Was für eine Mine?

Von Lukas Röthlisberger @Adekagabwa

Bist Du in Deinem Leben auch schon mal in ein Minenfeld geraten? Das ist wohl eine dramatische Steigerungsform des Fettnäpfchens, in das man gelegentlich tritt. Oder bist Du schon mal auf eine Diamantmine (Goldader) gestoßen? Das wäre die phantastische Erweiterung des blinden Huhns, das auch mal ein Korn findet.

Erstaunlich wie dasselbe Wort ganz gegensätzliche Gefühle auslösen kann! Das ursprünglich keltische Wort ist verwandt mit Mineral. Eine Mine ist ursprünglich ein unterirdischer Gang, um Mineralien abzubauen. Der Begriff erhielt aber seit dem 16.Jahrhundert seine zusätzliche düstere Bedeutung dadurch, dass es üblich war, bei Belagerungen Gänge und Sprenggräben an den Burgen und Stadtmauern zu graben. Die Mine als im Boden verborgenes Pulverfass.

Zurück zum ursprünglichen Wortsinn: dem unterirdischen Stollen. Seit Urzeiten suchen die Menschen in der Erde nach Schätzen. Die Steinzeitmenschen, drangen tief in die natürlichen Höhlen ein, um dort im Dunkeln ihre magischen Gemälde zu erstellen. In den Märchen und Sagen sind die Zwerge und Heinzelmännchen im Herzen des Berges und sammeln dort ihre Schätze. In der Broncezeit hat man Kupfer abgebaut und in der Eisenzeit Erz. Für die herrliche blaue Farbe wurde in Afghanistan Lapislazuli abgebaut und für das leuchtende Zinnoberrot in China Cinnabarit. Selbst im Modernen Science Fiction (Hobbit) sind tief im Berg die Schätze angehäuft – bewacht vom Drachen.

Die “Schätze in der Erde” ist ein Archetyp, ein Urbild unseres Lebens und menschlichen Seins. In unserer Seele sind großartige Schätze verborgen und auch im Menschen, den wir nicht mögen, ist eine Goldader. Wenn wir tiefer graben, wenn wir an einer Sache dranbleiben, dann stoßen wir auf den Schatz. Sei es im Sport oder beim Analysieren eines Traums, sei es beim Erlernen einer Sprache oder in der Meditation.

Kennst Du den Schatz, dem Du auf der Spur bist?


Bild oben: Der legendäre Silberberg in Bolivien (Potosi). Potosi war 1611 eine der grössten Städte der Welt. Das Wort “Potosi” war zur Zeit von Cervantes ein Synonym für Reichtum. Der Abbau von Silber und ab 1800 von Zinn hat aber dort oben in dem bolivianischen “Cerro Rico” etwa 8 Millionen Minenarbeiter das Leben gekostet.


Bild unten: Das Stollenpaar / 23cm x 30cm / Mischtechnik mit Glasmalfarben sowie Collage auf Papier / 2010, Nr.10-036,
Das Bild glänzt im Licht und ist schwierig zu fotografieren.