Was die Völker verbindet

Was die Völker verbindet Am Mittwoch kam Br.Petro in mein Büro und sagte, dass der Vertreter eines Fernsehkanals da sei, der uns Decoder und Abonnement verkaufen wolle. Weder Vertreter noch Fernsehen interessieren mich besonders, so ließ ich mir nur von Petro den Preis nennen und meinte, 60 Euro im Monat seien teuer, aber man könnte ja mal drüber sprechen. Petro ergänzte: “Er sagt, er könne den Decoder gleich installieren, und dann könnten wir schon am Samstag Bayern München gegen Chelsea schauen.” Petro ist 30 und hat ein Studium abgeschlossen, aber das Leuchten in seinen Augen erinnert mich an Simon Greitemann während der Vorbesprechung der Fahrt des Leistungskurses Geschichte nach Berlin. Damals, 2006 während der WM, ging es um die Frage, ob wir während der Studienfahrt auch zum Public Viewing gehen könnten. Petro schließt allerdings noch eine Bemerkung an, die absolut typisch für Afrikaner ist, und die ich noch nie von einem deutschen Schüler gehört habe: “Wenn es nicht geht, ist das aber auch nicht schlimm.”
Weil der Abt gerade unterwegs ist, blieb die Sache aber bis gestern früh unentschieden. Zufällig saß ich beim Frühstück mit P.Lucius und P.Dieter zusammen. Das Gespräch der beiden Deutschen wandte sich bald dem bevorstehenden Spiel zu. Schade, dass man es nicht sehen könne. Ob ich wisse, wann Anstoß sei. Ich gebe die Frage an Br.Petro weiter, der gerade vom Tisch aufsteht. Er weiß es auch nicht, aber er ergänzt: “Wir haben einen Weg gefunden, wie wir das auch ohne zu bezahlen ansehen können.”
In diesem Moment kommt praktischerweise P.Fidelis herein, der afrikanische Prior (Stellvertreter des Abtes), der sich genauso wenig wie ich für das Spiel interessiert, aber sofort die dafür nötigen Experimente am Gemeinschaftsfernseher genehmigt. P.Dieter mit seinen 76 Jahren strahlt genauso über das ganze Gesicht wie Br.Petro.
Ich nutze mehrfach die Gelegenheit, den afrikanischen Brüdern zu erklären, dass ich Dortmunder bin, Bayern hasse, und im übrigen Borussia Dortmund in diesem Jahr Meister und Pokalsieger ist. Bayern ist hier ziemlich bekannt, Borussia leider noch nicht. Aber das wird sich ändern, wenn wir nächstes Jahr die Champions League gewinnen.
Das Foto von www.tagesschau.de zeigt die Reaktionen auf den Spielausgang in Camp David.



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