In beiden Kulturen gibt es eine große Sache, die gleich ist – es ist dieser Übeltäter: die Erwartung. In östlichen Kulturen wie eben in Bhutan gibt es vielleicht blinde Hingabe, aber sie alle haben eine Erwartung. In der westlichen Kultur sind sie vielleicht skeptisch und weltlich, aber hier gibt es auch eine Erwartung. Und diese Erwartung, obwohl sie sich unterschiedlich manifestieren mag, hat grundlegend nur eine Natur und diese ist, dass alle glücklich sein wollen. Und das ist auch der Grund, warum die Dinge falsch laufen.
Buddhist zu sein und den Dharma zu praktizieren, hat nichts mit dem Glücklich sein zu tun. Wenn man den Dharma praktiziert, um glücklich zu sein, dann ist das, als ob man das Gegenteil davon macht, einfach das Gegenteil. Erleuchtung hat nichts mit glücklich oder unglücklich sein zu tun. Und beide Kulturen kommen zu mir um glücklich zu sein. Das ist wirklich die Quelle allen Missverständnisses.
Erwartung! Ich glaube, dass ist ein großes Problem. Natürlich, die Motivation ebenfalls. Ihr wisst, die Motivation, weshalb wir den Dharma praktizieren, weil die meisten von uns den Dharma aus einer sehr begrenzten Motivation heraus praktizieren – sie wollen glücklich sein, wollen sich entspannen, wollen kräftiger sein oder was auch immer. Wenn ihr dies macht, werdet ihr enttäuscht werden, weil wir in Samsara leben und wirklich glücklich zu sein, ist einfach schwierig. Aber der letztendliche Zweck für den Dharma ist nicht dafür, er ist für die Erleuchtung. Und ich glaube, das ist mein wichtiger Rat. Wenn ihr den Dharma praktiziert, dann praktiziert ihn für die Erleuchtung, nicht für Rechte, nicht für die Freiheit, nicht für die Gerechtigkeit, nicht für Heilung, nicht dafür, um sich in einer weltlichen Art besser zu fühlen.
(Aus einem Interview mit Dzongsar Khyentse Rinpoche mit Andrew Cohen.) english version by Teong Hin Ooi