Was gehört zu Deutschland?

Die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört oder nicht, wäre an sich eine extrem langweilige, wenn sie tatsächlich so gemeint wäre, wie sie gestellt ist. Zu Deutschland gehört alles, was in Deutschland stattfindet – wie sollte es auch anders sein? So weit, so langweilig. Aber so ist es natürlich nicht gemeint, sondern was hier eigentlich impliziert werden soll, ist die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehören soll oder darf. Also ob man ihn hier haben will und nicht, ob er hier tatsächlich stattfindet. Aber so verpackt klingt es erstens scheinbar weniger abweisend und unterstellt zweitens, dass es da eher um Tatsachen als um eine bloße Meinungsäußerung gehen würde. Es ist also der – typisch populistische – Versuch, die Debatte durch geschickte Wortwahl in eine bestimmte Richtung zu drehen. Die AfD betreibt das seit Jahren so, die CSU rennt brav hinterher in dem verzweifelten Versuch, Stimmverluste nach rechts außen damit einzudämmen. Wer auch nur einmal nach Österreich oder in die USA geschaut hat weiß, dass man damit letztlich nur das Gegenteil erreicht. Eine Öffnung nach Rechtsaußen stärkt das Original, nicht die bürgerliche Kopie.

Inhaltlich ergibt die Frage obendrein keinen Sinn. Hinter ihr steht die – ebenfalls vor allem in der AfD beliebte – Idee, dass man Kultur vorgeben und festschreiben könne. Man müsse nur ein Regelheft „Deutsch“ erstellen und alles erlaubte definieren und schon hat man die deutsche Kultur gerettet. Das das nicht funktionieren kann und schon bei der kleinsten nüchternen Analyse in sich zusammenfällt, ist nicht weiter wichtig. Es klingt einfach und alle einfachen Lösungen finden Beifall bei denen, denen die Welt und ihre Entwicklung zu schnell geworden ist.

Die möchte auch Seehofer ansprechen. Nur wird er sie damit nicht einfangen, sondern nur in ihren Ressentiments bestätigen, die die AfD besser abdeckt als die CSU es je können wird. Verantwortungsvolles Verhalten wäre, zu einer konstruktiven Debatte zurückzukommen und auch diejenigen in eine solche zu zwingen, die sich ihr verweigern zu können meinen. Dass Seehofer auch als Minister der letzte ist, von dem man das erwarten kann, muss nicht weiter verwundern.


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