Was bleibt

Was bleibt

G.Rag Y Los Hermanos Patchekos „München 7/3“ (Gutfeeling)
Man tut sich schwer damit, die Betrachtungen über die Filmmusik vom Schicksal der aktuellen, dritten Staffel von „München 7“ zu trennen, als solche bekommen diese unweigerlich eine gehörige Portion Wehmut mit auf den Weg. Xaver Bartl und Felix Kandler versuchen ja seit einigen Wochen leidlich, sich im aufgebrezelten Vorabendprogramm der ARD freizuschwimmen, während beim Haussender BR der Folkloremarathon „Dahoam is dahoam“ als inspirationsarme „Telenovela Bavarese“ sich selbst genügen darf.
Es sind andere Zeiten, welche die beiden Komissare rundum und über den Viktualienmarkt treiben – eine Einkehr in Fales „Trattoria 30%“ ist ihnen verwehrt, auch Eisi Gulp leistet keinen Beistand mehr, stattdessen müssen sie sich am Zickenzank Elfi vs. Moni abplagen – sie sind nicht zu beneiden. Selbst die grantelnde Gruberin vermag jedoch den Abgang früherer Sympathieträger nicht wettzumachen, auch die Geschichten kommen zuweilen seltsam hölzern und konstruiert daher, fast so, als hätte dem Bogner jemand gesagt, er solle doch dem weltstädtischen München bitteschön auch mal die dringenden Probleme gleichgeschlechtlicher Partnerschaften oder zeitgemäßer Flashmobs auf den Serienleib schneidern – allein, es passt nicht immer.
Und mittendrin die G.Rags, selbst schon ins Schaupielerensemble verpflichtet, und das leider in einer Folge („München Melodie“), die neben feiner Musik leider auch recht talentfreie Vorstellungen der Herren Hanitzsch und Schuhbeck zu bieten hatte. Eine Portion Mitleid also auch für die Band? Keineswegs. Denn was sie tun können, das tun sie mit Bravour, immer noch. Schließlich gelingt ihnen, die sie mit der Serie nicht groß, aber doch etwas größer geworden sind, mit ihren liebenswerten, skizzenhaften Miniaturen, was den Schauspielern bisweilen verwehrt bleibt – die zusätzliche, musikalische Dimension verleiht dem Darsteller und der Szenerie mittels Erkennungsmelodie einen Erinnerungswert. Der Sound also bleibt. Nicht alle Stücke des vorliegenden Scores sind für die Serie geschrieben, was aber nicht weiter stört, sind G.Rag Y Los Hermanos Patchekos doch so unverbrüchlich in München verwurzelt, dass fast jedes ihrer Lieder hierhin verortet oder im Zweifelsfall umgedeutet werden kann.
Noch dazu war die Einbettung verschiedener Musikstile und Klangfarben schon immer ihre offenkundige Berufung – vom bayerischen Humptata sind sie soweit entfernt wie Xaver Bartl vom Status des Vorzeigebeamten. Es gibt griechischen Blues (Rembetika Landwehrstraße/Schillerstraße), die erwartete, weil fast zwangsläufige osteuropäische Einfärbung, Swing (Swing Monaco), Jazz, Calypso (Jeux De Dames), Walzer, Stücke zum Sandeln (Sonne, Das Nichts) und einen wundervollen Zwiefachen zum Schluß. Ein wenig fehlen die eingestreuten Dialogsequenzen, ein paar von den weltumspannenden Gedanken der Herren Bartl, Kandler und Zagreb hätte man gern verewigt gehabt – sei’s drum, diese Musik fungiert hier also nicht nur als Ehrenrettung, sondern sorgt auch für das lässige, sonnenträge Wohlgefühl, wie nur München es kennt. http://www.gutfeeling.de/

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