Was die Griechen jetzt tun müssten

Wäre die Syriza eine wirklich linke Partei, könnte sie den Rückhalt in der Bevölkerung jetzt nutzen, um wirklich linke Politik zu machen. Aber dazu dürfte in Griechenland kein Stein auf dem andern bleiben – raus aus dem Euro, das ist klar. Das kann aber nur der erste Schritt sein, um sich vom Diktat des Kapitals und der Banken zu befreien: Egal, wie man das Geld nennt, dass denen, die es haben, die Zugriffsmacht auf alles gibt und diejenigen die es nicht haben, von allem ausschließt: Es muss weg.

Wie die Griechen derzeit am eigenen Leib erfahren: Geld ist kein Tauschmittel, wie es gern verharmlosend genannt wird und schon gar kein Instrument der Verteilung. Die griechischen Bürger erleben gerade, wie ihr Land zerstört wird, indem es bald nichts mehr zu verteilen gibt: Das Geld der Griechen ist einzig und allein noch dazu da, die Schulden ihres Staates zu bedienen. Und damit der seine Zinsen auch weiterhin zahlen kann, wurde er so lange „gerettet“, bis sämtliche Strukturen, in denen noch ein bisschen Geld an die Leute im Land fließt, statt in den Schuldendienst, zerstört wurden: Ein Sozialsystem existiert praktisch nicht mehr, immer mehr Leute fallen in verzweifelte Armut, das Gesundheitssystem liegt am Boden, Gehälter und Renten wurden zusammengekürzt – falls sie überhaupt noch gezahlt werden. Derzeit sieht es nicht so aus, als ob das noch der Fall wäre.

Geld ist Macht und die griechische Regierung hat weder das eine, noch das andere. Insofern kann man das Ergebnis vom vergangenen Sonntag irgendwie heroisch finden, nützen wird es aber nichts. Es sei denn, die Griechen entschließen sich zu einem radikalen Schritt und verteilen tatsächlich um – und zwar ohne Geld. Denn Geld nützt nur denen, die es haben, und immer mehr Griechen haben keins, können also die Dinge, die sie zum Leben brauchen nicht mehr bezahlen. Eine wirklich linke Regierung könnte jetzt wirklich etwas für den Menschen tun, indem sie dafür sorgt, dass alle Menschen zum Leben bekommen, was sie zum Leben brauchen.

Das Geld mag zwar ausgehen, aber alles andere ist doch noch vorhanden: An den Olivenbäumen wachsen weiterhin Oliven – sie müssen halt geerntet und verarbeitet werden. Und an alle, die Oliven oder Olivenöl haben möchten, verteilt werden. Krankenhäuser, Schulen, Fabriken – das ist doch alles noch vorhanden. Warum braucht es Geld, um Kranke zu behandeln oder Kindern etwas beizubringen? Es braucht Menschen, die Kranke behandeln können und andere ausbilden, und klar, die müssen von irgendetwas leben.

Die Dinge, die gebraucht werden, müssen hergestellt werden. Gut, gerade ein Land wie Griechenland, in dem vergleichsweise wenig produziert wird, ist damit beschissen dran. Aber das wäre ja die Herausforderung: Sicherlich können die Griechen gemeinsam produzieren, was sie brauchen, um den Menschen im Lande ein halbwegs vernünftiges Leben zu ermöglichen. Derzeit ist es für viele ja nicht mal mehr vernünftig: Die Selbstmordrate ist rasant gestiegen, weil immer mehr Menschen einfach keine Perspektive haben – ihnen ist einfach nicht möglich, unter den gegebenen Bedingungen genug Geld zum Überleben zu verdienen. Wäre es da nicht an der Zeit, dass man Geld einfach mal Geld sein lässt, und sich um die Dinge kümmert, die Menschen wirklich brauchen?

In einer Gesellschaft, in der es um die Menschen geht, braucht es kein Geld. Nur Menschen, die bereit sind, für ihr Überleben etwas zu tun. Man kann natürlich damit argumentieren, dass das in unserer schönen globalen Hightech-Welt keine tolle Perspektive ist: Wie soll man sich denn dann das nächste iPhone und den schnellen Internetanschluss leisten können?

Andererseits waren meine Großeltern, die einen Bauernhof hatten, noch in der Lage, so ziemlich alles, was sie zum Leben gebraucht haben, selbst zu produzieren. Einige selbstgewebte Leinenlaken meiner Urgroßmutter benutze ich noch immer – unverwüstliches Material. Und wäre es für den Normalbürger, der von extremer Armut bedroht ist, nicht attraktiver, ein auskömmliches Leben bei überschaubaren Aufwand zu haben, also jeden Tag ein paar Stunden in das eigene Überleben zu investieren, als in den wachsenden Reichtum derer, die andere für sich arbeiten (und sterben) lassen? Kapitalismus ist ein Alptraum. Diese menschenverachtende Scheiße muss endlich aufhören.



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