Was der Trabi mit Rio+20 zu tun hat

Was der Trabi mit Rio+20 zu tun hat“Die Konferenz der Vereinten Nationen über nachhaltige Entwicklung (engl.: United Nations Conference on Sustainable Development, kurz UNCSD) wird vom 20. bis 22. Juni 2012 in Rio de Janeiro stattfinden. Kurz als Rio 2012 bezeichnet, oder in Anspielung auf die 1992 durchgeführte Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung auch Rio+20 genannt, soll die UNCSD die drei folgenden Ziele erreichen:
   Sicherstellung erneuerten politischen Engagements für nachhaltige Entwicklung
   Erfassung des Fortschritts sowie anhaltender Probleme bei der Umsetzung bereits beschlossener Ziele
   Adressierung neuer und entstehender Herausforderungen”
Soweit Zitat Wikipedia.
Der Beginn der Konferenz steht also in Kürze bevor und ist für mich ein Grund den Blick auf eine “nicht-offiziöse” Stimme in Brasilien zu richten. Dafür ziehe ich Blogger Fabio Mayer heran, den ich für seine engagierten Stellungnahmen schätze. Er teilt den weltweiten Pessimismus bezüglich der Erfolgsaussichten von Rio+20 und schreibt: “Bisher haben wir uns mit den geringen Ergebnissen nach Rio’ 92, dessen im Schlussdokument festgelegte Ziele bestenfalls zu 5% erreicht wurden, zufrieden gegeben. Bei Rio+20 wird es nicht besser werden, auch wenn das Ereignis großartig aufgeblasen und den Ahnungslosen als eine Revolution, als ein Pakt der Eintracht zur Verhinderung des sich ankündigenden Umweltdesasters verkauft wird. Es wird keine Eintracht und keinen Pakt geben. Bestenfalls wird es einen Aufruf an jedes Land geben, seine Anstrengungen etwas zu verstärken, um die Umwelt zu retten”.
Seiner Ansicht nach bringt das Treffen von Diplomaten und Politikern aus aller Welt nichts, solange die normalen Menschen nicht einsehen, dass wir mit unserem Handeln die Umwelt zerstören. Wir sollten einsehen, dass vieles, was unserer Bequemlichkeit dient, uns die Basis für das Überleben entzieht. Er erklärt dies am Beispiel seines eigenen Landes: “Brasilien erlebte in den letzten 10 Jahren einen Prozess, der sehr gut zeigt, dass es nicht reicht, wenn ein Land in den Reden seiner Politiker sich als Land einer nachhaltigen Entwicklung bezeichnet, aber das Volk dieser Vorgabe nicht folgt. Seit es dem brasilianischen Volk wirtschaftlich besser geht, hat es den Fortschritt in den Konsum gesteckt, ohne sich um die Umwelt zu sorgen. Zuerst haben wir uns chinesischen Krimskrams zugelegt, der aus umweltverschmutzendem Material hergestellt und unter schweren Umweltschäden produziert wurde und selbst zu Lasten der Arbeiter ging, die unter miserablen Arbeitsbedingungen die Produkte herstellen mussten. Als der Drang nach Importwaren dieser Art nachließ, entdeckten die Brasilianer das Auto und verwandelten ruhige Städte in Metropolen voll mit chaotischem Verkehr, Fehlen öffentlicher Flächen und Umweltverschmutzung. Und dann wendeten sich die Brasilianer der perversesten Art des Konsums zu, der der Welt durch die nordamerikanische Kultur geschenkt wurde. Die besteht darin, dass ein Produkt von geringer Lebensdauer unter enormem sozialen und wirtschaftlichem Druck hergestellt und dann weggeworfen oder ausgetauscht wird, oft nicht deshalb, weil es seinen Zweck nicht mehr erfüllt, sondern einfach weil es nicht mehr in Mode ist”.
Das kann man auch gut für unsere Gesellschaft unterschreiben. Fabio Mayer greift dann zu einem Beispiel, das uns wohl kaum als Beispiel für umweltschonende Produkte gelten kann. Ein Element des Beispiels, könnte aber auch durchaus für “Nachhaltigkeit” stehen. Für ihn ist es der “Traband”, für uns als “Trabi” bekannt. Er schreibt dazu: “Erinnert sich der Leser noch an den Traband? Der Traband war der Konsum-Traum aller Ostdeutschen oder besser des sozialistischen Landes, das aus der Teilung Nazi-Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg entstand. Der Traband fuhr schlecht bis gar nicht, hatte keinerlei Komfort für den Fahrer und hatte einen umweltverschmutzenden Motor, dessen Benzin einen so hohen Bleianteil hatte, dass ein Katalysator vermutlich den Motor zerstört hätte. Trotzdem ist, wenn man genau hinschaut, der Traband nachhaltiger als jedes Fahrzeug heutzutage und dies aus einem einfachen Grund: Die Person, die einen Traband kaufte, behielt ihn bis zum Ende seiner Tage. Anders ausgedrückt: Damit gab es eine enorme Einsparung von natürlichen Ressourcen bei seiner Produktion. …. Es ist offensichtlich, dass ich nicht in einer Welt Typ “Traband” leben möchte, aber damit möchte ich nur sagen, dass wenn die Menschen mit mehr Verantwortung konsumieren ürden, und die Lebensdauer der Produkte ausnutzen oder sie zum Recycling geben, auf korrekte Weise in den Müll entsorgen oder darauf verzichten würden Sachen zu kaufen, von denen sie wissen, dass sie die Umwelt schädigen (wie viele Millionäre erwerben Holzmöbel aus Holz, das dem Amazonas gestohlen wurde?), dies der Nachhaltigkeit mehr dienen würde.”
Fabio’s Aufruf gilt also der Änderung des Bewusstseins der Menschen. Brasilien’s Gesellschaft, die jetzt auf den Geschmack des Wohlstandes gekommen ist, wird noch erfahren, welche Nachteile das blinde Setzen auf Wachstum und Konsum hat. Das Land ist ein typisches Beispiel dafür, dass die bisherigen Habenichtse, die auf eine ausgezeichnete persönliche Klimabilanz verweisen konnten, jetzt ihren Anteil am Kuchen haben wollen und zwar auch an ihrem Anteil am Recht zur Verschmutzung unseres Planeten. Wer kann es ihnen verdenken, die industrialisierte Welt des Westens hat ja bisher auch wie selbstverständlich das Recht zur Ausplünderung des Planeten für sich gepachtet. Es bleibt nur, dass wir uns alle ändern oder dass wir alle untergehen werden. Viel Erfolg für Rio+20!
Siehe auch:
Brasilianische Müllsammler bekommen universitäre Weiterbildung
Chevron sorgt für öliges Gewässer und macht Brasilianer nachdenklich
Energiehungriges Brasilien hat unstillbaren Appetit
Informationsquelle
UM MUNDO SUSTENTÁVEL – Fábio Mayer

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