Was ein buntes Netz mit dem Glück zu tun hat

Was ein buntes Netz mit dem Glück zu tun hat
Ihr Lieben,
heute Abend möchte ich Euch ein Märchen von Heriburg Laarmann erzählen:

„Das Märchen vom bunten Netz“
Das Dorf Farbenfroh lag am Rand der großen, lauten Welt. Die Familien waren dort sehr glücklich.
Sie teilten miteinander und halfen sich in jeder Not.
Die Kinder hatten viel Platz zum Spielen und alle hatten viel Zeit füreinander.
Die Familien in Farbenfroh waren nicht reich.
Sie arbeiteten wie andere auch, aber sie hatten Freude an der Arbeit.

Es war etwas Eigenartiges mit diesem Dorf und seinen Menschen. Wenn die Sonne schien, konnten es alle sehen: Ein buntes Netz spannte sich über das Dorf.  
Was ein buntes Netz mit dem Glück zu tun hatEs war so fein geknüpft, dass nichts Böses von  draußen hineindrang. ln der Sonne strahlte es lauter Licht und Freude aus und jeder, der davor stand, staunte. Die Menschen aus der großen Stadt sahen das Glück der Bewohner von Farbenfroh und wurden neidisch. Sie wollten es ihnen rauben. Aber sie kamen nur bis zu dem bunten Netz, das sich über das Dorf spannte und durch das nichts Böses eindringen konnte. Wie an einer Mauer prallte alles daran ab.
Die kleinen und großen Leute in Farbenfroh wunderten sich manchmal, dass es draußen so ganz anders zuging als bei ihnen.
Eines Tages verbreitete sich das Gerücht: Die Menschen in der großen Stadt leben glücklicher als wir. Die anderen Menschen sind reicher als wir. Immer mehr sprachen es aus. Immer lauter wurde das Gerücht.

Immer mehr Menschen in Farbenfroh drängten sich an den Rand des Dorfes und schauten gebannt in die Richtung der großen Stadt, die abends voller bunter Lichter leuchtete.

„Wir wollen in die große Stadt!“, riefen erst einige,  dann immer mehr. „Aber wir können nicht gehen, das bunte Netz hindert uns daran“, riefen andere. „Dann schneidet doch ein Loch hinein!“, antworteten die einen.

Es dauerte nicht lange, da kam einer und schnitt mit einer großen Schere ein Loch in das Netz, so groß, dass man ein- und aussteigen konnte. Zuerst waren es nur einige, die durch das Loch nach draußen krochen. Aber es genügte, um die Unruhe der kleinen und großen Leute in Farbenfroh zu vergrößern.

Die Menschen, die hindurch gestiegen waren, erzählten seltsame Geschichten aus der großen Stadt. Dort wären so hohe Häuser, dass bequem alle Familien von Farbenfroh darin Platz hätten. Sie erzählten von vielen Geschäften und Kaufhäusern; von Geld, das in großen Banken lagerte; vom Schmuck der Frauen und dem Reichtum der Männer. Sie berichteten von vielen Autos und Eisenbahnen, die im Bauch der Erde fahren würden.
Immer mehr Menschen stiegen durch das Loch im bunten Netz,
immer neue Löcher kamen hinzu.
Die kleinen und großen Leute von Farbenfroh waren auf der Suche nach dem großen Glück.

In Farbenfroh änderte sich alles. Die Eltern hatten keine Zeit mehr für ihre Kinder.
Abends ließen sie diese allein und fuhren in die große Stadt, um sich dort zu vergnügen.
Die alten Menschen mussten nun oft lange warten, ehe ihnen jemand half.
Alle waren nur mit sich selbst beschäftigt. Schilder wurden aufgestellt, auf denen die Kinder lasen, ‘Ballspielen verboten“, oder „Rasen betreten untersagt“. Keiner blieb mehr beim Anderen stehen. Alle hasteten durch die Straßen und riefen einander zu:
Wir haben keine Zeit!

Einer wollte mehr verdienen als der andere, einer wollte berühmter sein als der andere.
Die Leute setzten einen Titel vor ihre Namen und ließen sich damit anreden.
Unruhe, Neid und Streit griffen immer mehr um sich.
Die kleinen und großen Leute von Farbenfroh wurden immer unglücklicher. Das bunte Netz war längst an vielen Stellen durchlöchert. Nur hier und da hielt es noch. Hier und da gab es noch Menschen, die Zeit füreinander hatten, und Familien, die zusammenhielten.
Hier und da blieben noch Leute stehen und schauten auf das bunte Netz, das - wenn die Sonne gerade schien - funkelte und strahlte. Dann gingen sie traurig weiter und dachten an früher, als das bunte Netz über das ganze Dorf gespannt war. Und der eine oder andere machte sich heimlich daran, das Netz wieder neu zu knüpfen und das Loch an einer Stelle zu schließen.
Und wenn es ihm gelang, dann kehrte das Glück zurück, und er erzählte davon den Anderen. Gemeinsam träumten sie davon, dass das bunte Netz eines Tages wieder über den ganzen Ort gespannt wäre und das Glück wiederkäme.
Einige träumten sogar davon, dass auch einmal ein buntes Netz über der großen Stadt zu sehen sei und alle Menschen und alle Familien glücklich wären, wirklich alle.“


Ihr Lieben,

ich habe heute in meinem kleinen farbenfrohen Garten wieder einige kleine bunte Bodendeckerstauden gepflanzt und immer mehr Mieter aus unserem Haus (wir sind insgesamt 10 Mieter) nutzen inzwischen an schönen Tagen den kleinen bunten Garten.

Wir Menschen glauben oft, wenn wir das Glück suchen, es sei irgendwo an Ende der Welt zu finden, und wir glauben oft, wenn wir unser Glück finden, es sei ganz für uns allein bestimmt.

Beides ist ein großer Irrtum.
Wir müssen nicht bis an das Ende der Welt reisen, um unser Glück zu finden.
Das große Geheimnis ist, dass wir unser Glück genau an der Stelle finden,
an die uns das Leben gestellt hat.

Glück hat nichts mit Reichtum, Geld und Gold zu tun, dafür aber umso mehr mit innerem Frieden, mit tief empfundener Liebe, mit leuchtenden Augen, mit beglückender Freude, mit tiefer Dankbarkeit, mit innerer Zufriedenheit und vor allem mit dem Teilen des Glücks.

Das Geheimnis des Glücks besteht darin:
Wenn Du Dein Glück für Dich allein beanspruchst, wird es immer weniger,
wenn Du Dein Glück aber mit anderen Menschen teilst, dann verdoppelt es sich!

Wir sollten in den Stadtteilen, in den Dörfern und Orten, in denen wir wohnen, auch bunte Netze des Zusammenhalts, der Begegnung, des Miteinanders knüpfen und damit nicht nur unser Leben, sondern auch das Leben unserer Mitmenschen bereichern.

Was ein buntes Netz mit dem Glück zu tun hat

Gemeinsam sind wir glücklich

Ich wünsche Euch einen ruhigen und fröhlichen Abend und grüße Euch herzlich aus
Bremen

Euer glücklicher Werner

Was ein buntes Netz mit dem Glück zu tun hat

Quelle: Karin Heringshausen



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