Ich habe mich immer gewundert, wie der Heerführer Hannibal damals mit 25'000 Soldaten, 12'000 Reitern und fast 40 Kampf-Elefanten irgendwo beim Sankt Bernardino die Alpen überqueren konnte. Da ist doch alles voller Schnee und Eis - oder etwa nicht? Nein damals nicht.
Im Jahr 218 v.Chr. war es am Grossen St.Bernardino viel wärmer als heute. Und nicht nur dort: begünstigt durch eine lange Wärmeperiode mit ganzjährig eisfreien Alpenpässen, konnten die Römer damals bis nach Schottland expandieren und Europas Bevölkerung wuchs schnell, es gab Korn und Wein überall.
Im Jahr 400 n.Chr wurde es aber plötzlich kälter. Hungersnöte überzogen das Land und die Römer konnten sich nicht mehr halten. Mächtige Völkerwanderungen begannen, Gletscher überrollten ganze Bergdörfer - und die Anzahl der Bewohner Europas ging zurück. Erst um das Jahr 1000 wurde es wieder milder, obwohl das Klima immer noch verrückt spielte, im Jahr 1011 gab es Eis auf dem Nil und im Jahr 1130 konnte man bei Köln durch den Rhein waten (wegen der Dürre).
Es wurde wärmer, den Menschen ging es gut. Die Wikinger fuhren nach Westen, besiedelten Neufundland (Kanada) und nannten die große grüne Insel auf ihrem Weg Greenland (heute Grönland). Aber dann setzte abrupt die sogenannte "kleine Eiszeit" ein, und sie dauerte 300 Jahre (1550-1850): es wird berichtet, dass den Fürsten in ihren Schlössern der Wein im Glas gefror, dass die Wölfe sich vermehrten und das Volk hungerte. Ja selbst die Französische Revolution war die Folge von Missernten und unzählige Menschen wanderten nach Amerika und Australien aus.
Vor zweihundert Jahren war der Spuk zu Ende und das Klima wurde wieder lieblicher, zugleich begann die industrielle Revolution mit all ihrem Segen und ihrem Fluch. Heute haben wir eine beschleunigte Klimaerwärmung, aber zum ersten Mal nicht wegen Vulkanausbrüchen oder Sonnenflecken, sondern wegen unseren Abgasen.
Es beschäftigt mich, wie sehr wir und die Geschichte unserer Vorfahren vom Wetter, vom Klima abhängt, wie ganze Imperien untergehen, wenn jenes nicht mehr mitmacht. Wie dann bei jeder Klima-Änderung die Karten neu gemischt und die Fruchtbarkeit neu verteilt wird. Und wir sind die kleinen Ameisen in dem großen Spiel, eben einfach ein Teil der Erde, der Lebewesen, die etwas unartigen Kinder von Mutter GAIA.
Oben: Heerzug / 35cm x 45cm / Acrylfarben auf Knetmasse auf MDF / 2014, Nr. 14-065
Unten: Hochwasser in Bolivien 1984, ein Linienbus sucht die Strasse