Was du als Online Unternehmer mitbringen solltest (und was nicht)

Es gibt eine Vielzahl von Checklisten und Tests, die dir sagen sollen, ob du dich für die Selbständigkeit eignest. Das mag dem einen oder anderen zwar etwas Sicherheit geben, ist aber ganz bestimmt kein Allheilsmittel, um eine Entscheidung zu treffen. Worauf es wirklich ankommt, sind persönliche Eigenschaften und Unternehmergeist.

In den letzten Wochen habe ich mit vielen Unternehmern gesprochen – vor Ort in Coffeeshops, auf Konferenzen und bei Meetups, in den Wireless Talks und in meinem persönlichen Bekanntenkreis. Gefragt habe ich sie immer wieder danach, welche Vorraussetzungen jemand ihrer Meinung nach für die Selbständigkeit mitbringen sollte.

Wirklich niemand hat gesagt, dass es dafür eine ganz spezielle Fähigkeit braucht. Kein Studium und kein Zertifikat. Was es braucht, ist die richtige Einstellung und unternehmerisches Denken.

Besonders wenn es um den Aufbau eines Online Business geht, dann stehen nicht kaufmännische Fähigkeiten oder anderes Fachwissen im Vordergrund, sondern vor allem die persönliche Einstellung. Auch die finanzielle Komponente wird extrem überschätzt, da für eine Selbständigkeit im Internet nun mal mehr Kopf als Kapital benötigt wird.

Dennoch gibt es bestimmte Voraussetzungen, die du mitbringen solltest. Die Frage, ob du dich für die Selbständigkeit eignest, hängt zum größten Teil von deiner Persönlichkeit ab. Die folgenden Punkte helfen dir hoffentlich bei einer ehrlichen Selbsteinschätzung und geben dir ein realistisches Bild davon, welche Eigenschaften wichtig und welche weniger wichtig sind.

Die folgenden Punkte sind die Zusammenfassung meiner Gespräche mit anderen Unternehmern und meiner eigenen Gedanken zum Thema Selbständigkeit.

Persönliche Voraussetzungen für Online Unternehmer

Erfolgreiche Unternehmer unterscheiden sich von den Gescheiterten vor allem durch ihre Persönlichkeit. Wenn du den richtigen Unternehmergeist zur Umsetzung deiner Geschäftsidee mitbringst, dann spielen fachliche Defizite und fehlende Erfahrung eine weniger große Rolle.

Motivation – Einer der wichtigsten Punkte sind die Leidenschaft und der Wille für dein Projekt. Wenn die richtige Motivation vorhanden ist, dann fällt es dir leichter, einen langen Atem zu haben und Tiefpunkte zu überstehen. Zur richtigen Motivation gehört die Begeisterung für dein Geschäftsmodell und der absolute Wille, dieses zum Erfolg zu führen.

Ausdauer – Neben der richtigen Motivation ist das für mich der zweitwichtigste Punkt. Viele Menschen scheitern an der Selbständigkeit, weil sie zu früh aufhören. Die anfängliche Begeisterung weicht oft einer Durststrecke, in der sich die Spreu vom Weizen trennt. In diesen Phasen musst du beweisen, dass die Selbständigkeit nicht nur eine Schnapsidee war, sondern dass du bereit bist, für deinen Erfolg zu kämpfen.

Selbstbewusstsein – Als Angestellter ist es recht einfach, sich hinter seinem Schreibtisch zu verstecken. Als Selbständiger ist dies keine Option mehr. Auch ohne Angestellte trägst du allein die Verantwortung für den Erfolg deiner Unternehmung. Dazu musst du Kontakte knüpfen und offen auf andere Menschen zugehen. Du musst dich dazu zwingen, deine eigene Komfortzone zu erweitern und dich selbstbewusst zu präsentieren.

Selbstdisziplin – Mit den Annehmlichkeiten der Selbständigkeit kommt auch eine große Verantwortung. Flexible Arbeitszeiten und die Unabhängigkeit von Vorgesetzten musst du durch Disziplin ersetzen. Sich auch mal zum Arbeiten zwingen, wenn es weniger gut läuft und keine klare Trennung zwischen Arbeitstag und Freizeit zu haben, auch das gehört zur Selbständigkeit.

Was du als Online Unternehmer brauchst, ist ein guter Mix aus Begeisterung für deine Idee und die nötige Disziplin und Ausdauer zur Umsetzung.

Unternehmerische Voraussetzungen für Online Unternehmer

Als selbständiger Online Unternehmer musst du weg vom Perfektionismus und hin zum Ausprobieren. Du musst in den aktiven Modus übergehen und Ideen sofort ausprobieren, in Lösungen denken anstatt in Problemen. Lernen kannst du auf der „Reise“. Voraussetzung dafür ist, dass du nicht alles aufschiebst bis es perfekt erscheint.

Risikobereitschaft – Du brauchst weder Schulden zu machen, noch musst du andere große Risiken eingehen. Besonders online kannst du ein Unternehmen mit minimalem Geldeinsatz aufbauen. Was du jedoch benötigst, ist die Bereitschaft neue Dinge auszuprobieren. Du musst gewillt sein, Gelerntes sofort anzuwenden und umzusetzen. Niemand gibt dir eine Erfolgsgarantie und niemand sagt dir, wie und ob dein Geschäftsmodell funktionieren wird. Herausfinden musst du es alleine, indem du keine Angst davor hast, es zu probieren.

Lernbereitschaft – Bei traditionellen Geschäftsmodellen hat das fachliche Wissen eine große Rolle gespielt. Bei einem Online Business sind die persönliche Motivation, Ausdauer und der Wille, neues zu lernen und anzuwenden, viel wichtiger. Auch technisches Know-How ist keine Grundvoraussetzung. Das Internet bietet dir alle benötigten Ressourcen, um fachliche Defizite auszugleichen. Alles was du brauchst, ist die Fähigkeit und die Neugier, dir neues Wissen anuzeignen.

Kreativität – Damit ist nicht gemeint, dass du künstlerisch begabt sein muss. Gemeint ist, dass du selbst die Initiative ergreifen und aktiv handeln musst. Es gibt keinen Arbeitgeber mehr, dem du die Verantwortung übergeben kannst. Als Unternehmer solltest du selbst in der Lage sein, Hindernisse auf kreative Art und Weise zu überwinden und Lösungsansätze zu erarbeiten.

Unternehmerisches Denken – Du brauchst kein BWL-Studium und musst auch kein Seminar für Existenzgründer belegen. Auch musst du nicht wissen, wie ein Businessplan geschrieben wird. Was du allerdings entwickeln solltest, ist ein Verständis für die Kundenbedürfnisse in deiner Nische und die Realisierbarkeit deiner Geschäftsidee. Unternehmerisch denken heißt langfristig planen und bei aller Begeisterung auch die finanzielle Komponente (Profitabilität) der Unternehmung zu betrachten.

Als Online Unternehmer musst du keine finanziellen Risiken eingehen. Deine Risiken bestehen darin, unbekanntes Gebiet zu betreten, ohne den genauen Weg zu kennen.

Finanzielle Voraussetzungen für Online Unternehmer

Die Annahme, dass eine Gründung viel Kapital benötigt und Risiko mit sich bringt, ist absolut überholt. Zumindest für internetbasierte Unternehmen brauchst du keine großen Ersparnisse und musst dich auch nicht verschulden. Ganz nach dem Prinzip des Lean Startup und Bootstrapping kannst du mit wenigen Mitteln schnell Geschäftsideen umsetzen.

Finanzielle Absicherung – Du solltest davon ausgehen, dass du je nach Geschäftsmodell in den ersten Monaten kein oder nur wenig Einkommen hast. Wenn für diese Zeit nicht genügend Ersparnisse vorhanden sind, dann ist die nebenberufliche Selbständigkeit eine Option. Alternativ kannst du dir einen Job in Teilzeit suchen und versuchen, deine Ausgaben zu minimieren. Viele Gründer von Online Businesses gehen für einige Monate in Länder mit niedrigen Lebenshaltungskosten, um sich mehr Zeit für die Umsetzung der Geschäftsidee zu verschaffen. Natürlich sind auch Förderungen und Gründerkredite eine Option.

Langfristige Finanzplanung – Als Unternehmer musst du mit zusätzlichen bzw. anderen Ausgaben planen, als dies im Angestelltenverhältnis der Fall war. Du musst dich selbst versichern, regelmäßig die Umsatzsteuer (gilt nicht für Kleinunternehmer) abführen und Ertragssteuern bezahlen. Diese Kosten werden nicht wie gewohnt von deinem Gehalt abgezogen, sondern werden nachträglich fällig. Aus diesem Grund solltest du dir entsprechende finanzielle Polster schaffen.

Sozialer Rückhalt – Der Rückhalt durch Partner, Familie und Freunde ist nicht nur aus finanzieller Sicht, sondern vor allem als mentale Unterstützung wahnsinnig wichtig. Sprich mit möglichst vielen Menschen aus deinem nahen Umfeld über dein Vorhaben und hole dir konstruktives Feedback ein. Versuche das Feedback realistisch einzuordnen, dich nicht von Pessimisten einschüchtern zu lassen und dir den Rückhalt von Familie und Freunden zu sichern. Besonders in schwierigen Zeiten wirst du aufmunternde Worte und eventuell auch eine kleine Finanzspritze benötigen.

Als Online Unternehmer brauchst du wenig bis kein Startkapital. Du musst aber damit beginnen, deine Finanzen langristig zu planen und nachträglich fällig werdende Abgaben einzuplanen.

Was du als Online Unternehmer in der Regel nicht brauchst

Viele allgemeine Annahmen zur Gründung eines Unternehmens bzw. der Tätigkeit als Selbständiger sind für ein Online Business ganz einfach nicht zutreffend. Bei traidtionellen, physischen Geschäften mögen diese auch heute noch zutreffen, nicht aber in der Welt der digitalen Nomaden und Online Startups. Einige dieser Punkte habe ich weiter oben bereits angesprochen, andere folgen hier.

Startkapital – Lasse dich nicht von deinem Vorhaben abbringen, weil du denkst, dass du nicht über das nötige Startkapital verfügst. Neben einem Laptop und ein paar (meist kostenlosen) Online-Tools brauchst du nichts, um in deine Selbständigkeit zu starten. Heutzutage muss die Selbständigkeit nicht bedeuten, dass du ein großes persönliches Risiko eingehst. Du kannst nebenberuflich gründen und jederzeit wieder umschwenken. Frage dich einfach, was das Schlimmste ist, was passieren kann.

Bahnbrechende Geschäftsidee – Du musst das Rad nicht neu erfinden. Du musst kein Steve Jobs oder Richrad Branson sein. Du musst auch keine neue Marktlücke finden. Es geht darum, ein Problem zu erkennen und dieses zu lösen. Dabei ist der praktische Ansatz viel wichtiger als innovative Geschäftsideen. Altes neu kombinieren oder auf neue Anwendungsfelder übertragen ist oft der Schlüssel für ein erfolgreiches Business. Es kommt viel mehr darauf an, die Bedürfnisse in deiner Marktnische zu erkennen als unglaublich originell zu sein.

Personal – Es gibt Geschäftsmodelle bei denen du auch komplett ohne Personal auskommst. Du kannst als Freelancer oder Solopreneur starten und später immer noch über die Auslagerung von gewissen Tätigkeiten nachdenken. Du musst nicht wie bei traditionellen Unternehmen eine Reihe von Mitarbeitern fest anstellen, sondern kannst dich anderen Freelancern oder virtuellen Assistenten bedienen. Damit bleibst du flexibel, kannst ganz gezielt Experten auf Projektbasis beschäftigen und reduzierst die Verantwortung für Personal (Lohnnebenkosten, Sozialversicherung, Krankheit usw.).

Expertentum – Du brauchst weder betriebswirtschaftliche Kenntnisse, noch musst du ein absoluter Experte in deiner Nische sein. Natürlich hilft ein Grundverständis für Buchhaltung, Marketing oder Kundenservice, ist jedoch keine Grundvoraussetzung. Wichtiger als das fachliche Wissen sind Lernbereitschaft und das unternehmerische Denken. Wenn du etwas nicht weißt oder kannst, dann hole dir Hilfe oder gleiche die Wissenslücken aus.

Ich denke, dass viele von uns immer noch viel zu großen Respekt vor der Selbständigkeit haben. Schuld daran sind veraltetet Vorstellungen und die Horrorstatistiken, die Gründern eigentlich von Anfang an nur minimale Chancen einräumen.

In unserem digitalen Zeitalter kann das Risiko minimiert werden, so dass selbst ein Scheitern nicht das Ende der Welt ist. Wichtig ist, dass du loslegst und etwas ausprobierst. Wenn du dann nach 3 Monaten merkst, dass die Idee nicht ganz so toll ist, dann hast du etwas Zeit verloren aber viel an Erfahrung gewonnen. Dann heißt es, diese Learnings zu verwenden und weiterzumachen.

Was hält dich davon ab, dich selbständig zu machen?

Lebe rastlos, zeitlos und grenzenlos


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