Warum vermenschlichen wir Tiere? Gedanken einer veganen Mama

Erstellt am 19. Juni 2018 von Farah Schramm
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Es hat uns mal wieder erwischt. Meine Tochter ist krank Zuhause und weicht Mama nicht mehr von der Seite. Darum gilt derzeit: Child first. Also arbeite ich in den Momenten, wenn sie mittags oder abends schläft. Spätestens Ende der Woche sollte wieder alles gut sein.

Was mich massiv stört, ist die Tatsache, dass sich in Krankheitsphasen die Beschäftigung meiner Tochter fast ausschließlich auf den Fernseher beschränkt. Für alles andere ist sie zu platt.

Der tierische Wahnsinn im Kinderprogramm

Dabei komme ich nicht drum herum, mich ebenfalls mit dem Kinderfernsehprogramm zu beschäftigen. Wer selbst Kinder hat und relativ gesellschaftlich angepasst lebt, wird wissen, was als Nächstes kommt.

Auf sämtlichen Kindersendern laufen mehrheitlich Serien, in denen Tiere die Hauptrollen spielen. Aber selten so, wie sie in Freiheit oder in der Natur leben. Meistens werden die Tiere vermenschlicht.

Sie sprechen, tragen Kleidung, Essen zubereitete Speisen, trinken Säfte und Milch, sind alle ungefähr gleich groß (egal ob Elefant, Fuchs oder Zebra), arbeiten, spielen, gehen in den Kindergarten und in die Schule…

Warum vermenschlichen wir Tiere?

Ich könnte diese Liste wahrscheinlich ins Unendliche fortsetzen.  Dabei drängt sich mir eine Frage auf: warum vermenschlichen wir Tiere?

© kinderserien.tv / Pixabay

Zurzeit steht ein bestimmtes Schwein bei meiner Tochter ganz hoch im Kurs. Wir sind ein technisch gut ausgestatteter Haushalt und mein Mann hat You Tube quasi zum Standardprogramm erkoren. Und damit sind auch Videos dieses Zeichentrick-Schweins in Stundenlänge bei uns eingezogen…

Ich bin ehrlich genervt. Nicht nur, weil ich mittlerweile sämtliche Folgen auswendig kenne. Mich stört vor allem das Bild, das von Tieren an die Kinder transportiert wird.

Lange Zeit konnte ich das „Tierprogramm“ auf drei Filme eingrenzen: Unsere Erde*, Unsere Ozeane* und Serengeti*. Darum weiß meine Tochter auch, wie diese Tiere wirklich aussehen und wie sie leben.

Zusätzlich leben wir in einer ländlichen Gegend, in der es Ziegen, Hühner, Pferde, Schafe usw. live zu sehen gibt.

In unserer strukturierten, zunehmend verstädternden Welt wird es immer schwieriger für Kinder Tiere in ihrer realen Umwelt und in ihrer echten Lebensweise kennenzulernen. Das ist wohl einer der wenigen Vorteile der Provinz.

Kinder sollen sich mit den Tieren identifizieren

Umso mehr störe ich mich daran, dass dieses Zeichentrick-Schwein gerade unser Fernsehprogramm dominiert. Als Mama, weil ich den Fernsehkonsum meiner Tochter wieder herunterfahren will ohne Protest.

Als Veganerin, weil das Bild, das von den Tieren darin vermittelt wird, völlig an der Realität vorbei geht. Die Tiere werden in diesen Cartoons an das menschliche Ideal angepasst. Es soll eine Identifikation der Kinder mit den tierischen Protagonisten erzeugt werden.

Darum wohnt Fräulein Wutz samt Mama, Papa und Bruder in einem gelben Haus und führt ein perfektes, konservatives Vorstadtleben.

Die tierische Realität sieht anders aus

Ein echtes Schwein läuft weder auf seinen Hinterbeinen, hat keine Kleidung an und wohnt schon gar nicht in einer Vorstadtidylle.

Die Relität für Schweine und für andere als „Nutztiere“ klassifizierte Tiere ist eine andere. Enge Käfige, eingepfercht mit hunderten Artgenossen, quasi nie Sonnenlicht, umgeben von grauem Beton und Gitterstäben, dazu genötigt in seinen eigenen Exkrementen zu stehen und der Tag besteht aus Langeweile, fressen und trinken.

Und wenn die Tiere nach Maßstab des Landwirts groß und schwer genug sind, treten sie ihre finale Reise ins Schlachthaus an, um grausam getötet zu werden…

Doch solche Geschichten werden natürlich nicht erzählt. Zum einen könnte man damit ein Kind traumatisieren, wenn es diese unzensierte Wahrheit erfährt. Zum anderen wird versucht diese Wahrheit mit allen nur möglichen Mitteln von der Fleischindustrie verheimlicht zu werden.

Eine Sendung, in der fröhliche Schweine mit ihren anderen Tierfreunden spielen, singen, tanzen und sich ganz menschlich verhalten, verkauft sich doch viel besser.

Meine Gedanken als vegane Mama

Ganz lange habe ich solche Sendungen einfach dumpf konsumiert ohne darüber nachzudenken. Ich fand sie manchmal sogar lehrreich. Aber seit ich vegan lebe und mich auch mit Tierschutzthemen beschäftige, empfinde ich auch solche Kindersendungen als Manipulation und Verschleierung der Wahrheit.

Ich werde meine Tochter, die aufgrund ihres Papas omnivor isst, nicht mit der schonungslosen Wahrheit konfrontieren. Stattdessen erkläre ich ihr immer wieder, dass Fleisch, Wurst usw. von toten Tieren stammen. Bisher versteht sie es mit ihren fast drei Jahren noch nicht wirklich. Ich kann es ihr nicht verbieten, schon gar nicht in diesem familiären Umfeld.

Mein Ansatz ist es, ihr altersgerecht immer wieder zu erklären, was sie da isst, wie unsere Gesellschaft mit Tieren umgeht und warum ich vegan lebe. Wenn es nach mir ginge, würde ich den Fernseher abschaffen. Doch dann laufen sowohl mein Mann als auch meine Tochter dagegen Sturm.

Als erwachter, seinen Verstand benutzender Mensch ist es oft frustrierend, wenn man von manipulierten Menschen umgeben ist.

Warum vermenschlichen wir Tiere auf der einen Seite und beuten sie auf der anderen Seite aus? Und das schon von Kindesbeinen an?

Unter nicht-Veganern werde ich mit diesem Text auf viel Gegenwind treffen. Doch er entspricht der Wahrheit. Erst wenn wir einen Ausweg aus dieser Manpulationsspirale finden, werden solche Bilder vielleicht Realität.

© Pixabay

Seid ihr auch Eltern? Wie gehr ihr mit solchen Kindersendungen um? Oder überhaupt mit Fernsehen? Vielleicht habt ihr ja auch ein paar Tipps für mich, wie ich diesen bunten Tierwahnsinn kontinierlich aus unserem Haushalt entfernen kann.

Das musste ich einfach mal los werden. Es drückt schon eine ganze Weile. Schon merkwürdig, worüber man sich als Veganer alles Gedanken macht. Als Omnivore habe ich darüber nie nachgedacht.

Natürlich könnte ich das Thema noch von ganz anderen Perspektiven aus betrachten. Doch für heute soll es das gewesen sein. Schließlich muss ich mich noch um ein krankes Kind kümmern.

Farah

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