Quelle: Helmut Mühlbacher
Ihr Lieben,heute Abend möchte ich Euch eine Geschichte von Bernard Benson erzählen:
„Die Höhle“
„Ein wissbegieriger junger Mensch suchte eines Tages einen alten Einsiedler auf, der – wie man sagte – auf alle Fragen eine Antwort wusste.
Carl Spitzweg
www.kunstnet.de
„Ich möchte gerne wissen: Was ist richtig und falsch, schön und hässlich, gut und böse?“
Der alte Mann schaute eine Weile in die Flammen seines Feuers, dann antwortete er schließlich: „Hinter mir liegt der Eingang zu einer Höhle, dort kannst Du hineingehen und die Wahrheit finden. Nimm diese Laterne und Du wirst es sehen.“
Neugierig ging der junge Mensch in die Höhle hinein.
Sie erschien ihm ganz grau, kalt und gespenstisch. Je weiter er ging, desto düsterer spielten die Schatten an der Wand. Schließlich blieb er stehen und sagte zu sich: „Das kann nicht sein. Es müssen doch auch sehr schöne Dinge in dieser Höhle zu sehen sein.
Da entdeckte er plötzlich kleine bunte Seen im Gestein, glitzernde Wasserfälle, herrliche Kristalle und Farben. Aufgeregt rannte er aus der Höhle. Dort fand er den alten Einsiedler wieder und fragte ihn:
„Welche Farbe haben die Höhlenwände denn nun wirklich?“
www.aggertalhoehle.de
Da antwortete ihm der alte Mann geheimnisvoll:„Es kommt auf Dein inneres Licht an! Was Du um Dich herum siehst, hängst ganz allein vor Dir ab!“
Ihr Lieben,
als ich als Dozent in Göttingen an der Universität arbeitete, leitete ich einmal ein Seminar mit jungen Menschen, die als Pastoren, Religionslehrer oder in der Jugendarbeit tätig werden wollten.
Das Thema des Seminars lautete: Was ist Wahrheit?
Einige der jungen Leuten waren der Überzeugung, dass es nur eine Wahrheit gebe.
Um das zu überprüfen, schickte ich die jungen Leute als Vorbereitung auf die nächste Seminarstunde in ein Göttinger Problemviertel, eine Hochhaussiedlung, mit der Bitte, etwa eine Stunde durch diese Hochhaussiedlung zu gehen und dann anschließend ihre Eindrücke schriftlich festzuhalten.
Obwohl die jungen Leute alle die gleiche Hochhaussiedlung in ihren schriftlichen Aufzeichnungen beschrieben, war das Erstaunliche, dass die Schilderungen ganz unterschiedlich ausfielen:
Der eine Student berichtete von den neu renovierten Fassaden und den frisch gestrichenen Fenstern.
Eine andere Studentin hatte dagegen die dunklen Hinterhöfe zur Kenntnis genommen und deren Verschmutzung hervorgehoben.
Ein weiterer Student beschrieb in seinen schriftlichen Ausführungen dagegen nicht die Äußerlichkeiten der Siedlung, sondern er schilderte die Fröhlichkeit der Kinder, die während seines Besuchs in der Siedlung auf der Straße spielten, und die Freundlichkeit der Menschen, denen er begegnete.
Quelle: Astrid Müller
Die anschließende Diskussion im Seminar war sehr heftig und die jungen Menschen begriffen, dass es „die Wahrheit“ gar nicht gibt.Wenn ich der Überzeugung bin, dass in meinem Stadtteil nur Gauner und Verbrecher wohnen, darf ich mich nicht wundern, wenn ich in jedem Menschen einen Schurken vermute.
Wenn ich aber der Überzeugung bin, dass in meinem Stadtteil nur freundliche und hilfsbereite Menschen wohnen, dann werde ich auch manches Wunder der Hilfsbereitschaft erleben.
Dieses unser Denken entscheidet ganz wesentlich darüber, ob wir in unserem Leben glücklich werden oder nicht. Wir selbst entscheiden darüber, ob wir in einer Schwierigkeit ein unüberwindliches Hindernis sehen oder den Ansporn erkennen, die Schwierigkeit zu überwinden.
Wie entscheidend unser Denken ist und wie stark es unser und das Leben anderer beeinflussen kann, lässt sich an dem Beispiel unserer Kinder und Enkelkinder verdeutlichen:
Wenn wir in unseren Kindern und Enkelkindern von klein auf nur die Versager sehen, ihnen eine düstere Zukunft prophezeien und sie entmutigen, dürfen wir uns nicht wundern, wenn am Ende unsere Vorstellung, unsere Glauben, bezogen auf unsere Kinder und Enkelkinder Wirklichkeit wird.
Wenn das der Fall ist, dürfen wir aber für das Ergebnis nicht unsere Kinder und Enkelkinder verantwortlich machen, verantwortlich sind vor allem wir dann dafür!
Wenn wir aber in unseren Kindern und Enkelkindern von klein auf Wesen sehen, die große Talente und Entwicklungsmöglichkeiten in sich tragen, sie bei ihren Bemühungen unterstützen und sie ermutigen, sich etwas zuzutrauen und ihren eigenen Weg zu gehen, dann werden wir erstaunt feststellen, dass sich am Ende unsere Vorstellung, unsere Glauben, bezogen auf unsere Kinder und Enkelkinder, erfüllt.
Quelle: Helmut Mühlbacher
Ihr Lieben,ich wünsche Euch einen ruhigen Abend im Kreise Eurer Lieben und ich grüße Euch herzlich aus dem regnerischen und stürmischen Bremen
Euer fröhlicher Werner
Quelle: Karin Heringshausen