"Was davor geschah" - Martin Mosebach

Hallo ihr Lieben, nach langer Zeit melde ich mich mal wieder mit einer Rezension zurück. Ich habe in letzter Zeit sehr viel gelesen, aber so gut wie nichts geschrieben und dann gab es auch noch einen familären Trauerfall, sodass ich mitterweile mit 5! Rezensionen im Rückstand bin, die nun so nach und nach (hoffentlich bevor die Uni erneut losgeht) geschrieben und hier veröffentlicht werden.
 
Heute bringe ich euch die Rezension von Was davor geschah. Dieses Buch habe ich bereits am 15. Februar ausgelesen, aber ich hatte bisher noch keine Zeit, die Rezension dazu zu verfassen...   In „Was davor geschah“ lernen wir einen Mann kennen, der von seiner leicht eifersüchtigen neuen Liebe ins Verhör genommen wird. Und zwar wird er gefragt, was er gemacht habe, bevor er ihr begegnet sei.

Wie war deine Frankfurter Welt, bevor du mich gefunden, bevor du sie mit mir geteilt hast?

Der Erzähler, von dem man bis zum Schluss den Namen nicht erfährt, erzählt dass er die erstbeste Wohnung genommen habe, die er finden konnte, dass er von ihr wegen des Lichtes, das durch die Baumkrone einer Kastanie gefiltert werde, fasziniert gewesen wäre. Weiteres gibt es noch eine zweite Wohnung mit dessen Bewohner, den der Erzähler jedoch nie zu Gesicht bekommt, ein seltsamer Nachbar, in dessen Wohnung auch seltsames vor sich geht und von dessen Leben und eventuellen Geheimnissen er jedoch gar nichts mitbekommt.

Bei einem Bier nach Arbeitsende in der Frankfurter Stadt wird er von dem jungen Hopsen zu einem der legendären Wochenendnachmittage eingeladen, die seine Familie am eigenen Swimmingpool in der prächtigen Villa veranstaltet. Es scheint ein angenehmes Wochenende zu sein, das von zwei Generationen, nämlich den Eltern und deren Kindern, verbracht wird.

Die Gäste sind schöne Menschen, die Geschmack und Stil haben, sie können miteinander umgehen und lassen ihre Bosheit nur sehr selten an die Oberfläche. Neuzugänge bei den Gästen werden geprüft, bevor sie eine weitere Einladung erhalten. Im Mittelpunkt steht das Ehepaar Hopsen, sie sind unglaublich reich, er ein Bauernsohn, der zu Reichtum gekommen ist und nie viele Worte verliert und neben seiner Frau fast nicht wahrgenommen wird. Als Gegengewicht gibt es einen Ex-Politiker namens Schmidt-Flex, der alle niederredet mit seinen Lebenserfahrungen und seinen Sohn dabei kategorisch niedermacht. Dessen Frau Silvi, eine entzückende versteckte Alkoholikerin, löst eine Katastrophe aus, als sie sich mit Bernard Hopsen auf eine Liebschaft einlässt, und alle Harmonie zusammenbricht.

Ebenfalls trifft man auf einen Mann namens Salem, der dick ist, aus seinen Anzügen fast heraus platzt und der es dennoch schafft die anfängliche Abneigung von Rosemarie Hopsten zu überwinden und ebenfalls eine Beziehung mit ihr ein geht. Man wird überrascht von der genauen Beobachtung der Personen, es gibt poetische Szenen wie auch hinreißend komische Augenblicke, wie zum Beispiel, wenn der ins sizilianische Ferienidyll vorausgeschickte Schmidt-Flex-Sohn genüsslich eine Zigarre raucht und deren Stummel dann in die Trockenheit wirft, um sie dann panisch zu suchen und den drohenden Brand löschen zu wollen.

Und natürlich kommt auch die Zeit, vor allem deren Vergänglichkeit nicht zu kurz. Dies sieht man, als der junge Schmidt-Flex an einem Denkmal sitzt und die Leute beobachtet, die Stadtstreicher ignorieren ihn, als ein Alter vorbeischlurft, offenbar von einer Pflegerin gekämmt und in den zu großen Anzug verpackt, sieht sich der junge Schmidt-Flex wie in einem dreißigjährigen Vorgriff aus der Zeit schlurfen….

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich anfangs etwas enttäuscht war, da ich mir unter dem Titel einfach etwas anderes vorgestellt hatte, aber man wird im Laufe der Geschichte so neugierig auf diese Menschen und wie alles zusammenspielt, dass man fast nicht mehr mitbekommt, dass es so gut wie kein Gespräch gibt und fast die ganze Zeit der Erzähler spricht. Man vergisst zeitweise sogar, dass es überhaupt einen Erzähler gibt. Dieser Roman ist wunderschön geschrieben, man bemerkt kleine Details, die einem zu Beginn vielleicht unwichtig vorkommen, die jedoch im Verlauf der Geschichte noch an Wichtigkeit gewinnen. Alles in allem bin ich sehr froh, dieses Buch gelesen zu haben und ich werde in Zukunft vermutlich noch mehr von diesem Autor lesen. *** Noch ausständig sind die Rezensionen zu folgenden Büchern, die hoffentlich so nach und nach kommen werden:
 
* Caragh O'Brien - Die Stadt der verschwundenen Kinder
* Gayle Forman - If I Stay
* Kerstin Gier - Rubinrot
* Krystyna Kuhn - Das Tal: Die Prophezeiung
* Lauren Oliver - Delirium Und natürlich wird es auch wieder einen Monatsleserückblick geben, der eventuell aber erst morgen geschrieben wird.
 Noch einen schönen Montag und eine schöne (Lese-)Woche wünscht euch eure Lisi
 

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