Was andere schon richtig machen – Prinzipien

imageDas ist Wolfgang Marlie. Er ist Inhaber der Reiterpension Marlie an der Ostsee - und Reitlehrer aus Passion [1]. Von ihm können wir als Softwareentwickler etwas lernen.

Als Reitlehrer ist seine Aufgabe, Reitschüler ans Pferd und aufs Pferd zu bringen. Es geht natürlich um den Spaß mit einem großen Tier. Das macht er, das macht sein Team sehr gut. Die Reiterpension ist auch in diesem Sommer wieder fast ausgebucht.

Der Ansatz, den Sie dafür wahrscheinlich erwarten, ist ein technischer: Ein Pferd ist in einem Reitstil ausgebildet – Englisch, Western o.ä. –, d.h. es kennt eine Reihe von Kommandos, und der Reitlehrer bringt dem Reitschüler diese Kommandos bei. Eins nach dem anderen. In einer didaktisch klugen Weise.

So etwas gibt es bei Wolfgang Marlie auch. Wenn man dringend möchte. Doch seine Philosophie ist eigentlich eine andere. Wolfgang Marlie ist ein Mann des Grundsätzlichen. Ihm geht es nicht einfach darum, Techniken zu vermitteln, sondern auch und vor allem das Warum dahinter. Es geht ihm um den prinzipiellen Umgang mit Pferden.

Das drückt sich in den Gesprächen zwischen ihm und seinen Reitschülern aus. Darin geht es nicht nur darum, wie zum Beispiel ein Signal besser gegeben werden könnte – sondern immer wieder steht die Frage im Raum, warum denn das Pferd überhaupt auf das Signal reagieren sollte?

Wolfang Marlie lehrt zu einem Gutteil also auf der Meta-Ebene. Für ihn gibt es kein gutes Reiten ohne eine gute Beziehung zwischen Mensch und Pferd. Für ihn gibt es keine verlässliche Verständigung zwischen Mensch und Pferd, wenn sie nicht immer wieder abgeklopft, aufgebaut und gefestigt wird. Ihm reicht es nicht, wenn der Mensch scheinbar Techniken beherrscht – eine Sprache bzw. den Hilfsmitteleinsatz. Ohne Prinzipienverständnis und die rechte Haltung ist ihm das hohl. Es mögen sich für den Moment ansehnliche Leistungen dadurch herstellen lassen, doch ob darunter ein nachhaltiges Verhältnis existiert und auch das Tier Freude hat, ist nicht ablesbar.

Sein Unterricht ist daher eine Lehre in kleinen Schritten. Man sollte viel Zeit mitbringen, wenn man sich auf Wolfgang Marlies verständnisvollen wie verständnisorientierten Unterricht einlässt. Der Wechsel zwischen konkretem Tun, der Anwendung von Techniken, und der Reflexion, der Meta-Ebene, dem Lernen lernen und auch dem Lehren lernen… das kostet Zeit und Ausdauer.

Doch der Lohn der Mühe ist ein ganz anderes Verhältnis zwischen Mensch und Pferd. Tiefer, befriedigender, verlässlicher, ruhiger – und damit auch sicherer.

Wo ist der Bezug zur Softwareentwicklung?

Ich denke, wir sollten an die Softwareentwicklung auch so herangehen. Natürlich ist die ganz anders – oder doch nicht? Dort ein Tier, hier eine Maschine. Das ist ein unübersehbarer Unterschied. Aber: dort ist Kreativität und Blick fürs Detail gefragt, hier ist ebenfalls Kreativität und Blick fürs Detail gefragt. Problemlösungen müssen hüben wie drüben gefunden werden. Nachhaltigkeit ist dort wie hier das Ziel. “Störrisch” stellen sich Tier wie Plattform an.

Und genau deshalb sind die Prinzipien so wichtig. Kurzsichtig lässt sich mit Gewalt viel erzwingen. Gerte und Sporen können ein Pferd in die Spur bringen. Und Zeitdruck mit Fokus auf die Funktionalität kann eine Software in die Spur bringen zum baldigen Release. Das geht. Irgendwie. Doch eher früher als später kommt die Retourkutsche: Das Pferd bockt – dann ist mehr Gewalt nötig. Das Vertrauen ist futsch. Die Software stellt sich bockig bei Veränderungen an, Bugreports häufen sich. Das Vertrauen des Kunden ist futsch.

Doch es geht auch anders. Eben mit einem Blick auf die Prinzipien. Warum soll ein Pferd auf ein Signal reagieren? Warum soll eine Software korrekt sein oder sich über Jahre geschmeidig verändern lassen? Weil Reiter bzw. Softwareentwickler es wollen? Oder weil das so in der Natur der Dinge angelegt ist?

Weit gefehlt! Es braucht Verständnis für die dahinter liegenden Prinzipien. Es braucht Zeit und kleine Schritte. Es braucht die ständige Reflexion.

Das hat Wolfgang Marlie erkannt und setzt es schon in der Reitlehrpraxis ein. Das muss die Softwarebranche noch breiter erkennen. Die Clean Code Developer Initiative ist ein Versuch, dafür Verständnis zu wecken und Anleitung für den schrittweisen Einstieg zu geben.


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