“Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt” – mal wieder hat sich das alte Sprichwort strengstens bewahrheitet. Ungewollterweise war es hier ruhiger als geplant. Das hat mehrere Gründe – schöne und weniger zauberhafte. Was gibt’s zum Apéritif – eine interessante neue Sichtweise auf die herrliche Kultur des Apéritifs mit Rezepten sollte es schon längst gegeben haben. Die gute Nachricht – in Kürze wird es soweit sein.
Unser Aufenthalt in Frankreich war so prall gefüllt, praller als wir angenommen hatten und für mich hat er neben neuen Kontakten, sensationellen Wein-Entdeckungen und berührenden Geschichten auch einen eingeklemmten Rückennerv gebracht – den Aufstieg zum Pic Saint Loup hatte ich deutlich unterschätzt.
Dazu hat meine körperliche Form, die aktuell “stark beeinflusst” von reichlich gutem Essen und Wein ist, ihr übriges getan. Mister Andrew Jefford vom Decanter, der meine Wanderbegleitung war, sah auf dem Gipfel deutlich besser aus als ich. Beim Abstieg hat nicht nur mein deutlicher Konsum der Grande Cuvée rouge aus 2010 der Domaine de L’Hortus, sondern auch reichlich Gestein und mein Gekraxel wie ein Hanghuhn zum Maleur geführt. Zur wirklich überwältigenden Besteigung des “Matterhorns Südfrankreichs” gibt es bald mehr. Somit hatte ich allerdings die Beweglichkeit einer Schrankwand und langes Sitzen und Schreiben war nahezu unmöglich.
Was gibt es zum Apéritif hat mich auch deshalb begleitet, weil ich meinen Ärger und meine Wut über böse Internet-Ganoven diverse Male runterspülen musste. Viele Blogger-Kollegen waren in den letzten Wochen davon betroffen und auch mir wurden reichlich Inhalt und Bilder einfach geklaut.
Doch zurück zur schönen Kultur des Apéritifs. Ich hatte bereits in der Kolumne “Le Quignon” über meine Ersterfahrungen vor einigen Jahren berichtet. Für mich ist “das Getränk vor dem Essen” mittlerweile mehr als das geworden. Ich lade gern Freunde und Bekannte dazu ein, bereite kleine Häppchen vor. Traditionell gibt es ja nicht wesentlich mehr als ein paar salzige Nüsse und Oliven. Dann darf der Apéro auch länger dauern und in einen weinseligen, geselligen Abend übergehen. Für den Liebsten und mich gehören ein paar Austern, frisch vom Fischer, in Frankreich einfach dazu.
An Austern scheiden sich die Geister. Die einen schreien lauthals oh und ah, die anderen wollen spucken, wenn sie das zarte Muskelfleisch nur sehen. Den Geschmack von Austern mit etwas zu vergleichen, ist aus meiner Sicht völliger Quatsch. Austern schmecken wie Austern, fertig! Was ihren Genuss angeht, halte ich es ebenso unprätentiös – möge sie jeder so genießen, wie er es mag. Ich mag sie pur, aber auch wie hier, mit etwas Limettensaft oder Cidre-Essig und klein gehackten Schalotten.
Was gibt es zum Apéritif – die eigentliche Frage nach einem leichten Getränk, was den Gaumen für das kommende Mahl in Erwartungshaltung bringen soll, ist zu beantworten.
Zu den Austern schmecken mir:
- eine spritzige Blanquette de Limoux
- ein Picpoul de Pinet, mit knackiger Säure (deshalb auch sein Name, der soviel heißt wie Lippenbeißer)
- ein leichter Vermentino
Auch im Herbst kann man einen Apéritif genießen. Dazu braucht es kein Meer und keinen Sonnenschein. Passende Empfehlungen werden hier folgen.