleichen würden, existieren nicht. Es gibt lediglich Studien, welche Hinweise liefern, dass die Fütterung frischer roher Komponenten (schon ab einem Anteil von 20%) der Hundegesundheit zugutekommen.
Auch die Lebenszeit von Hunden lässt keinen eindeutigen Schluss zu. Immer mal wieder erreichen Hunde ein “biblisches Alter” und es stellt sich dann die Frage, welches Futter diese Hunde so gut unterstützt hat, dass sie ein solch hohes Alter erreichen konnten. Einige berühmte Beispiele zeigen, dass diese Frage sehr unterschiedlich beantwortet wird:
- Bluey, Australian Cattle Dog, geboren 1910, erreichtes Alter fast 30 Jahre, wurde hauptsächlich ernährt mit Fleisch von Känguru und Emu.
- Chilla, Labrador/Cattle Dog-Mischling, geboren 1952, erreichtes Alter 32 Jahre, wurde hauptsächlich von gekochten Tischresten und ab und an auch Fertigfutter ernährt.
- Bramble, Collie, geboren 1975, erreichtes Alter 27 Jahre, wurde vegan ernährt mit Komponenten wie Reis, Linsen und Gemüse.
- Max, Mischling, geboren 1983, erreichte ein Alter von 29 Jahren, wurde ausschließlich mit Fertigfutter ernährt und erhielt niemals andere Komponenten.
- Pusuke, Mischling, geboren 1985, erreichte ein Alter von 26 Jahren, wurde 2x tgl. mit zusätzlichen Vitaminen versorgt, über die weitere Ernährung ist aber nichts bekannt.
- Maggie, Australien Kelpie, geboren 1986, erreichtes Alter 30 Jahre, wurde ernährt mit frischen Komponenten, vor allem Fleisch und Gemüse, auch Fertigfutter als “Snacks”, erhielt regelmäßig die Nachgeburt von Rindern und trank täglich frische Milch (!!).
Bemerkenswert dabei ist, es gibt keine Komponente, die bei allen gleich ist. Ein Hund kann also auch als “Veggie” alt werden, oder sogar mit Fertigfutter. Bemerkenswert ist außerdem, keiner dieser Hunde wurde nach dem Barf-Konzept ernährt.
Eigentlich sind Hunde Müllfresser …
Unsere Hunde sind domestizierte Haustiere und ihr natürlicher Lebensraum ist nicht die Wildnis. Den größten Teil der Hundepopulation weltweit bilden Straßenhunde, die sich wiederum größteneils von menschlichem Abfall ernähren. Neueren Forschungen zufolge hängt die Anzahl der Straßenhunde, welche in bestimmten Gebieten leben, von der Abfallmenge ab. Laut Raymond und Lorna Coppinger (führende Hundeforscher, Biologen) wäre die einzige effektive Möglichkeit, der Straßenhundepopulationen Herr zu werden, die Abfallmengen zu reduzieren.
Gibt es nun ein “Non plus ultra Futter”?
Nein. Gibt es nicht. Im Grunde genommen ist es wie bei der menschlichen Ernährung: als wichtigster Faktor ist die große Vielfallt zu sehen, um dem Hund alle Nährstoffe inklusive der wichtigen Begleitstoffe zur Verfügung zu stellen, die er benötigt. Ein Punkt jedoch, der sehr häufig vernachlässigt wird, ist die Qualität der verfütterten Komponenten …
Hier möchte ich gerne noch einmal auf die Hunde aus dem Lebenszeitvergleich zurückkommen. Es gibt einen Punkt, der durchaus bemerkenswert ist. Drei der Hunde, welche überdurchschnittlich alt geworden sind, lebten in Australien. Das waren Bluey, Chilla und Maggie. Alle drei wurden weitgehend mit natürlichen Nährstoffen durch eine frische Fütterung versorgt, welche höchstwahrscheinlich über eine hohe Qualität verfügten. Alle drei waren Arbeitshunde und der Schluss liegt nahe, das sie auf Farmen gelebt haben (zumindest bei Bluey und Maggie bekannt), woraus man weiter schließen kann, dass sie wahrscheinlich mit unbelasteten Nahrungsmitteln, eventuell aus eigenem Anbau oder eigener Zucht (bekannt zumindest bei Maggie, welche auch durch die eigenen Kühe mit Milch und Nachgeburten versorgt wurde) gefüttert wurden.
Viel wichtiger, als ein Konzept einzuhalten, ist es also, auf die Vielfalt und die Qualität zu achten. Man kann auch ruhig mal das ein oder andere Fertigfutter füttern. Es ist sogar nachgewiesen, dass es der Hundegesundheit zugute kommt, wenn Hunde schon im Welpenalter an vielfältige Futtervarianten gewöhnt werden. Sinnvoll ist, wenn man auch bei Fertigfutter auf Qualität achtet. Füttert man abwechslungsreich, kommt es beim “integrierten” Fertigfutter auch nicht so sehr darauf an, dass alle nötigen Nährstoffe enthalten ist, sondern mehr, dass es so naturbelassen wie möglich ist. Es sollte möglichst deklariert sein mit “Zusatzstoffe: KEINE” und ein schonendes Herstellungsverfahren durchlaufen haben.
Das Gewicht des Hundes gibt immer Aufschluss darüber, ob die Mengen gut gewählt sind. Gerade wenn man eine Mischfütterung praktiziert, hat man ja auch keinen Richtwert für die Menge und muss die optimalen Portionen selber herausfinden. Das kann man aber leicht, indem man den Hund zumindest anfangs regelmäßig wiegt. So erkennt man umgehend einen Trend der Gewichtsentwicklung.
Elementarer Faktor ist definitiv, naturbelassene Nahrungsmittel zu integrieren und auch rohe Komponenten zu füttern. Achten sollte man auf die Versorgung mit Vitamin D (Lebertran), Jod (Seealgen) und Calcium (Knochen oder Supplemente), da die Versorgung etwas tricky ist. Pflanzliche Produkte aus Bioanbau sind weitaus reicher an Nährstoffen und ärmer an Schadstoffen, tierische Produkte aus Weidenhaltung oder Biohaltung ebenfalls.
Was man im einzelnen beachten kann, habe ich HIER anhand von 10 Tipps näher erläutert.
Natürlich spielen neben der Ernährung noch weitere Faktoren eine wichtige Rolle. Auch bei den Hunden aus dem Lebenszeitvergleich haben ganz sicher noch weitere Vorgehensweisen eine wichtige Rolle gespielt. In meinem Gesundheitsfahrplan für Hunde habe ich eine Reihe Faktoren zusammengetragen, welche zur optimalen Unterstützung der hündischen Gesundheit beitragen können. Der Gesundheitsfahrplan für Hunde kann über meine Arbeitsseite ab dem 01.10.2016 bezogen werden. Jeder, der zu diesem Zeitpunkt meinen Newsletter bezieht, erhält eine Gratis-Ausgabe