Was ich Dich träumen lasse
Franziska Moll
Loewe, 2014
978-3785578452
14,95 €
Rico und Elena – unzertrennbar. Sie reichen sich und sind noch so jung. Als Rico einen Unfall hat, überwältigt das Leben Elena. Was soll sie ohne ihn tun? Und was nicht? Warum Rico und was fangen wir jetzt mit seinen Träumen an?
Elena ist das Gegenteil von Rico. Mehr bodenständig, nachdenkend, weniger schmalzig. Ihre kühle Art ist eine nette Bereicherung, gleichzeitig macht sie viele Schöne Momente dadurch auch kaputt. Aber auch sie kann den ganzen Kitsch nicht auffangen. Sie lässt den Leser nicht wirklich an sich heran und auch später, wenn sie Dinge für Rico tut, nehme ich ihr ihre Liebe nicht ab. Es ist eher ein verlangsamtes Abschiednehmen als die Trauer um eine Liebe, die sie für mich verkörpert.
Rico selbst ist natürlich nur in den Rückblenden zu beurteilen. In denen ist er weich, recht redselig und findet sich schon toll. Er ist so wenig ein 18-jähriger Protagonist, dass ich ihn manchmal auf viel älter geschätzt hätte. Was er für Elena alles tut, macht ihn manchmal sehr blind und lässt ihn aufopferungsvoll wirken. Ich bin mir sicher, Elena würde so etwas für ihn nicht tun.
Die Kulisse ist meist da Krankenhaus, aber in Rückblenden erlebt der Leser die Welt von Elena und Rico. Schwergefallen sind mir die Rückblenden in denen es um Elenas Leben geht. Das war mit obendrein noch zu heftig, was da so gelaufen ist.
Die Handlung hätte nicht schöner sein können, fast erinnert es ein bisschen an Romeo und Julia in schweren Zeiten. Es ist auch der Schreibstil der Autorin, der das Buch verhunzt. Schreiben kann sie – flüssig und flott. Unwichtiges gibt es in diesem Buch nicht. Nur Szenen, die der Leser braucht, um zu verstehen wie Rico und Elena ticken. Manchmal kurze Sätze mit wichtigen Aussagen, werden mit Listen gepaart, die abgestrichen werden und die Geschichte läuft immer weiter.
Es ist auch nicht die Grundidee, dass es einem Teil der Beziehung schlecht geht, die mich wirklich stört. Es ist die Art der Rückblenden, dass honigsüße Zuckerwerk, auf das noch Puderzucker gestreut wird, bis ich jede Liebe unglaubwürdig finde.
Kann ein 18-jähriger schon so wahnsinnig ernst und verliebt sein? Ist Rico tatsächlich die Ausnahme, die jedes Mädchen suchen würden? Er ist mir zu weich, zu lieblich und zu endgültig. Sie sind wie Feuer und Wasser in dieser Beziehung, denn Elena ist etwas realistischer. Damit gefällt sie mir schon mal um Längen besser.
Es geht natürlich auch um die Endgültigkeit der Dinge und um das, was von einem über bleibt, wenn sonst nichts mehr da ist. Aber auch diese Gesten wirken sehr groß für einen Jungen und ein Mädchen, die noch zur Schule gehen und kaum lange zusammen sind.
Aus meiner Sicht ist es bei Elena auch viel Klammereffekt und die Veränderungen in ihrem Leben, die sie liebt und nicht Rico. Aber das kann auch eine Sinnestäuschung sein. Geweint habe ich nicht, denn es war nur kitschig, weich, unheimlich süß und niemals bitter – so wie ich mir eine Liebesgeschichte vorstelle.
Das Cover ist toll. Ich mag den Bezug zur Geschichte durch den Heißluftballon und den Baum. Je weiter man liest, desto klarer wird das Cover für den Leser. Ich mochte auch, dass es so kurze Kapitel gab, die nicht allzu aufgebläht waren.
Viele waren begeistert, ich zückte nicht einmal ansatzweise das Taschentuch. Erwartet habe ich ein gefühlvolles Buch, bekommen habe ich eine Protagonistin mit der ich leider nicht mitleiden konnte. Die Idee an sich war gut ausgearbeitet, aber mir fehlte echte Emotionen und ein schöneres Ende.