Sie haben bestimmt schon oft von sogenannten Credit Default Swaps (CDS) gehört. Kreditausfall-Versicherungen sind gemeint in der Übersetzung. Dieses “Finanzprodukt” gibt es noch nicht lange – seit dem Ende der 90er-Jahre. Es funktioniert ganz einfach: Eine Bank vergibt zum Beispiel eine Hypothek und vertraut auf Rückzahlung dieses Kredits. Weil sie aber diesem Risiko ausweichen will, verkauft sie das Risiko – oder besser: findet jemanden, der das Risiko gegen Geld versichert. Im Volksmund: Eine Wette.
Dieses komplette Luftpapier wurde geboren an einem Swimming-Pool in Boca Raton/Florida, als eine Gruppe gut angetrunkener Banker von J.P. Morgan dort eine Fiesta feierte und die Herrschaften darüber sprachen, wie man Risiken vermindern oder gar vermeiden könnte. Die Credit Default Swaps kamen danach zum ersten Mal zum Einsatz beim Exxon-Konzern, der seine Risiken bei JP Morgan versichert hatte.
Danach wurden diese Versicherungen, die bewusst geschaffen worden waren, um alle Regulierungen und Kontrollen für Versicherungen zu umgehen, auf mehr und mehr Bereiche ausgeweitet. Zuerst auf Pools von Firmen, danach auf den privaten Markt, auf Hypotheken … dort wo in den USA dann die grosse Blase platzte. Niemand hatte Kontrolle über irgendetwas, es gab keinerlei Regulierungen, alles passierte auf einem schwarzen Markt, den niemand überblickte. Aber alle machten Geld damit, viel Geld.
Landesbanken in Deutschland kauften solche Produkte in Massen und J.P. Morgan-Manager griffen sich deswegen an den Kopf. Sie waren sicher, dass die Landesbanken, viele andere Banken und die Regulierungsbehörden in Wahrheit keine Idee hatten, was diese “Produkte” in Wirklichkeit überhaupt waren: “Warum die so etwas in solchen Mengen kauften – keine Ahnung! Es war ein richtiger Run auf ein undurchschaubares, unreguliertes, unkontrolliertes Produkt und jeder wollte mitmachen, ohne es zu verstehen!”
Eine derjenigen, die CDS zuerste entwickelt hatte, bremste mit ihrem Team die ganze Sache irgendwann aus, als sie erkannte, wieviel Risiko in diesem “Produkt” steckt. Als sie gefragt wird, warum dann andere so begeistert weitergemacht haben, stockt sie … überlegt, überlegt noch einmal und sagt am Ende: “Machen wir es kurz: Aus purer Gier!”
AIG ging den Bach runter. Niemand, wirklich niemand, hatte eine Idee, wie viele solcher Luftpapiere (“toxic waste”) diese Firma in ihrem Tresoren hatte. Auch AIG hatte nicht verstanden, dass man Risiken nicht vermeiden kann. Man kann die Risiken nur “herumreichen”, indem man sie verkauft, aber sie bleiben hängen – “manche glauben, sie bleiben beim Cleversten hängen, weil er am besten damit umgehen kann; andere sagen, sie bleiben am Dümmsten hängen, der das alles nicht begreift … und ich glaube, es ist eher Letzteres”, sagt ein Banker resigniert. So implodiert das ganze System. Denn Risiken verschwinden nicht. Die “Too big too fail” werden staatlich interveniert (auf Deutsch: zwangsweise mit Milliarden beschenkt), weil sonst das gesamte Wirtschaftssystem weltweit implodiert.
Wir empfehlen jedem, dessen Englisch-Kenntnisse das erlauben, dringend dieses Video (Episode One + Two) und bedanken uns bei Don Furioso von http://wildezeiten.wordpress.com für den Tipp: Klick
Eins sei garantiert: Wenn Sie dieses Video gesehen und verstanden haben, werden Sie nie wieder sagen, es gebe diese Krise, “weil wir über unsere Verhältnisse gelebt haben” … und Sie werden nie wieder den Begriff “Schuldenkrise” benutzen.
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