Da meine Elternzeit in einem rasenden Tempo vergeht war es für uns zu Beginn des Sommers höchste Zeit die Betreuung für unseren Sohn für die Zeit zu organisieren, während der ich wieder arbeiten gehe. Ich muss zugeben, ich hatte ein wenig Muffensausen davor und habe es deshalb auch etwas vor mir hergeschoben mich darum zu kümmern. Der Gedanke ihn in fremde Hände zu geben ist schon noch komisch, andererseits hoffe ich, dass er dort mit anderen Kindern natürlich ganz anders spielen kann als mit mir und es ihm gut gefallen wird.
Irgendwann liess es sich nicht mehr aufschieben und wir machten uns auf zu zahlreichen Krippen-Infoabenden. Die meisten Krippen waren toll. Modern, schön eingerichtet, Bio-Vollkornkost , Englischkurs und und und. Aber irgendwie war uns beim Gedanken unseren, dann 11 Monate alten Sohn, der zu diesem Zeitpunkt vermutlich noch nicht mal laufen kann mit 14 anderen Kindern in eine Gruppe zu geben doch mulmig.Also fiel unsere Entscheidung für eine Tagesmutter und so weit sind wir ganz happy, dass wir unkompliziert und innerhalb von gerade mal 2 Wochen eine tolle Tagesmutter gefunden haben.Und da kommt die Hamburger Familienpolitik ins Spiel, für die ich jetzt mal eine Lanze brechen will, denn es wird sonst ja am liebsten gemeckert.Ab 1. August ist in Hamburg die Betreuung jedes Kindes ab Geburt für 25 Stunden wöchentlich in der Krippe und 30 Stunden die Woche bei der Tagesmutter kostenfrei, inklusive Mittagessen. Ja kostenfrei, ihr habt richtig gelesen, nicht einen Euro muss man dafür löhnen (es sei denn die Kita erhebt irgendwelche Extragebühren). Arbeitet man Vollzeit und benötigt beispielsweise 40 Stunden Betreuung muss man nur die Differenz zu den 30 Stunden bezahlen bzw. eine Zuzahlung leisten. Ich weiß, dass das leider noch die Ausnahme ist, aber man mag ja hoffen, dass sich dieser Ansatz bundesweit durchsetzt. Studien belegen nämlich, dass noch so viele finanzielle Anreize geschaffen werden können, damit Frauen Kinder bekommen, ein gut organisiertes Betreuungsnetz scheint mehr Einfluss auf die Geburtenrate zu haben als reines Geld. Welch Erkenntnis liebe Politik! Betreuungsplätze sind Anreize, die dafür sorgen, dass gut ausgebildete Frauen Kinder bekommen, weil sie wissen, dass sie ihr berufliches Dasein nicht komplett auf Eis legen müssen. Und: mein Teilzeitgehalt geht nicht zu einem Großteil für die Kinderbetreuung drauf, sondern leistet tatsächlich einen Beitrag zur Haushaltskasse und auch das ist ein gutes Gefühl. Und noch etwas hat Hamburg beim Thema Kinderbetreuung irgendwie richtig gemacht: es ist nicht wie in anderen Städten unmöglich eine Betreuungsplatz zu ergattern. Heisst, eine Familie kann relativ sicher sein eine qualitativ hochwertige Betreuung für das Kind zu bekommen ohne 2 Jahre zu warten oder sämtliche Kitas abzuklappern in der Hoffnung irgendwo irgendwie Glück zu haben. Es gibt schlichtweg genug Kitas und genug Tagesmütter für die geborenen Kinder. So sieht`s in Hamburg aus und man kann nur hoffen, dass dieses Konzept Vorbildcharakter besitzt und andere Bundesländer nachziehen, denn neben einem guten Gefühl für die Eltern das Kind gut betreut zu wissen entlastet eine kostenlose Kinderbetreuung die Familienkasse natürlich massiv.