Aus tausenden lebenden Bienen besteht der Kopf einer liegenden Skulptur des Künstlers Pierre Huyghe. Foto: Boris Roessler
Aus FAZ, Feuilleton, Samstag, 09.06.2012
Ein Teil der Documenta findet in Afghanistan statt; Francis Alÿs war dort und hat zarte, kleine Gemälde mitgebracht, Tacita Dean zeigt die phantastische großformatige Kreidezeichnung eines imaginären Hindukusch, in der Traumvorstellungen von Bergromantik ebenso präsent sind wie das militärische Trauma, das sich mit den Bergen verbindet. Im Fridericianum wird ein Bild gezeigt, das eine leere Landschaft darstellt. Gemalt hat es Mohammad Asefi. Er übermalte, als die Taliban an die Macht kamen, unter dem Vorwand, die Bilder zu restaurieren, die menschlichen Figuren in zahllosen Gemälden des Kabuler Kunstmuseums, um sie vor der Zerstörung zu retten. Hier war die recovery identisch mit dem etymologisch verwandten französischen recouvrir, das Bergen mit dem Verbergen: Die Kunst konnte überleben, weil sie ihren wichtigsten Gegenstand unsichtbar machte. Auch dieses Bild gehört zu den Dingen, die in dieser Ausstellung etwas unüberbrückbar Fernes fassbar werden lassen, von dem man sich trotz vieler Fernsehbilder kaum ein Bild machen konnte.
Anmerkung des Bloggers:Kunst aus Afghanistan? Dirk Niebel könnte seinen nach Deutschland geschmuggelten ( mittlerweile sicher verzollten) Teppich aus Afghanistan der "documenta" zur Verfügung stellen.
Weg vom anthropozentrischen Blick auf die Welt: der Hund mit einem rosafarbenen Bein aus dem Naturtheater des Künstlers Pierre Huyghe