Das Jahr rennt nur so dahin. Aber heute ist erstmal wieder Zeit für die Montagspost. Heute habe ich einen, denke ich noch recht unbekannten Blog zu Gast. Die liebe Jordana von Frischkäsegeschmiere ist mein Gast und dieser Blogname ist einfach nur sensationell gut.
Die Idee dahinter ist aber noch viel besser und ich finde ihren Blog soooooo wundervoll, dass ich Sie vor einiger Zeit um ein Interview bat. Ich möchte hier auch gar nicht mehr vorweg nehmen.
Habt jetzt ganz viel Spass und seid genauso verblüfft wie ich. Ich hoffe auch das es bald wieder viele neue Beiträge von Jordana gibt.
1. Wie kamst du zum bloggen und wie entstand der tolle Name?
Genau genommen ist „Frischkäse-Geschmiere“ mein 3. Blogversuch. Meine vorherigen Blogs würde man wahrscheinlich dem Lifestylebereich zu ordnen. Allerdings hatte ich zu dem Zeitpunkt noch keine Ahnung, was beim bloggen alles hinter den Kulissen geschieht und beendete die Projekte.
2014 wurde ich Mutter der bezaubernden Muckelmaus. Seit wir mehr Kontakt zu anderen Eltern haben, begegne ich einem Phänomen mit dem ich auch beruflich schon zu tun hatte:
Wie Kinder mit ihren Eltern Mittag für Mittag zu zahlreichen Kursen fahren, immer auf der Suche nach dem besten Bildungsangebot. Wie jede Aktivität von den Eltern stets auf ihren Wert für die kindliche Entwicklung, insbesondere der kognitiven, geprüft wird. Denn das, und nur das, ist für viele Eltern Bildung. Ich begann mich zu fragen, warum Institutionen und das dort vermittelte Wissen derart überbewertet und dabei ein äußerst relevanter Ort der Bildung übersehen wird – die Familie. Nach langer Blogabstinenz kribbelte es wieder in meinen Fingern. Was mir noch fehlte war der richtige Einstieg.
Eines schönen Morgens saß ich mit meiner 14 Monate alten Tochter beim Frühstück und war einen Augenblick abgelenkt. Als ich wieder auf den Tisch sah hatte sie Frischkäsereste auf dem Tisch verteilt und war grade dabei darin herum zuschmieren. Die ganze Szene dauerte keine Minute. Ich war wie gebannt. Genau das war für mich Bildung. Ein kurzer Moment im Familienalltag in dem meine Tochter ihre Schmierphase auslebte. Es war kein überteuerter, hochtrabender Kurs, der laut Werbung existenziell für die Künstlerkarriere unserer Tochter war. Nein, es war einfach nur eine Gelegenheit, die sie aus eigenem Impuls nutzte um die Welt zu entdecken. Ein Moment der mindestens genauso wichtig für den Bildungsprozess war, wie die Möglichkeit einen Malkurs zu besuchen. An diesem Morgen wurde “Frischkäse Geschmiere“ geboren.
2. Du bist Sozialarbeiterin und Pädagogin, war es dein Traum dieses Berufsfeld aufzusuchen?
Ich wurde jetzt gerne sagen „Ja, ich war schon immer so zielstrebig und wusste genau was ich machen will“. Die Wahrheit ist, dass ich in dieses Berufsfeld rein gerutscht bin. Nach meinem Schulabschluss habe ich es verbummelt mich rechtzeitig für eine weiterführende Schule zu bewerben und die Alternative war ein Praktikum. Da ich Kinder schon immer gerne mochte habe ich mich für ein Praktikum in einer Kita entschieden und festgestellt, dass mir der Beruf liegt. Letztendlich hatte ich großes Glück, dass mich die Bummelei genau in das richtige Berufsfeld brachte. Mein großer Traum war es aber schon immer zu studieren und der ist mit meinem Studium der Sozialen Arbeit und meinem jetzigem Masterstudium in Erfüllung gegangen.
3. Was sagst du dazu, dass Deutschland immer weniger Kinder hat?
Ich denke, hierfür gibt es viele Ursachen. Von strukturellen familienpolitischen Voraussetzungen bis hin zu veränderten Lebensweisen. Ob das gut oder schlecht ist, möchte ich nicht beurteilen.
Problematisch finde ich an der sinkenden Kinderzahl zum einen, dass Kinder im Alltag immer weniger präsent sind. Dadurch verlieren (noch) kinderlose Erwachsene ein Gefühl dafür, wie sich Kinder entwickeln, was man ihnen zu trauen darf und was sie brauchen.
Zum anderen fokussiert sich alles auf die wenigen vorhandenen Kindern. Sie sind permanent mit Erwachsenen zusammen, stehen ständig unter Beobachtung und müssen alleine die Erwartungen der Eltern erfüllen. Dabei sind erwachsenenfreie Zeiten und Orten für Kinder sehr wichtig. Sie brauchen andere Kinder zum lernen, streiten, Blödsinn machen.
4. Was soll der Blog bewirken?
Durch Frischkäse-Geschmiere sollen Bildungsmomente in der Familie mehr Wertschätzung erfahren. Momente, in denen es heißt „Ach der spielt doch nur“. Momente in denen Kinder zigmal den Küchenschrank ein- und ausräumen, mit Frischkäse rumschmieren oder ausprobieren, was man alles mit einem Schneebesen anstellen kann. Diese Momente sind wichtig für den kindlichen Lernprozess. Hier passiert etwas Großes und ich hoffe, dass viele Menschen das zukünftig anerkennen.
5. Du hast eine Reihe die Entdeckermoment heißt, für was steht sie genau?
Bei den Entdeckermomenten geht es um Augenblicke in denen Kindern aus eigenem Antrieb etwas entdecken oder aus gesetzten Impulsen etwas Neues schaffen. Sie geschehen einfach so im Alltag, denn meist ist das Entdeckte für uns Erwachsene gar nicht mehr spektakulär. Schließlich kennen wir Ameisen schon seit vielen Jahren, wissen wie die Spülmaschine funktioniert oder das Mehl und Wasser zusammen wunderbar kleben. Die kindliche Neugier ist der Motor und wir tun Gutes daran Kinder in diesen Momenten einfach entdecken zu lassen. Zum Schluss reiße ich kurz an was diese Momente mit dem kindlichen Bildungs- und Entwicklungsprozess zu tun haben.
6. Wie funktioniert bei euch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie?
Wir haben uns bewusst dazu entschieden während meines Studiums Kinder zu bekommen.
Zu keiner anderen Zeit werde ich so flexibel sein. Aufgrund meines persönlichen und beruflichen Hintergrundes ist es mir sehr wichtig, dass unser Kind bedürfnisorientiert aufwachsen kann. Der Muckelmauspapa sieht das zum Glück genauso. In unserem Fall bedeutet das, dass die Muckelmaus trotz bedürfnisorientierter Eingewöhnung nicht zur Tagesmutter geht. Sie war einfach noch nicht so weit. Also studiere ich ein bisschen langsamer und arbeite auf Minijob-Basis von zuhause aus, während der Muckelmauspapa Vollzeit arbeitet. Wenn ich an der Uni bin wird die Muckelmaus von ihrem Papa und der Oma betreut. Für mich bedeutet das viel an Organisation und ich muss sehr darauf achten, dass ich wirklich zum Lernen komme. Aber das ist es uns wert. Der Politik sind wir wahrscheinlich ein Dorn im Auge, weil wir eine weitere Familie mit mehr oder minder „klassischen“ Rollenmodell sind. Allerdings bin ich der festen Überzeugung, dass Kinder, die bedürfnisorientiert aufwachsen zu zufriedenen und stabilen Erwachsenen werden, die ihren Bedürfnisse ausdrücken, wissen wie sie sich Hilfe holen können und ihren Platz in der Gesellschaft finden. Für den Staat rechnet es sich also durchaus, setzt er doch auf den aktiven, eigenverantwortlichen Bürger. Ich hoffe die Politik erkennt bald, dass nicht alle Kinder mit einem Jahr in einer Kita besser aufgehoben sind. Es gibt ganz unterschiedliche Kinder mit unterschiedlichen Familien und unterschiedlichen Bedürfnissen. Egal, ob sich eine Familie für eine familiäre oder institutionelle Betreuung entscheidet – jeder Weg sollte Wertschätzung und Anerkennung erfahren!
7. Was bedeuten Kinder für dich?
Zunächst einmal sind Kinder mein Beruf. Ich setze mich seit vielen Jahren mit ihrer Entwicklung, ihren Bedürfnissen und ihrer Stellung in der Gesellschaft auseinander.
Ich idealisiere aber Kinder oder die Kindheit nicht. Oft hört man von Erwachsenen Sätze wie „Ach du hast es gut! Kannst den ganzen Tag noch Spielen und musst nichts machen“ oder solche platten Forderungen wie „Kinder an die Macht“. Die Wahrheit ist doch aber, Kinder wachen morgens auch mal mit schlechter Laune auf. Sie müssen vielleicht nicht auf die Arbeit, aber manchmal haben sie eben auch keine Lust mit einkaufen zu gehen, ihre Zähne zu putzen oder die blöden Schuhe anzuziehen, weil es regnet. Kinder sind frustriert, zornig, wütend, fröhlich, ausgelassen, verrückt, frech, laut, leise, glücklich traurig – eben alles was wir Erwachsenen auch sind. Die Kindheit ist nicht besser oder schlechter als das Erwachsenenalter. Sie ist einfach anders.
Für mich persönlich ist das Leben mit der Muckelmaus ein großes Glück. Sie ist ein wunderbares, fröhliches, aufgewecktes und forderndes Kind. An manchen Tagen bin ich froh, wenn sie abends im Bett liegt. An manchen Tagen findet die Muckelmaus aber auch, dass ich eine doofe Mama bin und die Welt ungerecht ist. An den meisten Tagen sind wir jedoch einfach froh, dass wir uns haben und genießen unsere gemeinsame Zeit. Unsere Beziehung ist vielfältig, weil jeder für sich ganz vielfältige Aspekte mitbringt.
8. Was gibt es denn bei euch ganz oft zu essen und was nie?
Selbstgemachte Burger gibt es bei uns sehr oft. Selbstgemacht, weil es einfach viel besser schmeckt und das schlechte Gewissen beruhigt Gekochte Eier mit grüner Soße hingegen wird es bei uns nie geben. Wer 3 Jahre lang jeden Donnerstag den Geruch von hart gekochten Eiern für eine ganze Kindergartenmeute ertragen musste, ist fürs Leben gezeichnet!
9. Welches ist deine Lieblingsjahreszeit und wieso?
Ich liebe jede Jahreszeit. Jede Jahreszeit hat ihren Reiz und ihre ganz besondere Atmosphäre. Außerdem hält jede Jahreszeit besondere Köstlichkeiten bereit und ich könnte mich nicht entscheiden, ob ein Erdbeerkuchen an einem Sommertag besser ist als eine leckere Kürbissuppe nach einem richtigen Herbstspaziergang!
10. Du hast 5 Stunden nur für Dich, was machst du da?
Zunächst könnte ich es gar nicht fassen so viel freie Zeit zu haben. Wahrscheinlich würde ich bei guter Musik lange und ausgedehnt Baden, mich mit einem Tee und etwas Leckerem auf die Couch kuscheln und ganz in Ruhe eine Serie schauen.
11. Was sagt dein Umfeld zu deinem Blog?
Mein Umfeld unterstützt mich und liest gerne meine Blog. Vor allem der Muckelmauspapa ist Feuer und Flamme. Er setzt sich stundenlang mit Technikproblemen auseinander, ist für mich Inspirationsquelle und liest begierig jeden neuen Post vorab.
12. Wie erklärst du deinen Kindern mal wie ein Kind entsteht?
Puh, das wird noch spannend werden. Auf jeden Fall werde ich nur das erklären, was sie wirklich wissen wollen. Alles darüber hinaus überfordert Kinder meist.
13. Du hast 5 Wörter um den Blog zu beschreiben?
Spannend, anregend, verständlich, menschlich, wertschätzend.
14. Was ist euer Liebstes Reiseziel und wieso?
Bisher sind wir noch gar nicht so viel verreist, deshalb freuen wir uns darauf noch viele schöne Orte zu entdecken.
Liebe Jordana, ich danke Dir so sehr. Ich finde deine Gedanken wundervoll und hoffe, dass ganz viele Menschen deinen Blog lesen werden und genauso fasziniert davon sind wie ich.
Was haltet ihr davon? Was haben eure Kinder schon alles mit einem Schneebesen gemacht?
Wir lesen uns nächsten Montag wieder.
Eure Glucke
Alle Bilder wurden mir freundlicherweise von Jordana zur Verfügung gestellt. Die Bildrechte liegen ausschließlich bei Ihr.