Was der Fall Mirco und Herr Edathy miteinander zu tun haben!


Was der Fall Mirco und Herr Edathy miteinander zu tun haben!

Quelle: Helmut Mühlbacher

Ihr Lieben,
heute Abend möchte ich Euch aus gegebenem Anlass noch einmal den Brief der Eltern des vor zweieinhalb Jahren ermordeten Mirco zu lesen gaben.
Im Anschluss an diesen Brief möchte ich Euch gerne erzählen, warum mir dieser Brief so wichtig ist:

Der ermordete Mirco:
Der Brief der Eltern –
Ein berührendes Dokument

Grefrath (RPO) Am Donnerstagabend fand die Trauerfeier für den getöteten Mirco aus Grefrath statt. Die Eltern des Jungen, der nur zehn Jahre alt wurde, verabschiedeten sich in einem Brief von ihrem Sohn, den Präses Siewert 
vorlas. 
Was der Fall Mirco und Herr Edathy miteinander zu tun haben!
Der Brief der Eltern von Mirco im Wortlaut:
„Liebe Grefrather Bürger, liebe Klasse 6 a der Gemeinschaftshauptschule Grefrath, liebe Mitarbeiter der Soko Mirco,

Unser Mirco!Freundlich, lebenslustig, immer ein Lächeln auf den Lippen, freiheitsliebend, eigensinnig, Rhythmus im Blut, es blieb kein Besteck still liegen, sondern wurde zum Schlagzeug umfunktioniert.
Kleiner Schelm und guter Versteckkünstler, Klettern fand er super. Er war unser Clown und unsere Sportskanone. Egal, welchen Sport, ob Fußball, Reiten, Eisschnelllauf, er war einfach Top.
Mit seinem Fahrrad und Freunden Touren unternehmen, war sein Ding. Am liebsten wurde die Freizeit auf verschiedenen Bauernhöfen verbracht. Er war gerne an der frischen Luft und wenn er groß ist, wollte er Bauer werden.
So manch einen hat er auch auf die Palme bringen können mit seinem stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Mirco war etwas Besonderes, manchmal haben wir ihn selbst nicht verstanden.
In der Schule haben wir manche Höhen und Tiefen durchlebt, manche Lehrerin kann ein Lied davon singen. Trotz allem, wir haben ihn total lieb und ganz, ganz viele von Euch und Ihnen haben Ihre eigene Geschichte mit Mirco geschrieben.
Das Verschwinden von Mirco vor fünf Monaten hat uns alle erschrocken, viele Fragen, Gedanken und Gerüchte kamen auf. Grefrath war nicht mehr das Grefrath, das wir aus Kindertagen kannten. Angst machte sich breit, die Kinder wurden nur noch in Begleitung zur Schule und ihren Freizeitaktivitäten gebracht.
Was der Fall Mirco und Herr Edathy miteinander zu tun haben!

Viele wussten nicht, wie sie sich verhalten sollen – wir ja auch nicht. Unsere Kinder wollten so schnell wie möglich wieder ein normales Leben und einen geregelten Alltag. Der Bruder fehlt, es ist so still im Haus, Tränen fließen und es soll endlich ein Ende her.
Suchtrupps der „Soko-Mirco“ rollten durch unseren Ort, Helikopter kreisten über Grefrath, eine intensive Suche begann – für uns Hoffnung, für manch anderen von Euch / Ihnen ein beklemmendes Gefühl. 
Dann die vielen Fernsehsender, die immer wieder dranblieben, um jedes Detail von der „Soko Mirco“ zu berichten.
Es war eine angespannte, bedrückende Zeit. Wir als Familie haben uns aber vom ersten Tag an nicht alleingelassen gefühlt, da wir ganz genau wussten:Alles, was Gott tut, ist vollkommen und was der Herr sagt, ist unzweifelhaft wahr. Wer in Gefahr ist und zu ihm flieht, findet bei ihm immer sicheren Schutz. 2. Samuel 22, 31Dieser Bibelvers hat uns vom 1. Tag des Verschwindens von Mirco begleitet. 

Was der Fall Mirco und Herr Edathy miteinander zu tun haben!

Quelle: Helga und Gerd Steuer

Wir als Familie haben in der Zeit Trost gefunden durch gemeinsames Gebet, Lobpreis und Bibellese. Außerdem sind wir dankbar für die großartige Unterstützung von überall, sei es aus Grefrath oder sogar Gebete und Grüße aus Deutschland und aller Welt.
Es sind manche neue Kontakte entstanden, gemeinsame Gedenk- und Hoffnungsgottesdienste haben stattgefunden. Manch einer hat sein Leben neu durchdacht.
Mirco war immer einer, der nicht gerne fotografiert werden wollte und jetzt...Sein Fahndungsbild ging durch Deutschland und in die ganze Welt.
Viele haben ihn in ihr Herz geschlossen, mit uns gefühlt.

Jetzt, der 26. Januar 2011 wurde ein ganz harter Tag für uns. Ein Verdächtiger ist festgenommen und Mirco gefunden. Entsetzlich und grausam, unser Sonnenschein Mirco kommt nicht wieder.

Er hat sein Leben gelassen für einen erwachsenen Menschen, der seinem beruflichen Stress und Druck Luft machen wollte.

Wir als Familie glauben, dass für diesen Druck und Stress und alle unsere Sorgen und Sünden schon vor vielen Jahren ein anderer junger Mann gestorben ist. Er heißt: Jesus!
Er hat die Last der Welt, eines jeden Einzelnen von uns auf sich genommen.Und da Mirco, so wie wir an diesen Jesus geglaubt hat, ihn liebgewonnen hat als Freund und Vater, dürfen wir uns freuen, Mirco im Himmel wiederzusehen.“
Quelle: RP-Online 03.02.2011
Was der Fall Mirco und Herr Edathy miteinander zu tun haben!
Ihr Lieben,

dieser Brief hat mich damals tief berührt und tief erschüttert.   
Bei allem Schrecklichen, was diese Eltern gerade durchgemacht haben, ist ihr Handeln nicht von Hass und Wut geprägt, sondern von Liebe zu ihrem ermordeten Kind und von ihrem tiefen Glauben.

Warum ich heute noch einmal auf diesen Brief zurückkomme, hat folgenden Grund:
In diesen Tagen sind die Zeitungen voll von dem Fall Edathy.

Was der Fall Mirco und Herr Edathy miteinander zu tun haben!

www.welt.de

Unbestritten - weil von ihm selbst der Öffentlichkeit mitgeteilt - hat dieser Mann über einen Zeitraum von vier Jahren rund 800 (!) Fotos von nackten Jungen im Alter zwischen 9 und 13 Jahren im Internet bei einer kanadischen Firma gekauft.

In den Zeitungen, in Fernsehberichten und in Talkshows wird nun sehr heftig darüber diskutiert, ob das Handeln von Herrn Edathy strafrechtlich zu beanstanden ist oder nicht und ob die politisch Verantwortlichen richtig gehandelt haben.

Ich habe das Gefühl, irgendwie ist hier die Welt aus den Fugen geraten!
Auch wenn Herr Edathy nicht bestraft werden sollte, so bleibt doch die Frage:
"Warum kauft ein erwachsener Mann über einen Zeitraum von vier Jahren 800 Fotos von nackten Jungen?"


Und während darüber gestritten wird, ob Herr Edathy bestraft werden muss oder nicht, und während sich die Regierungsparteien darüber streiten, wer wie wann und warum falsch gehandelt hat, gerät eines völlig aus dem Blickfeld:

Wer denkt eigentlich an die 800 Jungen, die sich nackt haben fotografieren lassen müssen? 
Ich habe über viele, viele Jahre Jugendarbeit gemacht und mir ist niemals (!) auch nur ein Kind, ein Jugendlicher begegnet, der sich freiwillig hätte nackt fotografieren lassen.

Hier ist der eigentliche Skandal zu sehen:
NIcht Herr Edathy oder die Politiker sind wichtig, sondern diese 800 Jungen, die für die Fotos durch die Hölle gehen mussten. Ich weiß, wovon ich rede, denn ich war vier Jahre das Opfer Schulklasse und habe immer wieder miterleben müssen, wie grauenhaft demütigend, wie zerstörend, wie erniedrigend es ist, wenn man seiner Scham beraubt wird und gezwungen wird, sich nackt zur Schau zu stellen.

Deshalb dürfen wir in unseren Bemühungen nicht nachlassen, gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen zu kämpfen und wir müssen uns zum anderen weiter dafür einsetzen, dass diese Welt heller, wärmer und menschlicher wird, damit es bei Tätern wie Mircos Mörder gar nicht erst zu solch schrecklichen Taten kommt und dass es solchen Menschen wie Herrn Edathy unmöglich gemacht wird, solche Fotos zu kaufen.

Um diese Welt menschlicher zu gestalten, braucht es drei Dinge:
Zum einen brauchen wir die Dankbarkeit, die mein Freund Helmut Mühlbacher immer wieder anspricht. Nur dann, wenn ich dankbar bin für all das Gute, das ich in meinem Leben erfahren durfte (das Schlechte soll dabei nicht verheimlicht werden!), kann ich mich liebevoll der Welt zuwenden und sie verändern.


Zum anderen brauchen wir die Liebe, die Syra Kolb in ihren Büchern "Gedanken, die berühren" und "Gefühlsverwandt im Spiegel erkannt" so wundervoll beschrieben hat. Denn die Liebe ist die Einzige, die diese Welt wirklich verändern kann.

Und das Dritte, was wir brauchen, ist die Versöhnung.
Bei all dem Bösen, was uns widerfahren ist, ist es wichtig, auf die Täter zuzugehen und uns mit ihnen zu versöhnen. Die Versöhnung und die Vergebung heilen unser Herz und geben unserem Leben eine neue, eine fröhliche Ausrichtung.

Was der Fall Mirco und Herr Edathy miteinander zu tun haben!

Versöhnung

Ihr Lieben,
ich grüße Euch heute Abend mit meinem Lieblingslied, mit Gabriellas Song, und ich umarme alle in Gedanken, denen das angenehm ist,  und wünsche Euch einen ruhigen Abend.
Euer Werner vom Weserstrand




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