Was bleibt

"Der deutsche Film..." Ich habe keine Ahnung, wie viele Rezensionen an dieser Stelle schon mit diesen Worten begonnen haben. Filme aus Deutschland sind wichtig, präsentieren sich aber stets mit einer sehr stark schwankenden Qualität. Es ist also ein Unterschied, ob der Regisseur hinter einem Projekt nun Marcus H. Rosenmüller heißt, oder Til Schweiger. Neben zahlreichen völlig überbewerteten Romantic Commedys aus deutschen Landen, gibt es - Gott sei Dank - immer wieder kleine Perlen, die die große Bürde auf sich genommen haben, die Ehre des deutschen FIlmes zu verteidigen. So auch der neue Film von Hans-Christian Schmid "Was bleibt"
Marko hat es derzeit nicht besonders leicht. Die Beziehung zu seiner Freundin ist grade dabei, in die Brüche zu gehen und Markos Sohn leidet schon jetzt sehr unter der bevorstehenden Trennung seiner Eltern. Dann trudelt eine Nachricht seines Vaters ein. Irgendetwas wichtiges scheint passiert zu sein und die Eltern trommeln die ganze Familie und einige Freunde zusammen, für ein Treffen und eine kleine Feier.
Nachdem alle im Elternhaus eingetroffen sind, stellt sich heraus, dass es eine reine Familienveransstaltung wird und die große Ankündigung eigentlich eher eine Nebenrolle spielt. Der Vater hat seinen erfolgreich laufenden Verlag abgegeben. Gitte, die Mutter von Marko hat allerdings den größeren Hammer auf Lager. Seit vielen Jahren ist sie psychisch schwer krank und hat nun die Medikamente abgesetzt. Sie glaubt, auch ohne sie gut leben zu können. Die Familie ist da anderer Ansicht. Günther - der Vater - hält das für einen großen Fehler und nimmt sich vor, siene Frau noch vorsichtiger zu behandeln. Das wiederum führt dazu, dass Gitte sich ausgeschlossen fühlt. Das alles ist aber nur der Gipfel einer sehr langen und traurigen Familiengeschichte. all das bricht nun über Marko herein, der merkt, dass seine eigene Familie vielleicht noch gerettet werden kann.
Hans-Christian Schmid ist auch ein Regissuer, dessen Arbeiten einer stark schwankenden Qualität unterliegen. "23" zählt unter Fans zu  denausführlichsten Retrospektiven zum Thema Illuminaten und Verschwörungstheorien. "Crazy" wiederum war filmisch eher schwach, hat aber einen unglaublichen Erfolg gefeiert, weil die klischeebeahftete Komödie über kleine Jungs, die auf einem Internat langsam zu großen Jungs werden, bei der Zielgruppe irgendwie genau ins Schwarze getroffen hat. Über den Wahrheitsgehalt solch martialischer Riten, wie Kekswichsen wird noch heute heiß diskutiert.
"Was bleibt" wirkt auf den ersten Blick ganz anders, entpuppt sich aber schnell als perfekte Stilschablone für die Arbeiten von Hans-Christian Schmid.
Der Film fährt den gewohnten reduzierten Stil - unvermeidlich ist natürlich die Wackelkamera - und legt den Fokus auf die Figuren.
Corinna Harfouch ist eine wunderbare Schauspielrin, die ihre Rollen stets enrom überzeugend zu spielen versteht, es aber auch immer wieder sehr verblüffend meistert, ihre ganz persönliche Noite mit einzubringen.
Auch Lars Eidingers Darstellung ist sehr gelungen und es macht große Freude, den Schauspieler bei der Arbeit zu beobachten. Er ist eben einfach ein sympathischer Typ und versteht ebenfalls, diese Eigenschaft in seine Rolle mit einfließen zu lassen.
So positiv diese beiden Schauspieler auffallen, wirkt der Rest des Ensembles irgendwie hölzern und gekünstelt. Viele Szenen im Film sollen sehr alltäglich, also echt, wirken. Durch das hölzerne Spiel einiger Figuren wirkt es aber irgendwie falsch oder unpassend. Man hat nicht den Eindruck, dass die einzelnen Familienmitglieder wirklich unter der Situation leiden. Vor allem Jacob nervt schon fast durch seine komische Gestik, und seine Art zu sprechen klingt, wie auswendig gelernt.
Abgesehen davon ist der Film allerdings sehr rund und erzählt eine traurige Geschichte, die packt und mitfühlen lässt.
Einen dicken Kloß im Hals habend, verlässt man das Kino und ist doch gleichzeitig froh darüber, mal wieder ein solches Erlebnis gehabt zu haben. Filme, die derart gekonnt mit den Emotionen spielen können, gibt es nicht oft. Wenn es sie gibt, dann kommen sie oft aus Deutschland. Mission geglückt?
Was bleibt (D, 2012): R.: Hans-Christian Schmid; D.: Corinna Harfouch, Lars Eidinger, Sebastian Zimmler, u.a.; M.: The Notwist; Offizielle Homepage
In Weimar: lichthaus
Der Filmblog zum Hören: Jeden Donnerstag, zwischen 12:00 und 13:00 Uhr, auf Radio Lotte Weimar.


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